Das Leibniz-Institut DSMZ – Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen in Braunschweig gehört zu den weltweit größten und vielfältigsten Zentren für mikrobiologische Ressourcen. Mit über 90.000 Bioressourcen umfasst die Sammlung eine breite Vielfalt an Bakterien- und Archeenstämmen, Pilzen, pflanzlichen Viren, Bakteriophagen, menschlichen und tierischen Zelllinien sowie bakterieller DNA. Die zentrale Aufgabe der DSMZ liegt in der Erforschung, Bereitstellung und Nutzung mikrobieller und zellulärer Biodiversität.
Ein Schwerpunkt der Forschungsarbeiten liegt auf den Actinomyceten, einer Gruppe von Bakterien, die für die ihre außergewöhnliche Fähigkeit zur Produktion bioaktiver Naturstoffe bekannt ist. Dazu zählen zwei Drittel aller derzeit klinisch genutzten Antibiotika sowie zahlreiche weitere pharmazeutisch und biotechnologisch relevante Substanzen. Die DSMZ verfügt über eine umfangreiche Sammlung von Actinomyceten mit mehr als 5.000 Stämmen, darunter viele Typstämme, seltene Taxa, und langsam wachsende Spezies, sowie zahlreiche Vertreter der Gattung Streptomyces, die für ihr ausgeprägtes Wirkstoffproduktionspotenzial bekannt sind. Trotz dieses Biosynthesepotenzials ist die Entdeckungsrate neuer Verbindungen in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen, unter anderem aufgrund der häufigen Wiederentdeckung bereits bekannter Substanzen. Vor dem Hintergrund der weltweit zunehmenden Antibiotikaresistenzen gewinnt die Entdeckung neuer Wirkstoffe immer mehr an Bedeutung. Fortschritte in der Genomsequenzierung, ein vertieftes Verständnis des Sekundärstoffwechsels von Actinomyceten und dessen Regulation sowie verbesserte genetische Werkzeuge eröffnen neue Möglichkeiten, um das bisher ungenutzte Biosynthesepotenzial der Organismen zu erschließen. In meinem Vortrag stelle ich die DSMZ mit ihren Inhalten und Aufgaben vor und erläutere, wie sich das Biosynthesepotenzial der Actinomyceten für die Entdeckung neuer bioaktiver Wirkstoffe nutzen lässt.
Im Rahmen des Vortrags werden anhand von Beispielen der Einsatz moderner Methoden wie Next-Generation-Sequencing in Verbindung mit Bioinformatik gezeigt wie Bioforensik bei der Bundeswehr genutzt wird. Die Teilnehmenden erhalten dabei Einblicke in die vielseitigen Tätigkeitsprofile von Biologen am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr - als Soldat wie auch als Zivilist.
Peptides have a wide array of functions and applications, including as antimicrobial agents, anti-allergy and anti-cancer drugs, in biological signalling and neurodegenerative disease. They are recognized as highly selective and efficacious drug candidates, which are relatively safe and well tolerated by the human body. A major drawback of peptides in drug development however are the difficulties associated with their bespoke modification, which are essential for peptide development. Biotechnology and total synthesis both encounter significant obstacles, especially for peptides containing non-natural amino acids and extensive modifications. Ribosomally synthesized and post-translationally modified peptides (RiPPs) have emerged as a major superfamily of natural products with exciting bioactivities.
Their biosynthesis begins with the expression of a small gene to yield a precursor peptide via the normal ribosomal route. This precursor peptide is then modified by a cascade of enzymes to yield the final natural product. In many RiPP pathways the biosynthetic enzymes have been shown to be highly tolerant of changes to the amino acid sequence of their substrates. The talk will cover basic RiPP research, focussing on in vitro biochemistry and structural biology. These insights can be used for biotechnological applications to generate libraries of bespoke peptides for high-throughput screening and the discovery of novel probes for the development of diagnostics.
Das Robert Koch-Institut (RKI) ist die zentrale Einrichtung der Bundesregierung auf dem Gebiet der Krankheitsüberwachung und -prävention. Ein Standort des RKIs befindet sich in Wernigerode, wo mehrere Fachgruppen mit Schwerpunkt auf bakteriellen Krankheitserregern arbeiten. Hier ist, innerhalb der Fachgruppe „Nosokomiale Erreger und Antibiotikaresistenzen“ auch das Nationale Referenzzentrum (NRZ) für Staphylokokken und Enterokokken angesiedelt.
Das NRZ übernimmt wesentliche Aufgaben bei der Untersuchung, Bewertung und Kontrolle von Staphylokokken und Enterokokken, die sowohl im Krankenhaus als auch in der Allgemeinbevölkerung eine große Rolle spielen und die, vor allem im Falle der Staphylokokken, auch ein zoonotisches Potenzial aufweisen. Dabei arbeitet das NRZ mit einem Netzwerk von niedergelassenen Laboren und anderen Einrichtungen des Gesundheitssystems zusammen. Aus diesen Arbeiten resultieren umfangreiche Stammsammlungen, die wiederum Grundlage für wissenschaftliche Analysen darstellen. Die Arbeit des NRZ umfasst neben der erweiterten Diagnostik und Typisierung von Isolaten auch die epidemiologische Auswertung eingehender Daten. Ziel ist es, Ausbrüche frühzeitig zu erkennen und Entwicklungen bei Resistenz- und Virulenzeigenschaften systematisch zu dokumentieren.
Von zentraler Bedeutung ist die Untersuchung von Antibiotikaresistenzen bei Staphylococcus (S.) aureus, aber auch bei anderen Staphylokokkenspezies. Hierbei spielen Methicillin-resistente S. aureus eine wichtige Rolle, deren Verbreitung innerhalb und außerhalb von Krankenhäusern aufgrund ihres häufig sehr breiten Resistenzspektrums zu Problemen in der Behandlung der durch sie verursachten Infektionen führen. Von besonderem Interesse für das NRZ sind solche Isolate, die unbekannte Resistenzgenotypen aufweisen oder zusätzlich Resistenzen gegenüber Reserveantibiotika erlangt haben. Solche Entwicklungen sind besonders relevant, da diese Substanzen oft die letzte therapeutische Option darstellen.
Zur Bearbeitung dieser Fragestellungen setzt das NRZ auf eine Kombination aus klassischen mikrobiologischen und molekularbiologischen Methoden sowie auf moderne bioinformatische Verfahren zur Analyse großer genomischer Datensätze. Durch diese Herangehensweise können Resistenzmechanismen auf molekularer Ebene aufgeklärt, Populationsstrukturen beschrieben und Veränderungen in der Verbreitung nachvollzogen werden.
Insgesamt trägt die Arbeit des NRZ dazu bei, ein tieferes Verständnis für die Populationsdynamik resistenter Bakterien zu gewinnen, die klinische Relevanz neuer Resistenzformen einzuordnen und frühzeitig Maßnahmen zur Infektionskontrolle einzuleiten. Damit unterstützt es nicht nur die unmittelbare Patientenversorgung und das öffentliche Gesundheitswesen, sondern leistet auch einen Beitrag im Rahmen des One-Health-Ansatzes, indem es die Wechselwirkungen zwischen Human- und Veterinärmedizin sowie Umweltaspekten berücksichtigt.