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Woher verschiedene Baumarten ihr Wasser beziehen

Ein Mischbestand aus Rotbuche und Fichte auf einer der untersuchten Waldflächen im niedersächsischen Tiefland. Einige Fichten sind abgestorben. Quelle: Christina Hackmann Copyright: Christina Hackmann/ Universität Göttingen

Durch den Klimawandel kämpfen Wälder zunehmend mit längeren Trockenphasen. Gerade obere Bodenschichten trocknen schneller aus als die tieferen. Um herauszufinden, welche Baumarten unter diesen Bedingungen auch in Zukunft angepflanzt und gefördert werden sollten, haben Forschende der Universität Göttingen die Wasseraufnahmetiefe von Fichte und Rotbuche und der nicht-heimischen Baumart Douglasie untersucht.

Dabei stellten sie Unterschiede zwischen den Baumarten fest: Buche und Douglasie hatten Zugang zu Wasser aus tieferen Bodenschichten, anders als die Fichte. Auch ob es sich um einen Rein- oder Mischbestand handelt, macht einen Unterschied: Die Buche nahm in Mischung mit den beiden Nadelbäumen mehr Wasser aus tieferen Bodenschichten auf als im Reinbestand. Die Ergebnisse wurden nun in der Fachzeitschrift Plant Biology veröffentlicht.

Um die Aufnahme des Wassers aus dem Boden in die Wasserleitbahnen der Bäume zu verfolgen, analysierte das Forschungsteam unterschiedlich schwere Wassermoleküle – sogenannte stabile Isotope. Diese kommen von Natur aus vor, können aber auch künstlich hinzugefügt werden und ermöglichen es, verschiedene Wasserquellen voneinander zu unterscheiden. Die Studie nutzte diese Ansätze, um Baumarten am selben Standort miteinander zu vergleichen und gezielt die Aufnahme von tiefer gelegenem Wasser zu untersuchen. Messungen an vier verschiedenen Standorten in Niedersachsen zeigten, dass neben der Baumart und Baumartenmischung auch die Bodenbedingungen einen Einfluss auf die Wasseraufnahme der Bäume haben.

Die Ergebnisse erklären, warum die Fichte bei ausbleibendem Regen eher unter Stress gerät als die Buche und die Douglasie: Sie ist auf Wasser im Oberboden angewiesen. Fichtenbestände einfach durch Douglasien zu ersetzen, ist laut dem Forscherteam aber keine Option. „Die neuen Erkenntnisse aus den Mischbeständen sind spannend und vielversprechend“, sagt Erstautorin Christina Hackmann. „Wir sehen, dass die Buche auf ihre Nachbarn reagiert. Sie könnte durch die tiefere Wasseraufnahme im Mischbestand Vorteile haben.“ Dies gilt aber nicht für alle beteiligten Baumarten. „Die Wasseraufnahme der Fichte scheint durch die Mischung mit Buche noch mehr an die Bodenoberfläche gedrängt zu werden“, so Hackmann. „Buche und Douglasie sind eine bessere Kombination. Sollte es aber insgesamt zu trocken werden, werden alle Baumarten Probleme bekommen.“

Die Studie wurde im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Graduiertenkollegs 2300 „EnriCo“ durchgeführt.

(Georg-August-Universität Göttingen)


Originalpublikation:
Hackmann CA, Paligi SS, Mund M, Hölscher D, Leuschner C, Pietig K, Ammer C (2025): 
Root water uptake depth in temperate forest trees: species-specific patterns shaped by neighborhood and environment. 
Plant Biology. DOI: http://10.1111/plb.70058