Der Rückgang der Studienabbruchquoten lässt sich mit dem höheren Studienerfolg an Fachhochschulen erklären. Im Bachelorstudium gingen die Abbrüche hier von 25 auf 23 Prozent zurück, im Masterstudium von 19 auf 13 Prozent. An den Universitäten verbleibt der Studienabbruch dagegen bei 32 Prozent (Bachelor) bzw. 19 Prozent (Master).
Die deutlichen Differenzen zwischen Universitäten und Fachhochschulen ergeben sich allerdings nicht nur aus den jeweiligen Studienbedingungen, sondern auch aus unterschiedlichen Fächerprofilen. Denn nach wie vor unterscheiden sich die Studienabbruchquoten in verschiedenen Fächergruppen deutlich. So sind Studienabbrüche im Bachelorstudium an Universitäten vor allem in Mathematik und Naturwissenschaften überdurchschnittlich häufig (43 Prozent), ebenso in den Geisteswissenschaften (41 Prozent). Jedoch gibt es auch innerhalb der Fächergruppe Mathematik und Naturwissenschaften starke Unterschiede. So beläuft sich die Abbruchquote im Bachelorstudium im Bereich Mathematik auf 58 %, in Physik und Geowissenschaften auf 49 % sowie in Chemie auf 47 % (Abb. A1 unter: www.dzhw.eu/pdf/pub_brief/dzhw_brief_03_2020_anhang.pdf), in Biologie und Geografie liegen die Abbruchquoten dagegen bei 27 % bzw. 17 %.
Unterdurchschnittliche Quoten weisen dagegen die Lehramtsstudiengänge (16 Prozent), die Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (21 Prozent) sowie die Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften (20 Prozent) auf. Auch an den Fachhochschulen ergeben sich für rechts-, wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Studiengänge niedrige (17 Prozent), für mathematischnaturwissenschaftliche Studiengänge dagegen hohe Abbruchquoten (39 Prozent). Da die relativ abbruchintensiven geisteswissenschaftlichen Fächer an Fachhochschulen eine geringere Rolle spielen, die wirtschaftswissenschaftlichen Fächer mit niedrigeren Abbruchquoten dagegen eine größere, tragen diese fächerbezogenen Unterschiede zur Differenz zwischen Fachhochschulen und Universitäten bei.
Im Masterstudium an Universitäten zeigen sich überdurchschnittliche Abbruchwerte in den Geisteswissenschaften (30 Prozent), unterdurchschnittliche dagegen in Ingenieurwissenschaften sowie in Mathematik und Naturwissenschaften (beide jeweils 15 Prozent). Eine solch disparate Situation ist auch in Studiengängen anzutreffen, die mit einem Staatsexamen abgeschlossen werden: Die Studienabbruchquote in Humanmedizin beträgt nur 10 Prozent, in Rechtswissenschaften aber 32 Prozent.
„Zum Rückgang des Studienabbruchs an den Fachhochschulen und zur Verhinderung eines Anstiegs an den Universitäten haben zweifelsohne die vielfältigen Maßnahmen vor allem im Rahmen des Qualitätspakts Lehre beigetragen, die in den letzten Jahren von den Hochschulen zur Sicherung des Studienerfolgs ergriffen wurden. Allerdings sollte nicht übersehen werden, dass gerade im Bereich der Naturwissenschaften noch viele Studierende im Studium scheitern und es hier weiterer innovativer Ideen bedarf, um mehr Studierende zu einem erfolgreichen Abschluss zu führen“, so Dr. Ulrich Heublein, Projektleiter der Studie beim DZHW.
Die Berechnungen basieren auf Daten des Statistischen Bundesamtes und werden nach einem am DZHW entwickelten Vergleichsverfahren ausgewertet, bei dem ein Absolventenjahrgang in Abhängigkeit von der jeweiligen Studiendauer mit allen relevanten Studienanfängerjahrgängen ins Verhältnis gesetzt wird.
DZHW
Ausführliche Informationen unter:
Heublein, U., Richter, J., & Schmelzer, R. (2020).
Die Entwicklung der Studienabbruchquoten in Deutschland. (DZHW Brief 3|2020). Hannover: DZHW.