Zwar sind nur wenige Überreste der Millionen Jahre alten Parasiten erhalten, doch die winzigen Mitesser haben oftmals Spuren an den Körpern ihrer Wirte hinterlassen, die an Fossilien noch deutlich zu erkennen sind. Gemeinsam mit Fachkolleginnen und -kollegen der Universitäten Missouri und Alabama sowie Bologna und Warschau hat De Baets eine Datenbank solcher versteinerten Wirte angelegt, in der die Expertinnen und Experten Spuren von Parasiten, die im Meer lebten, sammeln. Die ältesten dieser Fossilien sind bis zu 540 Millionen Jahre alt. Die Datenbank basiert auf Beobachtungen von 103.243 Fossilien von Wirten.
Anhand dieser Daten hat das Team nun untersucht, wie sich das Vorkommen von Parasiten im Laufe der Erdgeschichte verändert hat. Ihr Ergebnis: Je größer die biologische Vielfalt des Lebens, desto mehr Parasiten – und umgekehrt. Für den Laien mag so ein Schluss auf der Hand liegen. Doch in der Fachwelt wird die Frage der biologischen Beziehung zwischen Gegenspielern – wie Wirt und Parasit, Räuber und Beute – heiß diskutiert, seit Charles Darwin 1859 erstmals über natürliche Selektion und das Überleben der am besten Angepassten schrieb.
Detailliertere Studien mit höherer zeitliche Auflösung sollen jetzt zeigen, ob bei plötzlichen Massenaussterbeereignissen der Parasitismus eher zeitlich begrenzt zugenommen hat, auf Dauer weniger geworden ist oder sich nach kurzem Anstieg sogar ein Gleichgewicht eingestellt hat. Grundsätzlich zeigen die Untersuchungen des Teams um De Baets, dass Interaktionen zwischen Lebewesen bei der Modellierung von Diversitätsänderungen – etwa bei Voraussagen zum Überleben und Sterben von Arten im Klimawandel – berücksichtigt werden müssen.
FAU
Originalpublikation:
Kenneth De Baets et al.: Phanerozoic parasitism and marine metazoan diversity: dilution versus amplification,Philosophical Transactions B 2021