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Grube Messel: Außergewöhnliches Vogelfossil

Das außergewöhnlich gut erhaltene Fossil hat in etwa die Größe einer Kohlmeise.
Das außergewöhnlich gut erhaltene Fossil hat in etwa die Größe einer Kohlmeise. Wedmann,Senckenberg

Dem Senckenberg-Grabungsteam ist im UNESCO-Weltnaturerbe Grube Messel ein Ausnahmefund gelungen: Aus den Ölschieferschichten wurde ein exzellent erhaltenes Fossil einer bislang unbekannten Vogelart geborgen. Das etwa kohlmeisengroße Tier hat einen gebänderten Schwanz und einen kompakten, kurzen Schnabel. Insgesamt wurden in der ersten Hälfte der Grabungssaison bislang 500 Funde gemacht – darunter sehr viele Insekten, Pflanzen und Fische, die im Herbst und Winter präpariert werden.

Funde von fossilen Vögeln sind im UNESCO-Weltnaturerbe Grube Messel keine Seltenheit: Über 70 Arten und viele hunderte Einzelfunde wurden aus den etwa 48 Millionen Jahre alten Gesteinsschichten bereits geborgen. „Der neue, außergewöhnlich gut erhaltene Fund der uns bisher unbekannten Vogelart zeigt, dass wir dennoch weit davon entfernt sind, die Artenvielfalt in der Vogelwelt Messels vollständig erfasst zu haben“, erläutert Dr. Gerald Mayr, Ornithologe am Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt.

Das Grabungsteam rund um Dr. Sonja Wedmann von der Senckenberg Forschungsstation Grube Messel hat das kohlmeisengroße Vogelfossil in der letzten Woche der Grabungskampagne im Juni in den Ölschiefern gefunden. „Wir freuen uns natürlich über jeden der circa 500 dokumentierten Fossilfunde der diesjährigen Grabung, aber der Vogel ist – neben einigen isolierten Knochenschuppen eines kleinen Krokodils, einer schönen Blüte und einer ungewöhnlich vollständig erhaltenen Libelle – ein echtes Highlight!“, so Grabungsleiterin Wedmann.

„Für eine abschließende Bestimmung des Fossils ist es noch zu früh. Sicher erscheint aber, dass diese Art bislang noch nicht aus Messel bekannt ist“, erklärt Mayr und fährt fort: „Besonders ist das Fossil zum einen durch seine sehr geringe Größe, sowie aufgrund des kompakten und kurzen Schnabels und der ungewöhnlich guten Erhaltung des Gefieders.“ Die Bänderung des relativ langen und breiten Schwanzes ist auf eine Überlieferung des dunklen Pigmentes Melanin zurückzuführen. Eine ungewöhnlich gute Weichteilerhaltung ist eine Besonderheit der hessischen Fossillagerstätte.

Über die Lebensweise des Vogels zu spekulieren, erscheint den beteiligten Forscher*innen noch zu früh. Der Schnabel erscheine zwar „greifvogelartig“, aber die Füße und Krallen des Tieres widersprächen der Annahme, dass es sich bei dem Fund um einen „Mini-Greifvogel“ handelt. „Wahrscheinlicher ist, dass sich der Vogel von Früchten oder Insekten ernährt hat. Genaueres ist aber erst nach der endgültigen Präparation zu sagen“, fügt Mayr hinzu.

Das Senckenberg-Team wird auch in der zweiten Grabungsrunde im August und September an der „Grabungsstelle F9“ im Nordwesten der Grube Messel weiter nach Fossilien suchen. Dort wurden in den vergangenen Jahren – neben dem neu entdeckten Vogelfossil – bereits andere außergewöhnliche Fossilien gefunden, wie beispielsweise ein Urpferdchen oder das, einem Riesen-Eichhörnchen ähnelnde, Nagetier Ailuravus.

Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum