Der rasante technologische Fortschritt ermöglicht es nicht nur, vorhandene Genome zu verändern, sondern Genome neu zu konstruieren. Ziel der synthetischen Biologie ist es, biologische Systeme (Zellen, Gewebe, Organismen) zu verstehen und gezielt mit neuen, definierten Eigenschaften zu entwickeln. Diese Systeme sollen künstlich hergestellt werden und können Komponenten erhalten, die in dieser Form und Konstellation noch nicht in der Natur vorgefunden wurden.
Was kann die synthetische Biologie schon heute und was sind die Perspektiven?
Wo liegen Risiken und ethische Konflikte?
Synthetische Biologie ist ein interdisziplinäres Feld zwischen Biologie, Molekularbiologie, Biotechnologie, Chemie, Ingenieurwissenschaften und Informationstechnik. Entscheidend für die Weiterentwicklung des in der Natur Vorgefundenen ist dabei der Transfer ingenieurswissenschaftlicher Prinzipien in die Biologie. Zu diesen Prinzipien gehören
Die Zentrale Kommission für die Biologische Sicherheit (ZKBS) hat mit Stand Dezember 2021 festgestellt, dass die aktuellen internationalen Forschungsansätze der Synthetischen Biologie durch bestehende gesetzliche Vorgaben wie die europäischen Richtlinien und das GenTG reguliert werden und diesbezüglich aktuell kein Handlungsbedarf besteht.
Einzelne Teilbereiche der Erforschung von künstlichen Zellen, wie beispielsweise die Untersuchung von bakteriellen Zellteilungssystemen, finden in vitro, also außerhalb lebender Systeme, statt und werden daher nicht vom GenTG erfasst. Diese Versuche bergen bislang kein erkennbares spezifisches Gefährdungspotenzial; es handelt sich bei diesen Systemen nicht um lebensfähige Organismen.
Der VBIO setzt sich für die Freiheit der biowissenschaftlichen Forschung ebenso ein, wie für deren ethische, sichere Durchführung und die Einhaltung der entsprechenden Vorschriften durch alle Beteiligten. DIes gilt explizit auch für das Forschungsfeld Synthetische Biologie.
Der VBIO hat sich unter anderem im Rahmen der EU-Konsultationen intensiv mit der synthetischen Biologie, ihren Chancen und Risiken beschäftigt. Angesichts der Erfahrungen mit EU-Regulationen auf der einen und der hohen Entwicklungsdynamik in diesem Forschungsgebiet auf der anderen Seite sieht der VBIO eine zu frühe Definition des Begriffes „synthetische Biologie“ ebenso mit Skepsis wie eine separate Regulierung jenseits den Gentechnikgesetzes. Die geltenden Regularien des Gentechnikgesetzes sind derzeit ausreichend, um die Grundlagenforschung im Bereich der Synthetischen Biologie in einem sicheren, verantwortlichen Rahmen zu gewährleisten.
Mehr zu den Stellungnahmen des VBIO zu den preliminary opinions finden Sie hier.
Das Forschungsfeld der Synthetischen Biologie wird auch im Rahmen des Cartagena Protokolls über die biologische Sicherheit diskutiert. Der VBIO hat sich dazu verschiedentlich gemeinsam mit seiner Mitgliedsgesellschaft GASB (German Association on Synthetic Biology) zu Wort gemeldet. VBIO und GASB bedauerten dabei zuletzt 2021, dass im Rahmen des Cartagena Protokolls noch keine klare Definition der Synthetischen Biologie vorliegt. Damit fehlt eine klare Unterscheidung zwischen Methoden und Anwendungen, die oft undifferenziert unter dem Oberbegriff "Synthetische Biologie" subsumiert werden. Ohne eine klare Arbeits-Definition was genau unter "Synthetische Biologie" fällt und ob diese ein „New Emerging Issue“ ist, dass ggf. spezifisch zu regulieren wäre, wird der Diskurs sehr schwierig.
Mehr zu den Stellungnahmen des VBIO und der GASB im Rahmen des Cartagena Protokoll-Prozesses finden Sie hier.