VBIO

Fragen und Antworten zum Karriereplanung für Biowissenschaftler

Fragen, die uns immer wieder gestellt werden und unsere Antworten dazu:

FAQs zu Berufsfeldern für Biowissenschaftler

Wie ist die langfristige Entwicklung des Arbeitsmarktes für Hochschulabsolventen und Berufseinsteiger der Biologie einzuschätzen?

Biologie ist die Wissenschaft des 21. Jahrhunderts, sie entwickelt sich rasant. Damit verändern sich auch die Berufsbilder. Insgesamt ist der Bedarf an Absolventen in den letzten zehn Jahren gestiegen; die Absolventenzahlen aber auch.

Seit 20 Jahren gibt es einen sehr robusten Arbeitsmarkt im Bereich der Biotechnologie, während die Bedeutung von Stellen im öffentlichen Dienst abgenommen hat. Die Pandemie hat einen kurzfristigen Nachfrageschub nach Molekularbiologen ausgelöst und auch andere gesellschaftliche Herausforderungen wie der Klimaschutz, der Naturschutz oder die Bioökonomie, mit der Notwendigkeit die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen zu vermindern, zeigt, wie notwendig biowissenschaftliches Know-how auch mittelfristig gebraucht wird.

Es gibt aber keine wirklich seriösen Aussagen über den Arbeitsmarkt in zehn oder zwanzig Jahren. Die Anzahl bezahlter Stellen in der Biologie war bislang immer kleiner als der inhaltlich erforderliche Bedarf. Dies hat auch mit berufsständischen Abgrenzungen benachbarter Berufsfelder zu tun. Gerade die verkammerten Berufe des Gesundheitswesens und der Ingenieurwissenschaften verhindern immer wieder den Einsatz von Biowissenschaftlern, denen Approbation oder Kammerzugehörigkeit verweigert wird. Das berufliche Know-how von Biowissenschaftlern ist in der Regel dabei kein Problem, aber selbstständiges Arbeiten in bestimmten Bereichen wird durch Berufsschranken imemr wieder eingeengt.

Die demoskopische Entwicklung dürfte zukünftig zu einem geringeren Angebot an qualifizierten Personen führen. Die allgemeine Sparpolitik, Überbürokratisierung und Technikfeindlichkeit bei gleichzeitig wachsender internationaler Konkurrenz laufen diesem Trend entgegen. Bleiben Sie daher wachsam, informiert und engagiert.
 

Wie finden organismisch arbeitende Biologen einen Berufseinstieg?

Arbeitsplätze für organismisch oder ökologisch arbeitende Biologen, sind begehrt, aber rar. In bestimmten Bereichen gibt es aber sogar einen ausgesprochenen Fachkräftemangel. Jedoch haben Absolventen der Ökologie, bzw. klassischen Botanik oder Zoologie gerade beim Karrierestart zum Teil Probleme, da sie selten arbeitsmarktkonform ausgebildet sind. Klassische Berufsbilder finden sich vor allem im Umweltbereich bei Behörden und freiberuflichen Biologenbüros, aber auch an Schulen und Hochschulen. Zudem bieten sich Quereinstiege in Berufsfelder, die nicht explizit für klassische Biologen ausgeschrieben sind. Hier gilt es, die Anforderungsprofile in den Stellenanzeigen mit den eigenen Qualifikationsprofil abzugleichen. Berufseinsteiger oder Wiedereinsteiger, die bereit sind, fachlich und räumlich etwas über den Tellerrand zu blicken, eröffnen sich im Berufsfeld „Entwicklung des ländlichen Raumes“ weitere Möglichkeiten. Im öffentlichen Dienst sind dabei Stellen im gehobenen Dienst (für FH-Absolventen und B.Sc.) wesentlich häufiger zu finden als Stellen im höheren Dienst (für M.Sc., Promovierte).

Für die Erhaltung der Biodiversität, naturschutzverträgliche und nachhaltige Landwirtschaft sowie regional angepasste Wirtschaftsformen und die Entwicklung von entsprechender Infrastruktur und Arbeitsplätzen (um nur einige Punkte zu nennen) stehen nationale und internationale Fördergelder zur Verfügung. Ministerien, das Bundesamt für Naturschutz und die jeweiligen untergeordneten Behörden, Naturschutzakademien, Stiftungen, Naturschutz- und Landschaftspflegeverbände sorgen durch Projekte für die Entwicklung von Lösungsvorschlägen und die Umsetzung.
Für Biologen, die hier einsteigen wollen, sollten neben einer soliden biologischen „Grundbildung“ mit vertieften Artenkenntnissen in relevanten Bereichen auch über praktische (Projekt-)Erfahrung verfügen. Zusatzausbildung(en) bzw. Kompetenzen in den Bereichen Projektmanagement, Antragstellung, Verwaltungsrecht, Mediation/Moderation, Öffentlichkeitsarbeit/PR sind oft nötig und sinnvoll. Absolute räumliche Flexibilität gehört hierbei dazu. Da mittlerweile viel grenzüberschreitende Entwicklung- und Projektarbeit geleistet wird, gehören Fremdsprachenkenntnisse, die über Englisch hinausgehen sowie die Kenntnis und das Verständnis anderer Verwaltungs- und Arbeitskulturen zu den notwendigen Kompetenzen für solche Bereiche.

