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Plastic Pirates – Go Europe!

Schriftzug "Trash" aus Strohhalmen am Strand - mit Blick auf das Meer
Bild von Jasmin Sessler auf Pixabay

Das Citizen-Science-Projekt des BMBF und der Kieler Forschungswerkstatt erobert Europa

Am22. Juli  fiel der Startschuss für das Projekt „Plastic Pirates – Go Europe!“. In dem Folgeprojekt der Plastikpiraten erforschen Kinder und Jugendliche in Deutschland, Portugal und Slowenien ab September die Müllverschmutzung von Flüssen. Die wissenschaftliche Koordination des großangelegten Projektes liegt bei der Kieler Forschungswerkstatt, die die Jugendaktion 2016 gemeinsam mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ins Leben gerufen hat.

Heute (Mittwoch, 22. Juli) fiel der Startschuss für das Projekt „Plastic Pirates – Go Europe!“. In dem Folgeprojekt der Plastikpiraten erforschen Kinder und Jugendliche in Deutschland, Portugal und Slowenien ab September die Müllverschmutzung von Flüssen. Die wissenschaftliche Koordination des großangelegten Projektes liegt bei der Kieler Forschungswerkstatt, die die Jugendaktion 2016 gemeinsam mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ins Leben gerufen hat. Unterstützt wird sie seit 2018 außerdem vom Ecologic Institut in Berlin. Anlässlich der Trio-Präsidentschaft von Deutschland, Portugal und Slowenien über die kommenden 18 Monate im Rat der Europäischen Union findet das Citizen-Science-Projekt nun im Zeitraum 2020-2021 erstmals in drei europäischen Ländern zeitgleich statt. Förderer sind das BMBF sowie das portugiesische Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Hochschulbildung und das slowenische Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Sport.

Die Bundesministerin für Bildung und Forschung Anja Karliczek, der portugiesische Minister für Wissenschaft, Technologie und Hochschulbildung Manuel Heitor und die slowenische Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Sport Dr. Simona Kustec Lipicer eröffneten das Projekt im Rahmen des informellen Treffens der EU-Forschungsministerinnen und -minister, das bedingt durch die aktuelle Situation als Videokonferenz stattfand.

Im ersten gemeinsamen Aktionszeitraum vom 15. September bis 15. November 2020 erobern die „Plastic Pirates“ in den teilnehmenden Ländern die Flussufer. Wie viel Plastikmüll findet sich an und in europäischen Flüssen? Woher stammt der Müll? Und werden auch kleine Plastikpartikel in europäischen Flüssen Richtung Meer transportiert? Diese Fragen erforschen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den drei Ländern mit wissenschaftlichen Methoden und laden ihre Daten anschließend auf einer gemeinsamen Aktionswebseite (http://www.plastic-pirates.eu/de/) hoch. Hier sind sie dann für die Öffentlichkeit einsehbar. Die Auswertung der Daten erfolgt in der Kieler Forschungswerkstatt sowie in Einrichtungen aus dem Wissenschafts- und Bildungsbereich in den Partnerländern.

Seit 2016 wurden in der Kieler Forschungswerkstatt die Daten von 749 Schulen und Organisationen sowie von insgesamt mehr als 14.000 Teilnehmenden zusammengetragen. Einen Teil der Daten der Kinder und Jugendlichen aus bisher insgesamt sechs Aktionszeiträumen konnten die Kieler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bereits auswerten. Dabei zeigt sich, dass Plastikteile und Zigarettenkippen einen Großteil des Mülls an deutschen Flussufern ausmachen. Die Flussbesucherinnen und -besucher sind hauptsächlich für diesen Müll verantwortlich. Außerdem hat sich gezeigt, dass auch in Deutschland Mikroplastik in vielen Flüssen ein Problem ist.

Meereswissenschaftler Tim Kiessling, der für die Datenauswertung in der Kieler Forschungswerkstatt verantwortlich ist, erklärt, warum das Engagement der Jungen und Mädchen als Plastikpiraten so bedeutend ist. „Besonders wertvoll für die Wissenschaft ist die große Anzahl an Datenpunkten und Proben. Ohne die engagierten Lehrkräfte und die Beteiligung der Schülerinnen und Schüler wäre eine solche Untersuchung nicht möglich. Mit den Plastikpiraten gelingt uns etwas, was es in der Forschung zu Plastikmüllvorkommen an und in Flüssen so bislang nicht gibt: Wir können eine große Fläche über einen fortgeführten Zeitpunkt abdecken und erhalten so sehr zuverlässige Daten.“

Der Fokus der „Plastic Pirates – Go Europe!“ liegt jedoch nicht nur auf der Erhebung von wissenschaftlichen Daten. „Citizen-Science-Projekte vermitteln auch Fachwissen und ermöglichen einen Einblick, wie Wissenschaft funktioniert“, sagt die Leiterin der Kieler Forschungswerkstatt Dr. Katrin Knickmeier, die seit 2016 auch Projektleiterin der Plastikpiraten ist. „Wir können mit unseren Bildungsmaterialien für nachhaltige Entwicklung und den praktischen Arbeiten draußen am Fluss für den Umweltschutz begeistern – und wir zeigen, dass Wissenschaft für alle zugänglich ist.“

Linda Mederake, Ecologic Institut, hebt die gesellschaftspolitische Bedeutung der Aktion hervor: „Die Teilnahme an der Aktion ‚Plastic Pirates – Go Europe!‛ führt dazu, dass Schülerinnen und Schüler das eigene Konsumverhalten überdenken. Außerdem können mit Hilfe der Ergebnisse, beispielsweise der Menge von Einwegplastikfunden, politische Handlungsempfehlungen formuliert werden.“ Doris Knoblauch, ebenfalls vom Ecologic Institut, ergänzt: „Gerade Einweg-Plastik bleibt auch in Zeiten der Corona-Pandemie eine große Herausforderung, unbenommen der vielen Vorteile, die Einwegprodukte gerade in der Gesundheitsbranche mit sich bringen. Wie die veränderten Bedingungen sich auf Plastikmüllfunde an europäischen Flussufern auswirken ist dabei eine der Fragestellungen des Citizen-Science-Projekts und wir sind sehr auf die Ergebnisse gespannt.“

Ab dem 15. September ist es in Deutschland möglich bei den „Plastic Pirates – Go Europe!“ mitzumachen – dieses Mal erhofft sich das Projekt-Team einen spannenden Vergleich mit den Mülldaten aus Portugal und Slowenien. Weitere Informationen gibt es unter: http://www.plastic-pirates.eu/de/

(Christian-Albrechts-Universität zu Kiel)