Lebensraumverlust, Krankheiten, Umweltverschmutzung und der Klimawandel setzen Amphibien – also Fröschen, Salamandern und den in den Tropen heimischen Schleichenlurchen – schon heute massiv zu. Die neue Studie vom Institut für Ökologie, Evolution und Diversität zeigt, dass Extremwetterereignisse als zusätzlicher Stressfaktor diese Krise weiter verschärfen. Hierfür analysierten die Wissenschaftler*innen globale Wetterdaten der letzten 40 Jahre. Die Regionen mit signifikant erhöhten Hitzewellen, Dürren und Kältewellen verglichen sie mit der geographischen Verbreitung von mehr als 7.000 Amphibienarten und deren Gefährdungsstatus auf der „Roten Liste“. Die Roten Listen werden seit 1964 von der Naturschutzorganisation IUCN (International Union for the Conservation of Nature and Natural Resources) veröffentlicht und gelten als wichtiges Instrument zur Bewertung des Gefährdungsstatus von Tier- und Pflanzen- und Pilzarten weltweit.
Kritisches Zusammenspiel verschiedener Faktoren
Das Ergebnis ist eindeutig: Dort, wo Hitzewellen und Dürren zugenommen haben, verschlechterte sich auch der Bedrohungsstatus der Amphibien auf der Roten Liste seit 2004 signifikant. „Die Abhängigkeit der Amphibien von temporären Feuchtgebieten zur Fortpflanzung macht sie besonders verwundbar gegenüber Dürren und Temperaturverschiebungen, die ihre Brutgebiete vorzeitig austrocknen lassen“, erklärt Dr. Evan Twomey, Erstautor der Studie. „Unsere Analysen zeigen den direkten Zusammenhang zwischen der Zunahme extremer Wetterereignisse und dem Rückgang der Amphibienbestände.“
Regionale Schwerpunkte
Besonders betroffen sind drei Regionen: Europa, das Amazonasgebiet und Madagaskar. Während in Südamerika der Großteil der dort vorkommenden Amphibien – meist Frösche – zunehmenden Hitzewellen ausgesetzt ist, sind es in Europa vor allem Dürren, die den Tieren zu schaffen machen. Hier sind es hauptsächlich Salamander, die unter den veränderten Bedingungen leiden. Die Situation in Mitteleuropa gibt dabei Anlass zur Sorge. Zukünftige Klimaprognosen zeigen, dass Dürreperioden in Zentraleuropa sowohl in Dauer als auch Intensität wahrscheinlich zunehmen werden. Prof. Lisa Schulte, Leiterin der Abteilung Wild- und Zootierbiologie und Systematik warnt: „Bereits die Hälfte der in Mitteleuropa heimischen Echten Salamander ist heute zunehmend Dürreperioden ausgesetzt – und das wird sich in Zukunft wahrscheinlich noch verschärfen.“
Dringender Handlungsbedarf
Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen die Dringlichkeit gezielter Schutzmaßnahmen. Verschiedene Ansätze aus der Amphibienforschung könnten bedrohten Arten helfen. Dazu gehören zum Beispiel die Schaffung kleiner Schutzgebiete, in denen Amphibien Zuflucht finden können, sowie die Verbesserung von Feuchtgebieten, um optimale Lebensbedingungen zu gewährleisten. Auch die Schaffung feuchter Rückzugsorte, etwa durch den Einsatz von Rohren oder Brettern, bietet diesen Tieren Möglichkeiten, sich während trockener Perioden zurückzuziehen.
Die Studie liefert wichtige Grundlagen für angepasste Schutzstrategien in den besonders betroffenen Regionen. Amphibien gelten als Indikatoren für die Gesundheit von Ökosystemen – ihr Schutz ist daher von übergeordneter Bedeutung für den Erhalt der Biodiversität.
Goethe-Universität Frankfurt am Main
Originalpublikation:
Twomey, E., Sylvester, F., Jourdan, J., Hollert, H., & Schulte, L. M. (2025). Quantifying exposure of amphibian species to heatwaves, cold spells, and droughts. Conservation Biology, e70074. https://doi.org/10.1111/cobi.70074