Beide Preisträgerinnen verbinden in vorbildlicher Weise tiefes Forschungsinteresse mit beeindruckenden Leistungen in Feld- und Laborexperimenten. Sie überzeugten die Auswahljury zudem durch ihre originellen, sorgfältigen und vielseitigen Forschungsansätze und die Relevanz der gewonnenen Erkenntnisse.
Walther-Arndt-Forschungspreis 2023 für Sophie Armitage
Der Walther-Arndt-Forschungspreis ist mit 5000 € dotiert und wird für herausragende, wissenschaftliche Arbeiten vergeben, die von berufungsfähigen Zoologinnen oder Zoologen nach der Promotion publiziert wurden. Die diesjährige Preisträgerin Sophie Armitage hat an der University of Sheffield mit dem Schwerpunkt Biologie studiert und dort 2003 in der Gruppe von Mike Siva-Jothy mit einer Arbeit zur ökologischen Immunologie promoviert. Von 2004-2007 war sie Postdoc an der University of Copenhagen und hat mit Jacobus (Koos) Boomsma über die Krankheitsabwehr bei Blattschneiderameisen geforscht. Von 2008-2017 war sie Postdoktorandin und anschließend Juniorgruppenleiterin in der Gruppe von Joachim Kurtz an der Universität Münster. Dort beschäftigte sie sich mit der Immunabwehr von Drosophila melanogaster und Tribolium castaenum. Seit 2017 ist sie Gruppenleiterin und DFG Heisenberg Fellow an der Freien Universität Berlin.
Virulenz besser verstehen
Sophie Armitage untersucht die vielfältigen Wechselbeziehungen zwischen Insekten und Mikroben im Labor sowie im Freiland mit Hilfe von sehr gut konzipierten und sich wechselseitig befruchtenden Experimenten. Einerseits ist sie daran interessiert, die Evolution von Faktoren zu verstehen, die Immunität, Resistenz und Toleranz des Wirts beeinflussen, andererseits untersucht sie die Fähigkeiten des Pathogens den Wirt auszunutzen. Sie benutzt vorwiegend Drosophila melanogaster als Modellwirt und verschiedene Bakterienarten als Krankheitserreger. Die evolutionäre Perspektive ihrer Forschung ermöglicht es ihr, neue Ideen und Konzepte zu entwickeln und ihre Ergebnisse in einem breiten Kontext zu interpretieren. Somit führten ihre Arbeiten unter anderem zu einem tieferen Verständnis der Determinanten der Virulenz von Krankheitserregern. Schlussfolgerungen aus ihrer hervorragenden Arbeit sind auch auf andere Wirt-Pathogen-Systeme anwendbar.
Förderpreis der Horst-Wiehe-Stiftung 2023 für Dr. Stephanie Reher
Der Förderpreis der Horst-Wiehe Stiftung ist mit 2000 € dotiert und wird für eine herausragende wissenschaftliche Dissertation über ein ausschließlich zoologisches Thema an junge WissenschaftlerInnen nach der Promotion und vor der Habilitation vergeben. Ausgezeichnet wurde in diesem Jahr Stephanie Reher, die Biologe an der Universität Bonn studierte, bevor sie für ihr Masterstudium an die Universität Hamburg wechselte. Dabei setzte sie einen Schwerpunkt auf Ökologie, Biodiversität und Naturschutz, und wurde 2021 im Fach Biologie promoviert.
Für ihre Doktorarbeit, die sie in der Abteilung Funktionelle Ökologie von Professorin Kathrin Dausmann anfertigte, verbrachte Stephanie Reher knapp zwei Jahre in Madagaskar und erforschte mit einem Team aus deutschen und madagassischen Studierenden und MitarbeiterInnen, wie Fledermäuse einer weitverbreiteten Art auf akute Änderungen ihrer Umweltbedingungen reagieren können. Dabei interessierte sie sich insbesondere dafür, wie ähnlich oder auch nicht Populationen aus unterschiedlichen Habitattypen hinsichtlich ihrer Physiologie sind. Eine große physiologische Variabilität kann Lebewesen dabei unterstützen, gewisse Umweltfluktuationen abzumildern. Allerdings ist unser aktuelles Verständnis begrenzt, inwieweit Arten, die bereits in verschiedensten Lebensräumen „funktionieren“, ihre physiologischen Merkmale flexibel anpassen können, um veränderten ökologischen Belastungen gerecht zu werden.
Untersuchungen mit Relevanz für klimainduzierte Anpassungen
Stephanie Reher kombinierte Stoffwechselmessungen direkt im Freiland mit Messungen in kleinen, portablen Klimakammern, in denen sie die Umweltbedingungen manipuliert hatte, um die Fledermäuse beispielsweise höheren Temperaturen und trockenerer Luft auszusetzen, als sie in ihrer regulären Umgebung natürlicherweise erfahren. So konnte Stephanie Reher einerseits erforschen, mit welchen abiotischen Faktoren die Fledermäuse tagtäglich zurechtkommen aber auch wie sie reagieren (können), sollten sich ihre Umweltbedingungen beispielsweise durch Fragmentierung oder Klimawandel ändern. Diese Thematik und Kombination an Methoden begeistert Stephanie Reher und soll auch zukünftig zentraler Teil ihrer Forschung bleiben. Gerade im Hinblick auf den Klimawandel möchte Stephanie Reher ihr Methoden-Repertoire erweitern und hat über die DFG erfolgreich ein Post-doc Stipendium eingeworben. Dadurch kann sie in Zukunft ein noch umfassenderes Bild der physiologischen Kapazitäten von Wildtieren und insbesondere ihrer physiologischen Grenzen erhalten. Der Titel ihrer Doktorarbeit lautete: Coping with environmental change: the importance of intraspecific physiological flexibility for Malagasy bats
DZG