„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Mauereidechsen in Städten deutlich mehr Kontakte pflegen und stabilere Bindungen aufbauen als ihre Artgenossen in naturnahen Gebieten“, sagt Maune, Doktorandin in der Arbeitsgruppe von Professorin Barbara Caspers an der Fakultät für Biologie. „Das ist bemerkenswert, weil diese Eidechsen normalerweise sehr territorial sind und sich eher aus dem Weg gehen.“
Stadtstrukturen fördern Nähe
Um die sozialen Muster sichtbar zu machen, nutzte das Team eine Sozialnetzwerkanalyse, ein Verfahren, das normalerweise in der Verhaltensforschung zum Einsatz kommt. Die Daten zeigten: In urbanen Lebensräumen bildeten die Tiere mehr Verbindungen, hielten engeren Kontakt und wurden häufiger in Gruppen beobachtet.
Die Forschenden führen das auf die besondere Struktur von Städten zurück. Versiegelte Flächen, wenig Verstecke und ungleich verteilte Ressourcen wie Nahrung oder Sonnenplätze drängen die Tiere näher zusammen. Die Folge: mehr Toleranz gegenüber Nachbarn, ein Verhalten, das in freier Natur so nicht vorkommt.
Anpassung an das Leben zwischen Mauern
Für die Forschenden ist das mehr als nur eine Momentaufnahme. „Die Fähigkeit, neue soziale Strategien zu entwickeln, könnte entscheidend sein, damit Arten in urbanen Lebensräumen bestehen“, betont Maune.
Beteiligt an der Studie sind neben Maune auch Tobias Wittenbreder und Professorin Barbara Caspers von der Universität Bielefeld, Professor Dr. Duje Lisičić von der Universität Zagreb, Dr. Ettore Camerlenghi vom Collegium Hellveticum in Zürich sowie Dr. Isabel Damas-Moreira, ebenfalls von der Universität Bielefeld, als Letztautorin.
Die Arbeit ist zudem eng mit dem Sonderforschungsbereich NC³ (Niche Choice, Niche Conformance, Niche Construction) verknüpft. Dieser Forschungsverbund untersucht, wie Tiere ihre ökologische Nische formen und sich an veränderte Umweltbedingungen anpassen.
Universität Bielefeld
Originalpublikation:
Maune Avery L., Wittenbreder Tobias, Lisičić Duje, Caspers Barbara A., Camerlenghi Ettore and Damas-Moreira Isabel: City lizards are more social. Biology Letters. http://doi.org/10.1098/rsbl.2025.0326