Das Überleben von 20 asiatischen Langurenarten zu sichern, ist das Ziel eines internationalen Teams von Primatenexperten und Naturschützern. In ihrem jetzt veröffentlichten Aktionsplan identifizieren sie die wichtigsten Gefährdungsrisiken und zeigen Wege auf, wie ein Aussterben der Arten verhindert werden kann. Lebensraumverlust durch massive Waldrodung, Jagd auf das Fleisch der Tiere, Wilderei für den Haustierhandel und der Klimawandel stellen die größten Probleme für die Tiere dar. Der Aktionsplan empfiehlt neun konkrete Maßnahmen für das nächste Jahrzehnt, um das Aussterben von 20 asiatischen Langurenpopulationen zu verhindern.
31 Forschende aus 23 Institutionen haben unter Federführung von Andie Ang vom Primate Conservation and Singapore Programm at Mandai Nature und Christian Roos vom Deutschen Primatenzentrum – Leibniz-Institut für Primatenforschung einen Fahrplan zur Rettung von 20 bedrohten Langurenarten in Südostasien erstellt. Die Maßnahmen umfassen Hinweise sowohl für lokale als auch internationale Naturschutzorganisationen, Regierungen, Gemeinden, Forschungseinrichtungen, Zoos und Wildtierzentren.
Gefährdungsrisiken
Die massive Waldrodung in Südostasien, ausgelöst durch Holzeinschlag, Anbau von Monokulturen und Waldbrände, wird als Hauptursache für den Lebensraumverlust der in den Baumkronen lebenden Languren identifiziert. Zudem kommt es immer häufiger zu Konflikten zwischen Mensch und Wildtier, wenn sich beide auf immer kleineren Arealen begegnen. Einige Arten werden auch zum Verzehr gejagt, für den Haustierhandel gefangen oder auf den Straßen überfahren. Insgesamt sind über 85 Prozent der asiatischen Languren vom Aussterben bedroht, sie gehören damit zu den am stärksten bedrohten Affengruppen der Welt.
Neun Maßnahmen zum Schutz der Tiere
„Bislang konzentrierten sich Schutzmaßnahmen meist auf einzelne Arten. In unserem Ansatz nehmen wir eine ganze Gattung von Primaten in den Fokus, um so mehr Gehör bei Entscheidungsträgern zu finden“, sagt Christian Roos, Wissenschaftler am Deutschen Primatenzentrum und einer der Hauptautoren des Aktionsplans.
Languren leben hoch oben in den Bäumen, in teilweise sehr abgeschiedenen Gegenden. Daher sind sie noch weitgehend unerforscht. „Wir brauchen dringend mehr Informationen über diese Tiere, welche Ansprüche sie an ihren Lebensraum haben, wie die Arten miteinander verwandt sind und wie viele Individuen es überhaupt noch gibt“, sagt Christian Roos. „Nur so können wir effektive Schutzmaßnahmen entwickeln und umsetzen.“
Als weitere Maßnahmen werden der Schutz der Lebensräume, Aufforstung und Brandkontrolle genannt, die jedoch aufgrund mangelnder finanzieller Ressourcen und unzureichender Unterstützung auf politischer Ebene schwierig umzusetzen sind. Der Aktionsplan empfiehlt, dass lebensfähige Populationen jeder Langurenart in mindestens zwei großen und gut verwalteten Schutzgebieten geschützt werden, und betont die dringende Notwendigkeit, Wildtierkorridore wiederherzustellen und Präventiv- und Managementmaßnahmen gegen Brandrodung zu verbessern. Mehr Aufklärung und Bildung in der lokalen Bevölkerung, Naturschutztourismus und tragfähige Netzwerke auf lokaler und internationaler Ebene werden als weitere Maßnahmen identifiziert und gefordert. „Ein entscheidender Punkt wird die Finanzierung der Schutzmaßnahmen sein, das ist Punkt acht unseres Maßnahmenkatalogs. Um dies zu unterstützen, haben wir den internationalen Tag der Schlankaffen ausgerufen, er findet am 25. August zum ersten Mal statt“, sagt Christian Roos.
(Deutsches Primatenzentrum GmbH - Leibniz-Institut für Primatenforschung)
Originalpublikation:
Ang, A., Brandon-Jones, D., Ruppert, N., Lee, Z. H., Affendi, A., Anyie, Y. S., Boonratana, R., Cheyne, S., Chua, A., Hayunieta, Irawan, A., Jerusalinsky, L., Karuniawati, A., Khalid, S., Koh, J., Lee, C., Lhota, S., Lwin, N., Mittermeier, R. A., Nijman, V., Oram, F., Pan, S., Rizaldi, Rowe, N., Ruskhanidar, Rylands, A. B., Segaran, P., Setiawan, A., Taufiq, A., Thant, N. M. L., bin Zaini, M. K. Raghavan, R., & Roos, C. (2024). Asian langurs (Presbytis) Conservation Action Plan 2024-2034. IUCN