Welche Fachrichtungen der Biologie werden künftig auf dem Arbeitsmarkt an Bedeutung gewinnen?

Der VBIO ist überzeugt, dass alle biowissenschaftlichen Fachrichtungen Zukunft haben, wenn auch die Anzahl der Stellen von Fachgebiet zu Fachgebiet variiert.
Die Molekularbiologie ist inzwischen selbst in den klassischen biologischen Fächern angekommen, was z. B. heißt, dass viele Zoologen und Botaniker in ihrer Forschung auch molekulare Methoden anwenden und dadurch ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöhen.

Die biomedizinische/molekularbiologische Forschung bleibt weiterhin als DIE Jobmaschine, beispielsweise in den Bereichen neurodegenerative Erkrankungen, Krebs oder Autoimmunität. Biologen werden in allen Bereichen gebraucht, bei denen kein Patientenkontakt notwendig ist. In der Biotech- und Pharmaindustrie und bei den Laborzulieferern bieten sich vielfältige Beschäftigungsfelder in Produktion, Qualitätsmanagement sowie  Service / Marketing / Vertrieb an. Darüber hinaus im Bereich der Entwicklung von Arzneimitteln, von der Vorklinik über das Klinische Monitoring bis hin zur Zulassung.

Bei der weißen Biotechnologie, auch Bioökonomie genannt, zeichnet sich durch den Bedarf an nachwachsenden Rohstoffen auch ein Wachstumsfeld ab.

Der Bereich der grünen Biotechnologie ist in Europa und vor allem in Deutschland politisch so festgefahren, dass die exzellent ausgebildeten deutschen Absolventen über kurz oder lang nach Übersee abwandern werden, wenn die Europäische Kommission nicht doch noch das Arbeiten mit den neuen molekulkarbiologischen Methoden (z.B. CrisprCas9) dereguliert.

Generell sind heute hoch qualifizierte Allrounder gefragt, die neben „echten“ Spezialisten in der Lage sind, verschiedene Disziplinen gut zu vernetzen, um ein optimales Ergebnis zu erzielen. Interdisziplinarität wird groß geschrieben, daher sind Flexibilität und echte Bereitschaft zum „Life-Long-Learning“ gefragt. Die anderen „Soft Skills“ und mindestens sehr gute Englisch-Kenntnisse als wissenschaftliche Umgangssprache sind inzwischen Standard und werden als selbstverständlich vorausgesetzt.

 

Wie sind die Berufsaussichten für Wissenschaftsjournalisten?

Wissenschaftsjournalismus ist für viele Biologen ein Traumjob, und sei es, weil man gern über den eigenen Tellerrand schaut. Für viele Biologen, die nirgendwo anders untergekommen sind, oder die einige Jahre - z.B. durch Elternzeit - beruflich pausiert haben, ist die Medienbranche ein trügerischer Rettungsanker. Es ist relativ einfach, mal für eine Zeitung oder ein anderes Medium eine "Story" zu schreiben, allerdings muss man weniger etwas von der Wissenschaft verstehen, als einfach nur eine "gute Schreibe" haben. Der wichtigste Knackpunkt ist aber, dass die Medien durch den Wegfall vieler Werbeeinnahmen so stark im Umbruch sind, dass gerade Neueinsteiger - wenn überhaupt - nur als unterbezahlte Freiberufler eine Chance bekommen. Gerade im Wissenschaftsjournalismus ist der Grad an Selbstausbeutung sehr hoch und gesicherte Einkommen selten.

Wo finde ich die passenden Kontakte?

Kontakte knüpfen ist gar nicht schwer. Während des Studiums können Sie über Praktika die nötige Praxis-Erfahrung sammeln und sich in der Szene schon einmal bekannt machen. Auch nach dem Studium werden Praktika in der Regel die ersten Einsätze darstellen. Wer hier nicht nur Routinearbeiten erledigt, sondern eigene Ideen einbringt und umsetzt, die beispielsweise zu einem Vortrag auf einer Fachtagung, zu einer Veröffentlichung in einem Fachmagazin oder zu einem vorzeigbaren Projekt führt, ist im Vorteil.

Weitere Kontakte können sich auf Tagungen, Seminaren, Workshops, Arbeitsgruppentreffen und Jahreshauptversammlungen der Fachgesellschaften und Verbänden ergeben. Während der Veranstaltungen kommt es vor allem auf die sozialen Kontakte an, sie in den Kaffee-Pausen aktiv suchen sollten. Viele, die beruflich stark eingespannt sind, treffen ihre Kollegen gerade dort. Man ist gut gelaunt, trifft sich in den Pausen zum Gespräch und geht abends zusammen auf Tour. Schließen sie sich mit an und sie werden merken, daß sie zügig in die Szene quasi mit hineinrutschen können.

