Die Hälfte der Studierenden bleibt in der Nähe zum Heimatort
Mit dem Abitur und dem Erwerb der sogenannten Hochschulzugangsberechtigung (HZB) rückt das Thema Studienwahl in den kommenden Wochen für viele junge Menschen stärker in den Fokus. Neben unterschiedlichen Motiven wie etwa dem Fächerangebot hat die Nähe der Hochschule zum Heimatort eine große Bedeutung. Dies zeigt eine aktuelle Analyse des CHE Centrum für Hochschulentwicklung, für welche Daten des Statistischen Bundesamtes zu allen 2,9 Millionen Studierenden ausgewertet wurden, die im Wintersemester 2022/23 an einer deutschen Hochschule eingeschrieben waren.
Knapp die Hälfte der Studierenden, die ihre HZB in Deutschland erworben haben, haben eine Hochschule gewählt, die sich weniger als 50 Kilometer von dem Ort befindet, wo sie ihr Abitur oder eine andere Form der HZB erworben haben. Zwei Drittel studieren in einer Entfernung von weniger als 100 Kilometer vom Heimatort. Nur jede*r fünfte Studierende muss vom Hochschul- zum Heimatort mehr als 200 Kilometer reisen.
Deutliche Unterschiede nach Studienfächern und Geschlecht
Der Einfluss der räumlichen Entfernung auf die Hochschulwahl variiert jedoch stark. Bei Fächern wie Medizin oder Psychologie, bei denen Vergabeverfahren bzw. Zulassungsbeschränkungen eine große Rolle spielen, und die auch nur an einer kleineren Anzahl von Hochschulen angeboten werden, liegt der Median bei etwa 108 Kilometern zwischen Studien- und Heimatort. Das bedeutet, dass 50 Prozent der Studierenden in einer Entfernung von weniger oder gleich 108 Kilometer studieren, die restlichen 50 Prozent in größerer Entfernung. Bei Fächern, die flächendeckend angeboten werden, wie Betriebswirtschaftslehre oder Maschinenbau, fällt diese Entfernung mit 39 bzw. 33 Kilometern deutlich geringer aus. Unter den weiblichen Studierenden liegt der Median mit ca. 54 Kilometern etwa 10 Kilometer höher als unter den männlichen Studierenden (ca. 44 Kilometer).
TU Dresden besonders attraktiv bei Studierenden im Umland, Fernhochschulen erzielen bundesweites Interesse
Im Rahmen der Analyse des Wanderungsverhaltens von Studierenden untersuchte Studienautor Marc Hüsch auch, welche Hochschulen in welchen Distanzen von der Hochschule die höchsten Ausschöpfungsquoten in den jeweiligen Gebieten haben. (Eine interaktive Karte für sämtliche Hochschulen mit mindestens 1.000 Studierenden ist online im parallel veröffentlichten DatenCHECK auf hochschuldaten.de verfügbar.)
Hierbei zeigt sich etwa das besondere Profil der Technischen Universität Dresden. Aus der Gruppe der Studierenden, die ihre HZB zwischen 50 und 100 Kilometer entfernt von der TU Dresden erworben haben, studieren 9 Prozent an der TU Dresden. Dies stellt im Vergleich die höchste Ausschöpfungsquote aller Hochschulen in dieser Entfernungsstufe dar. Insbesondere in den ostdeutschen Landkreisen ist die TU Dresden flächendeckend beliebt. Ein ähnliches Profil zeigt sich für die Universität Leipzig. Bei einer Distanz von mehr als 200 Kilometern ist die IU Internationale Hochschule mit Sitz in Erfurt führend. Als Hochschule ohne klassisches regionales Einzugsgebiet, mit einem Fokus auf Fernstudiengänge, erreicht sie hier mit 2,7 Prozent einen Spitzenwert – vor der FernUniversität Hagen.
Von den Studierenden, die ihre HZB im Ausland erworben haben, studieren mit rund fünf Prozent die meisten an der TU München. Studierende aus Indien, welche die größte internationale Gruppe an deutschen Hochschulen stellen, entscheiden sich besonders häufig für die IU Internationale Hochschule, die RWTH Aachen oder die TU München. An 16 deutschen Hochschulen waren im Wintersemester 2022/23 keine Studierenden eingeschrieben, die ihre Studienberechtigung im Ausland erworben hatten.
Hochschulen mit großer Bedeutung für die Region
Die Analyse für einzelne Landkreise bzw. kreisfreie Städte zeigt, dass die Hochschulen vor Ort eine große regionale Bedeutung haben. In den meisten Landkreisen und kreisfreien Städten sind die Hochschulen bei der Hochschulwahl am beliebtesten, die nah am jeweiligen Kreis bzw. an der jeweiligen Stadt liegen. Hierzu gehören etwa die kreisfreie Stadt Kassel, der Landkreis Fürth und der Kreis Siegen-Wittgenstein. In diesen Kreisen bzw. kreisfreien Städten studieren mehr als 40 Prozent der Personen mit dort erworbener HZB an der hier beliebtesten Hochschule, die jeweils in unmittelbarer Entfernung liegt. In Landkreisen, in denen keine Hochschule in unmittelbarer Nähe liegt, fällt die Hochschulwahl hingegen deutlich differenzierter aus. Ein Beispiel ist der Kreis Lüchow-Dannenberg in Niedersachsen, wo der Anteil der beliebtesten Hochschule nur rund 6 Prozent beträgt. (Eine interaktive Tabelle für sämtliche Landkreise und kreisfreie Städte ist online im parallel veröffentlichten DatenCHECK auf hochschuldaten.de verfügbar.)
CHE
Zur Studie: https://www.che.de/download/hochschulwahl/