Prof. Dr. Peter André Alt., Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK):
„Der neue ERA-Prozess verdient große Aufmerksamkeit – auch in Zeiten der Regierungsbildung in Deutschland. Beispielsweise geht es um die Reform der Leistungsmessung in der Forschung, die in der Wissenschaft weltweit intensiv debattiert wird. Die EU-Kommission und die Mitgliedstaaten dürfen eine solche wissenschaftsimmanente Frage nicht politisch steuern. Nötig ist ein transparenter, an vielfältigen Kriterien orientierter Prozess, der aus der Mitte der Wissenschaft kommen muss, damit er erfolgreich alternative Systeme ausloten kann.
Ganz grundsätzlich stimmt es mich trotz aller Bedenken hoffnungsvoll, dass Europäischer Rat und Kommission mit den Ratsschlussfolgerungen ein neues Kapitel in der ERA-Geschichte aufschlagen. Viele Themenfelder klingen vielversprechend. So soll ein regelmäßiges Monitoring zum Stand der Wissenschaftsfreiheit in Europa beginnen. Regionale Innovationsstandorte sollen in ihren jeweiligen Profilen europaweit vernetzt und eine europäische Abstimmung nationaler Wissenschaftsstrategien zur Bewältigung des Klimawandels erreicht werden.
Die Hochschulen freuen sich zudem über die beabsichtigte Konsolidierung der Förderinitiative der ‚Europäischen Hochschulen‘, die die europäische Hochschullandschaft sehr bewegt und inspiriert. Auch über eine Europäische Exzellenzinitiative soll erneut gesprochen werden.
Der erste Anlauf zu einem gemeinsamen Europäischen Forschungsraum ist aufgrund von Auseinandersetzungen zwischen EU-Kommission und Mitgliedstaaten um die Führungskompetenz vor fünf Jahren in eine Sackgasse geraten. Die nun beschlossenen ERA-Themenfelder werden nur erfolgreich bearbeitet werden können, wenn alle Anspruchsgruppen einbezogen sind – von Anfang bis Ende des Prozesses und nicht nur in Nebenrollen. Neben dem Einsatz der „Europäischen Rektorenkonferenz“ (EUA), die die Koordinierung der europäischen Dachorganisationen der Hochschulen in Brüssel übernehmen will, ist eine Einbeziehung aller politischen Ebenen und Betroffenen in der Breite erforderlich. Das sind in Deutschland auch die für die Hochschulen verantwortlichen Länder und natürlich die Hochschulen selbst. Vor den Beteiligten liegt eine bedeutende politische Managementaufgabe, zu deren Bewältigung die Hochschulrektorenkonferenz für die deutschen Hochschulen beitragen will.
HRK
Dazu erklärt Bundesforschungsministerin Anja Karliczek:
„Mit der heutigen Einigung der EU-Forschungsministerinnen und -minister entwickeln wir den Europäischen Forschungsraum zu einem großen Binnenmarkt für Wissen weiter. Die Idee eines europäischen Pakts geht auf unsere Initiative als deutsche EU-Ratspräsidentschaft zurück. Mit dem nun vereinbarten Pakt für Forschung und Innovation stärken wir Europa als den Raum, wo freie und innovative Forschung möglich ist. Die Grundlage hierfür sind unsere europäischen Werte und Prinzipien. Freiheit von Wissenschaft und Exzellenz von Forschung sind untrennbar miteinander verbunden.
Wir werden im Europäischen Forschungsraum nun noch enger zusammenarbeiten, um einen großen ‚Binnenmarkt für Wissen‘ zu schaffen. Es gilt die ökologische und digitale Transformation erfolgreich zu gestalten, exzellente Rahmenbedingungen für Forschung in der gesamten EU zu schaffen, die Investitionen in Innovation und Forschung zu erhöhen und wichtige Reformen voranzutreiben.
Um diese Ziele zu erreichen, wollen wir innerhalb der EU künftig strukturierter kooperieren, den Austausch und das voneinander Lernen weiter intensivieren und über die EU-Forschungsförderung hinaus als EU-Mitgliedstaaten mehr Finanzmittel bereitstellen. Horizont Europa, das milliardenschwere EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation, macht nur einen Bruchteil der Ausgaben für Forschung und Innovation in der EU aus. Ich bin davon überzeugt, dass sich die EU mit der Umsetzung des nun beschlossenen Paktes im weltweiten Wettbewerb behaupten wird.“
BMBF
Weitere Informationen:
Die Pressemitteilung des Rates mit weiteren Links zum „Pakt für Forschung und Innovation in Europa“ (auf Englisch) ist bereits online.