Es gibt eine Fülle von Präsenzveranstaltungen, insbesondere "Karrieremessen", bei denen Sie die Gelegenheit haben, potentielle Arbeitgeber direkt kennenzulernen und mehr über potentielle Anstellungen zu erfahren. Auf www.master-bio.de  finden Sie eine Zusammenstellung der wichtigsten Jobbörsen im Bereich der Life Sciences. Eine ausführlichere, Übersicht gibt es auf www.vbio.de/termine, wo unter den Veranstaltungstypen "Jobbörsen" oder „Karriere-Events“ eine ganze Reihe weiterer Veranstaltungen eingestellt ist.

Wie viel kann man als Biologe verdienen?

Ich will hier keine konkreten Zahlen nennen, aber es wird gutes Geld verdient. In der Chemie- und Pharmaindustrie wird nicht mehr unterschieden, welches Studium man absolviert hat. Hier ist bei den Einstiegsgehältern nur wichtig, ob man promoviert hat und ob man bereits Berufserfahrung außerhalb der Akademia vorweisen kann. Wir haben viele Informationen rund um Bewerbung und Gehälter auch in folgendem pdf zusammengestellt.

Es gibt klare tarifliche Vorgaben, die allerdings nicht für alle Firmen gelten. Es ist wie beim Fußball, Angebot und Nachfrage regeln den Preis. Insbesondere ist es aber auch entscheidend, welches Personalentwicklungskonzept die Firma verfolgt. Was nützt mir ein Spitzengehalt, wenn ich nach kurzer Zeit wieder ausgestellt werde. Allerdings: Wer sich unter Wert verkauft – sprich weniger als im öffentlichen Dienst üblich – hat es schwer, ohne Arbeitsplatzwechsel sein Gehalt nachhaltig zu steigern.

Wie sind allgemein die Zukunftsaussichten?

Insgesamt ist der Arbeitsmarkt für Biologen im Moment sehr gut aufgestellt. Allerdings haben wir immer noch keinen Bewerbermarkt, da erst seit 20 Jahren Biologen verstärkt eingestellt werden und somit noch nicht mit Pensionierungswellen wie bei den Ingenieuren zu rechnen ist. Viele der großen Probleme der Menschheit werden nur mit Hilfe der Biowissenschaften lösbar sein. Somit sind die Aussichten für Biologen exzellent. Selbst Politik und  Wirtschaftswissenschaften haben das Prinzip der Nachhaltigkeit entdeckt. Unter dem Schlagwort Bioökonomie werden wir da noch viel hören.

Entscheidend für die beruflichen Chancen wird auch die Solidarität der Biowissenschaftler sein, die sich gegen die Interessen anderer Berufsstände durchsetzen müssen. Daher das Motto des VBIO: Gemeinsam für die Biowissenschaften!

Was muss ich beim Jobwechsel beachten?

Es gibt vieles zum Beachten, sobalbd man sich fest entschlossen hat, den Job zu wechseln. Gerade als Biologe sollteman sich imemr wieder fragen: Passt mir der aktuelle Job, wie sicher ist dieser (ggf. auch noch in 3-5 Jahren) und welche Chancen und Risiken ergeben sich bei einem Jobwechsel. Nur als Beamter wird man sich seines aktuellen Jobs sicher sein, aber ist man auf die Dauer im aktuellen Job auch glücklich, oder nutzt man gerade in der aktuellen Situation die Chance eines Neuanfangs?

Unter https://bewerbung.com/ finden Sie eine hilfreiche Checkliste vom ersten Gedanken an einen neuen Job bis zum ersten Arbeitstag im neuen Job.

Habe ich in meinem Alter überhaupt noch eine Chance?

Gerade in den Biowissenschaften muss man oft über lange Jahre sich mit prekären Arbeitsbedingungen und vor allem ohne dauerhafte Berufsperspektivne herumschlagen. Wer als 40-jähriger noch in der Alma-Mater an befrsitete Drittmittel-stellen klammern muss, oder nach einer Famienpause wieder in den Beruf einsteigen will, muss ehrlich mit den eigenen Chancen und Fähigkeiten umgehen. Die bisherigen wissenschaftlichen Verdienste spielen bei einem späten beruflichen Einstieg in der freien Wirtschaft eine untergeordnete Rolle. Hier sind die "Soft Skills" entscheidend, ob man eine Chance bekommt. MAchen Sie daer eine ehrliche persöhnliche Potentialanalyse (gerne mit Hilfe eines professionellen Coachs) und lassen Sie vor allem Belastendes aus ihrem bisherigen Arbeisleben möglichst hinter sich. Je "aufgeräumter" Sie zukünftigen Arbeitgebern entgegentreten, desdo höher sind Ihre Chancen. Und nutzen Sie auch unkonventionelle Kontaktmöglichkeiten.

Hier ein interessanter Artikel von Michael H. Hahl auf https://www.xing.com/ zum Thema "Wie die Generation Ü50 einen Job landet"