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Amazonas-Regenwald: Gefahr durch Landnutzung und Klimawandel

Amazonas Regenwald
Amazonas Regenwald, Bild: Pixabay

Eine neue Studie schätzt, dass Landnutzungsänderungen in Verbindung mit einer Klimaerwärmung bis zum Ende des 21. Jahrhunderts zum Verlust von bis zu 38 Prozent der Amazonas-Waldfläche führen könnten. 

Der Amazonas ist der größte Regenwald der Welt. Seine 5,5 Millionen Quadratkilometer stellen einen Hotspot der Artenvielfalt dar, sind Lebensgrundlage für indigene Gemeinschaften und eine Stellschraube des Klimageschehens. In Biomasse und Böden speichert der Regenwald ein Zehntel des gesamten Kohlenstoffs der terrestrischen Ökosysteme. Über seine enorme Verdunstungsleistung zieht der Amazonaswald Feuchte vom Ozean ins Landesinnere, wo der Niederschlag immer wieder verdunstet und abgeregnet wird. Hierdurch hält sich der Wald selbst am Leben.

Dies ist jedoch auch der Grund, warum der Amazonas-Regenwald in Gefahr ist, wenn sich Ackerflächen und Viehzucht auf Kosten der Waldfläche ausdehnen oder die globale Erwärmung Dürren und Hitzewellen im Amazonasbecken verursacht. Beide Einflussfaktoren, Landnutzungsänderung und Klimawandel, hinterließen bereits in der Vergangenheit zunehmend Schäden. Dennoch fehlten bislang klare Aussagen dazu, wie beide Faktoren zusammenwirkten und vor allem, wie sich die Waldflächen in der Zukunft entwickeln würden. Besorgniserregend sind hier vor allem abrupte Übergänge von dichter Waldbedeckung zu einer savannenähnlichen offenen Landschaft. Geschieht dies großflächig, wäre ein “Kipppunkt” erreicht, an dem das Ökosystem möglicherweise unumkehrbar verloren ginge.

Ein Team um die LMU-Geographin Selma Bultan leitete nun die erste Analyse, die die Auswirkungen von Landnutzungsänderung und Klimawandel systematisch zusammen betrachtet. Die Ergebnisse wurden nun im Fachmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America (PNAS) veröffentlicht. Unter Verwendung von Erdsystemmodellen mit dynamischer Vegetation analysierten die Forschenden den Waldrückgang im Amazonasbecken von 1950 bis 2014 und prognostizierten den zukünftigen Rückgang unter zwei verschiedenen Klimazenarien. “Unsere Analyse zeigt, dass Ende des Jahrhunderts bis zu 38 Prozent der 1950 vorhandenen Waldfläche verloren gehen könnten. Dabei sind 25 Prozent dieses Verlustes auf Landnutzungsänderungen und 13 Prozent auf steigende Temperaturen zurückzuführen.” erklärt Selma Bultan. “Damit würden wir den Schwellwert von 20 bis 25 Prozent erreichen, vor dem frühere Studien als Kipppunkt des Amazonaswaldes gewarnt haben.”

Und tatsächlich zeigen die Analysen des Teams, dass das Risiko eines abrupten statt eines allmählichen Rückgangs der Waldfläche bei einer Erwärmung von mehr als 2,3 °C erheblich ansteigt. "Mit den derzeitigen Politikmaßnahmen und gesicherten Klimaschutzversprechungen steuern wir auf eine Erderwärmung von mindestens 2,5 °C zu”, erklärt Koautorin Julia Pongratz, Professorin für Physische Geographie und Landnutzungssysteme an der LMU. “Positive Entwicklungen wie der auf der Klimakonferenz im Belém beschlossene verstärkte Regenwaldschutz müssen ausgebaut werden, während wir das Tempo beim Kampf gegen die Erderwärmung beschleunigen. Der Wert des Amazonaswaldes ist viel zu hoch, als dass wir seine Existenz aufs Spiel setzen könnten.”

Ludwig-Maximilians-Universität München


Originalpublikation:

S. Bultan,Y. Moustakis,S. Bathiany,N. Boers,R. Ganzenmüller,G. Gyuleva, & J. Pongratz, Amazon forest faces severe decline under the dual pressures of anthropogenic climate change and land-use change, Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS). U.S.A. 122 (50) e2418813122, https://doi.org/10.1073/pnas.2418813122 (2025)

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