VBIO

Biodiversität auf Hoher See

Etwa 70 Prozent der Erdoberfläche sind von Ozeanen bedeckt. Diese spiele eine wichtige Rolle für das Erd- und Klimasystem. Durch die Intensivierung menschlicher Aktivitäten sowohl an Land als auch auf See werden die marinen Lebensräume zunehmend zerstört und die biologische Vielfalt nimmt ab – mit entsprechenden sozialen und wirtschaftlichen Rückwirkungen.

50 Prozent entfallen auf die internationale Hochsee. Dies Flächen gehören also nicht zu den Hoheitsgewässern eines der Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen (UN). Will man die biologische Vielfalt der hohen See schützen und deren Nutzung nachhaltig gestalten, braucht es gemeinsame internationale Anstrengungen. 

Internationale Verhandlungen
Im Jahr 2015 verabschiedeten die UN-Staaten eine Resolution zur Ausarbeitung eines internationalen rechtsverbindlichen Instruments zur Erhaltung und nachhaltige Nutzung von BBNJ. 

Im Jahr 2023 wurde dann im Rahmen des UN-Seerechtsübereinkommens der Vereinten Nationen (UNCLOS) das "Abkommen zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung der marinen biologischen Vielfalt in Gebieten jenseits nationaler Hoheitsgewalt (UN-Hochseeschutzabkommen oder BBNJAgreement) verabschiedet. Es tritt 120 Tage nach der Ratifizierung von mind. 60 Vertragsparteien in Kraft.

Zwischenstand August 2025: 139 Staaten haben das Abkommen unterzeichnet. 52 davon haben es auch ratifiziert. Laut Medienberichten will die Bundesrepublik Deutschland die Ratifizierung erst 2026 auf den Weg bringen.
Die Vertragsstaatenkonferenz (Conference of the Parties - COP) soll erstmals ein Jahr nach Inkrafttreten des Abkommens zusammenkommen. Nach spätestens 5 Jahren nach Inkrafttreten soll die Umsetzung und Wirkung des Abkommens bewertet werden (review and assessment).

Das BBNJ-Agreement ist ein völkerrechtlicher Vertrag zum Meeresnaturschutz innerhalb des Seerechtsübereinkommens der UN (UNCLOS). Wesentliche Ziele sind die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt der Hohen See sowie die gerechte Aufteilung der aus der Nutzung der marinen genetischen Ressourcen resultierenden Vorteile.

Das BBNJ-Agreement stellt rechtsverbindliche Regeln für folgende Bereiche auf:

  • Einrichten von Meeresschutzgebieten mit effektiven Schutzmaßnahmen
  • Verbindliche Umweltverträglichkeitsprüfungen von menschlichen Aktivitäten, die einen wesentlichen Einfluss auf die Meeresumwelt der Hohen See haben
  • Regeln zum Umgang mit genetischen Ressourcen mariner Tiere und Pflanzen der Hohen See
  • Unterstützung zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung der Biodiversität der Hochsee für ärmere Länder des globalen Südens durch Kapazitätsaufbau und Technologietransfer.

Es gibt verschiedene Querbezüge zu weiteren internationalen Abkommen, insbesondere im Rahmen der UN-Biodiversitätskonvention (CBD). So bildet das BBNJ-Agreement bildet die Rechtsgrundlage für die Verwirklichung des im Rahmen des “Global Biodiversity Frameworks von Kunming-Montreal” unter der CBD vereinbarte Ziel, 30 % der Weltmeere mittels gebietsspezifischer Managementmaßnahmen zu schützen.

Die Regelungen zum Umgang mit genetischen Ressourcen mariner Tiere und Pflanzen der Hohen See beinhalten auch Fragen des gerechten Vorteilsausgleiches, die ebenfalls unter dem Dach der CBD geregelt sind (Nagoya-Protokoll).

 


Der Standpunkt des VBIO

Der VBIO begrüßt die Anstrengungen der internationalen Gemeinschaft, gemeinsame Regeln für Schutz und Nutzung der Biodiversität auf Hoher See aufzustellen.

Die Regelungen zum Umgang mit genetischen Ressourcen - insbesondere die Notifikationspflichten und die Vorgaben zum gerechten Vorteilsausgleich in einem multilateralen System - müssen in der Umsetzung aber forschungsfreundlich ausgestaltet werden. 

Insbesondere darf es nicht zu Widersprüchen oder Unklarheiten führen in Hinblick auf Erfordernisse, die aus anderen internationalen Verpflichtungen - vor allem der Biodiversitätskonvention bzw. dem Nagoya-Protokoll  resultieren. 


Weitere Informationen:

Offizielle UN-Homepage zum BBNJ-Agreement
Soeie: Offizielle UN-Homepage zum BBNJ-Verhandlungsprozess (wird nicht mehr gepflegt)

 

Die Deep-Ocean Stewardship Initiative (DOSI) ist ein globales Netzwerk zum Austausch über ein ökosystembasierten Management der Ressourcennutzung und Strategien zur Erhaltung der Integrität der Ökosysteme in der Tiefsee innerhalb. Hier finden sich Informationen und Positionen zu unterschiedlichen Einzelthemen mit Bezug zu BBNJ.

Stellungnahme der DFG zu den BBNJ-Verhandlungen (aktualisierte Fassung von 2022)

 

Zusammenfassende, gut aufbereitete Informationen finden sich in der IUCN Multimedia Story: ‘High Time for the High Seas’

Erweiterte Fassung des BBNJ-Agreements auf der Website der Vereinten Nationen 

world ocean review 7: Die Rechtsordnung der Ozeane