VBIO

Biodiversität auf Hoher See

Etwa 70 Prozent der Erdoberfläche sind von Ozeanen bedeckt. Diese spiele eine wichtige Rolle für das Erd- und Klimasystem. Durch die Intensivierung menschlicher Aktivitäten sowohl an Land als auch auf See werden die marinen Lebensräume zunehmend zerstört und die biologische Vielfalt nimmt ab – mit entsprechenden sozialen und wirtschaftlichen Rückwirkungen.

50 Prozent entfallen auf die internationale Hochsee. Dies Flächen gehören also nicht zu den Hoheitsgewässern eines der Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen (UN).

Will man die biologische Vielfalt der hohen See schützen und deren Nutzung nachhaltig gestalten, braucht es gemeinsame internationale Anstrengungen. Allerdings wurde die marine Biodiversität in Gebieten jenseits der nationalen Gerichtsbarkeit (Biodiversity Beyond National Jurisdiction – BBNJ) durch Institutionen und Regularien lange Zeit kaum erfasst.

Internationale Verhandlungen

Im Jahr 2015 verabschiedeten die UN-Staaten eine Resolution zur Ausarbeitung eines internationalen rechtsverbindlichen Instruments zur Erhaltung und nachhaltige Nutzung von BBNJ. Diese finden seit 2018 im Rahmen des UN-Seerechtsübereinkommens der Vereinten Nationen (UNCLOS) statt.

Die internationale Vereinbarung soll folgende Bereiche regeln:

  • Meeresschutzgebiete sollen eingerichtet und effektiv geschützt werden.
  • Für menschlichen Aktivitäten, die einen wesentlichen Einfluss auf die Hohe See haben soll es verbindliche Umweltverträglichkeitsprüfungen geben.
  • Ärmere Länder es globalen Südens sollen beim Schutz und bei der nachhaltigen Nutzung der Biodiversität unterstützt werden. Vorgesehen sind der Aufbau von entsprechenden Kapazitäten und die Bwerietstellung geeigneter Technologien.
  • Der Umgang mit genetischen Ressourcen der Hohen See soll erstmals geregelt werden

Alle Punkte werden in das Entscheidungspaket einfließen. Die Entscheidung über das Abkommen wird nach den UN-Regeln bei den Verhandlungen im Konsens getroffen, d.h. alle der etwa 160 beteiligten Staaten müssen zustimmen.


Der Standpunkt des VBIO

Der VBIO begrüßt die Anstrenungen der internationalen Gemeinschaft, gemeinsame Regeln für Schutz und Nutzung der Biodiversität auf Hoher See aufzustellen.

Die geplanten Regelungen zum Umgang mit genetischen Ressourcen - insbesondere zum gerechten Vorteilsausgleich in einem multilateralen System - könnten in der Praxis aber zu großen Schwierigkeiten für die Forschung führen. 

Ferner bedarf es einer engeren Verzahnung der BBNJ-Verhandlungen mit dem breiteren UN-Prozess im Rahmen der Biodiversitätskonvention, insbesondere dem neuen globalen Rahmenabkommens zur Biodiversität, das auf der UN-Biodiversitätskonferenz (COP 15) im Dezember beschlossen werden soll.


Weitere Informationen:

Stellungnahme der DFG zu den BBNJ-Verhandlungen (aktualisierte Fassung von 2022)

Offizielle UN-Homepage zum BBNJ-Verhandlungsprozess

Die Deep-Ocean Stewardship Initiative (DOSI) ist ein globales Netzwerk zum Austausch über ein ökosystembasierten Management der Ressourcennutzung und Strategien zur Erhaltung der Integrität der Ökosysteme in der Tiefsee innerhalb. Hier finden sich Informationen und Positionen zu unterschiedlichen Einzelthemen mit Bezug zu BBNJ.

Zusammenfassende, gut aufbereitete Informationen finden sich in der IUCN Multimedia Story: ‘High Time for the High Seas’