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Der WHO Solidarity Trial in Deutschland

Illustration Coronavirus
Pixabay CC0

    Weltweit geht es darum, möglichst schnell Wirkstoffe zu finden, die die Überlebenschancen von COVID-19-Patienten verbessern können. Hoffnung machen Medikamente, die bereits für andere Krankheiten wie zum Beispiel HIV oder Malaria zugelassen sind und im Labor sowie in einzelnen Heilversuchen Wirkung gegen das neue Coronavirus gezeigt haben. Vier besonders vielversprechende Wirkstoffe oder Wirkstoff-Kombinationen hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgewählt, um sie in einem klinischen Studienprogramm in mehreren Ländern zu testen. In Deutschland übernimmt das Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Lungenforschung (DZL) die Aufgabe, diesen vom BMBF geförderten Solidarity Trial zu koordinieren.

      Antivirale Medikamente, die sofort zum Einsatz kommen können, werden in dieser Krise dringend benötigt. Und doch ist es unerlässlich, diese in großen klinischen Studien auf Wirksamkeit und Sicherheit zu testen und dann die besten für eine breite Behandlung freizugeben. Es ist nachvollziehbar, dass Medizinnerinnen und Mediziner in China unter dem klinischen Druck des Erstausbruchs viele mögliche Therapieansätze – oftmals parallel – zur Anwendung gebracht haben. Aber für verlässliche Aussagen zur Eignung dieser medikamentösen Ansätze sind kontrollierte klinische Studien wie der WHO Solidarity Trial erforderlich. 


      Der WHO Solidarity Trial
      Was die WHO mit SOLIDARITY in Gang setzt, ist ein noch nie da gewesener Versuch, in extrem kurzer Zeit weltweit belastbare klinische Daten während einer Pandemie zu sammeln. Tausende von Patienten aus verschiedenen Ländern werden die Medikamente in gleicher Weise kontrolliert verabreicht bekommen. Die Mega-Studie ist so konzipiert, dass jede Klinik auch unter größter Belastung daran teilnehmen kann und zur Datensammlung beiträgt. Sobald ein Patient die Teilnahme bestätigt, geht eine Meldung an die WHO, die den Fall dann aufnimmt und einer bestimmten Therapieform zuordnet. Die Ärzte melden dann, wann der Patient die Klinik wieder verlassen hat oder wann er gestorben ist, ob er Sauerstoff benötigte oder beatmet wurde.

      Welche Medikamente und Kombis werden getestet?
      Die WHO hat sich für vier Therapien entschieden, die derzeit am vielversprechendsten zu sein scheinen und die die meisten Sicherheitsdaten bereits haben: Remdesivir, ein antiviraler Wirkstoff, der ursprünglich gegen Ebola entwickelt wurde, aber gegen Ebola nicht ausreichend Wirkung zeigte. In Tierversuchen war er gegen Coronaviren wirksam. Als zweites Medikament werden die Malaria-Wirkstoffe Chloroquin (nur außerhalb Europas) und Hydroxychloroquin getestet, die in vitro eine Wirksamkeit gegen SARS-CoV-2 zeigten. Des Weiteren soll eine Kombination aus zwei HIV-Medikamenten, Lopinavir und Ritonavir getestet werden sowie als vierter Arm eine Kombination dieser HIV-Wirkstoffe mit Interferon-beta, einem Botenstoff des Immunsystems, der Viren hemmen kann.

      (Deutsches Zentrum für Infektionsforschung)