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Klima- und Ökosystemforschung am Ende der Welt

Klima- und Ökosystemforschung am Ende der Welt
Foto einer Expedition im Jahr 2015 in die Fjordregion im südlichen Patagonien, an der unter anderem Björn Klaes und der tödlich verunglückte Prof. Dr. Rolf Kilian gemeinsam teilnahmen. Universität Trier

Mit ihrer Arbeit in Patagonien leisten Björn Klaes und Dr. Oscar Baeza-Urrea von der Universität Trier einen wichtigen Beitrag zur Erforschung des Klimawandels.

Die Fjord- und Inselzone der südlichen patagonischen Anden stellt nach Ansicht des Trierer Wissenschaftlers Björn Klaes eine Schlüsselregion für das Verständnis des globalen Klimageschehens dar. Die Region ist aufgrund ihrer harschen Umweltbedingungen mit extremen Winden und Niederschlägen vom Menschen nahezu vollkommen unberührt. Dennoch habe es durch Klimaschwankungen, Vulkanausbrüche und andere Extremereignisse immer wieder starke Veränderungen des Ökosystems gegeben. Ein Grundverständnis für die Anpassung eines solchen Ökosystems unter dem Einfluss von extremen Ereignissen ist für den Forscher der Universität Trier im Hinblick auf die Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels allgemein relevant. Diese Forschung könnte Aufschlüsse über mögliche, nicht natürliche Veränderungen anderer Ökosysteme weltweit geben.

Die Forschung in einem solch abgelegenen Gebiet ist mit enormen Herausforderungen verbunden. Eine Infrastruktur ist weitgehend nicht vorhanden. Schwere Ausrüstung musste von den Forschenden teilweise durch Tiefschnee auf steilen Hängen oder durch Moore transportiert werden.

Der 2019 durch einen tragischen Unfall verstorbene Mitarbeiter der Universität Trier, der Geologe Prof. Dr. Rolf Kilian, forschte mehr als 20 Jahre lang in dieser extrem unzugänglichen Region. Er arbeitete überwiegend von seinem privaten Kleinforschungsschiff Gran Campo II aus an einem besseren Grundverständnis der dortigen hochsensiblen Ökosysteme und hielt zusammen mit Kollegen ein Netzwerk mit Umweltmonitoring- und Klimamessstationen dauerhaft in Betrieb. In Kooperation mit weiteren ehemaligen Weggefährten - unter anderem von der Universität Göttingen, vom Alfred-Wegener-Institut und dem Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde - sorgen Mitarbeiter der Fächer Geologie und Bodenkunde der Universität Trier dafür, dass Kilians Arbeit weiterlebt.

Von Kilian und Kollegen gesammeltes Material wie Bohrkerne und Gesteinsproben werden seit Jahren in Trier gelagert und von der Forschergruppe analysiert. Erste Ergebnisse konnten in hochrangigen internationalen Journals, unter anderem des Nature-Verlages, veröffentlicht werden.

Dabei gelang es den Forschenden um Björn Klaes mehrere Ausbrüche zweier Vulkane der südlichen Anden präzise zu datieren. Hierzu wurden vulkanische Ablagerungen in einem Tropfstein untersucht. „Dank dieses hochaufgelösten Umweltarchivs und eines neuen methodischen Ansatzes ist es uns beispielsweise gelungen, einer Eruption erstmals ein Alter zuzuweisen und andere Datierungen fast 300 Jahre genauer anzugeben. Damit kann der Einfluss der vulkanischen Aktivität auf dieses Ökosystem jetzt zeitlich besser eingeordnet werden“, erklärt Klaes. So reichen die Effekte - je nach Stärke des Ausbruchs - von der kompletten Zerstörung der Vegetation bis hin zu einem Düngereffekt durch die Vulkanasche.

Universität Trier


Originalpublikation:

Klaes, B., Wörner, G., Kremer, K. et al.: High-resolution stalagmite stratigraphy supports the Late Holocene tephrochronology of southernmost Patagonia. Commun Earth Environ 3, 23 (2022). https://doi.org/10.1038/s43247-022-00358-0