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Wissenschaft braucht mehr digitale Selbstbestimmung - Wissenschaftsrat legt Empfehlungen zur Souveränität und Sicherheit der Wissenschaft im digitalen Raum vor

Mensch am Laptop
PixabayCC0

Das Wissenschaftssystem ist auf eine starke digitale Infrastruktur sowie auf leistungsfähige Dienste und Werkzeuge angewiesen. Mit seinen Empfehlungen zur Souveränität und Sicherheit der Wissenschaft im digitalen Raum analysiert der Wissenschaftsrat (WR), wie Hochschulen und Forschungseinrichtungen ihre Handlungsfreiheit und Sicherheit steigern können.

„Die digitale Selbstbefähigung von Wissenschaftseinrichtungen muss gestärkt werden. Der Zugang zu digitalen Diensten, Infrastrukturen und Daten ist essentiell für die Qualität der Forschung und die Überprüfbarkeit wissenschaftlicher Ergebnisse. Der Schutz vor Cyberangriffen wird immer wichtiger“, so der WR-Vorsitzende, Wolfgang Wick. „Zugleich kann die Wissenschaft selbst mit ihrer Kompetenz und Kreativität den digitalen Fortschritt in Deutschland vorantreiben und mit Innovationen helfen, Alternativen zu den Angeboten globaler Konzerne zu schaffen“, betont Wick.

Der WR empfiehlt, die Verantwortlichkeiten für Digitales in jeder Einrichtung klar festzulegen und Steuerungsaufgaben auf Leitungsebene sowie in speziellen Organisationseinheiten abzubilden, etwa einem Chief Information Officer, den es bereits in verschiedenen Einrichtungen gibt. Fragen der digitalen Souveränität und Sicherheit sollten in Strategie- und Planungsprozessen von Wissenschaftseinrichtungen mehr Beachtung finden.

Es gilt außerdem, die strukturellen und finanziellen Rahmenbedingungen des digitalen Wissenschaftsbetriebs zu verbessern. Die Gestaltung des digitalen Raumes muss stärker als bisher als Daueraufgabe von Wissenschaftseinrichtungen verankert werden – einschließlich der hierfür notwendigen Ressourcen. Um qualifiziertes Personal gewinnen und halten zu können, appelliert der WR an Bund und Länder, auf Anpassungen der tariflichen Eingruppierungs- und Vergütungssysteme hinzuwirken.

Besonderer Handlungsbedarf besteht aus Sicht des WR bei der Cybersicherheit, gerade im besonders offenen und heterogenen wissenschaftlichen Umfeld. Hierbei muss eine Balance zwischen Sicherheitsanforderungen und wissenschaftlichen Arbeitsweisen gefunden werden. Hierzu sollen nicht nur leistungsfähige und professionell aufgestellte Organisations- und Governancestrukturen, sondern auch technische Vorkehrungen, Notfallpläne sowie Schulungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen aufgebaut werden.

Um Abhängigkeiten zu reduzieren und die Handlungsfähigkeit der Wissenschaft zu erhöhen, hält der WR es für notwendig, übergreifende Strukturen und Kooperationen, beispielsweise für die Beschaffung und den Betrieb digitaler Infrastrukturen und Dienste einzurichten. Skalen- und Synergieeffekte sollten gezielt genutzt werden. Dafür sind fallweise länderübergreifende, bundesweite oder sogar europäische Lösungen anzustreben.

Auch bei der Auswahl und Gestaltung digitaler Angebote sieht der Wissenschaftsrat Handlungspotenzial: Pluralität und Offenheit sollten gefördert werden, etwa durch Vorgaben in Beschaffungs- und Vergabeprozessen, die Stärkung öffentlich geförderter Infrastrukturen und Plattformen oder den Einsatz von Open-Source-Lösungen.

Wissenschaftsrat


Zu den Empfehlungen: Empfehlungen zur Souveränität und Sicherheit der Wissenschaft im digitalen Raum (Drs. 1580-23), Oktober 2023 (PDF, 702KB, Datei ist nicht barrierefrei)