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Citizen-Science-Projekt belegt: Der Große Puppenräuber ist nach 100 Jahren zurück!

Großer Puppenräuber, Größe: 17 – 28 mm B. Flicker

Der Große Puppenräuber ist zurück! Nach deutlich mehr als einem Jahrhundert wurde der große Nützling wieder in Südbayern gefunden. Speziell in der Landeshauptstadt wurde er aktuell bereits mehrfach gesichtet. Seit 2018 hatte die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) mit „Citizen Science“-Aufrufen dazu aufgefordert, Beobachtungen dieses Laufkäfers in Bayern zu melden. Nun steht fest: Der Große Puppenräuber (Calosoma sycophanta) wird nicht nur in Nordbayern häufiger - er ist endlich auch wieder in Südbayern zu Hause! Sogar mitten in der Landeshauptstadt konnte die Art 2025 nachgewiesen werden: In einem Garten in Bogenhausen und in einem Lohwald in Moosach. 
Auch aus Freising und Landshut liegen aktuelle Meldungen vor. Alle Funde wurden per Fotonachweis durch die LWF bestätigt.
 

Nützliche Käfer mit Appetit auf Schädlinge
Seit einigen Jahren breiten sich aufgrund der massiven Klimaerwärmung verschiedene Nachtfalter-Arten stark aus – es gibt Massenvermehrungen. Einige an Eichen lebende Arten können dabei erhebliche Probleme verursachen: Sei es, dass sie die Bäume kahlfressen und dadurch schädigen, oder sei es, dass Brennhaare ihre Raupen allergische Reaktionen auslösen. Glücklicherweise haben sich zwei heimische große Laufkäfer-Arten, der Große und der Kleine Puppenräuber, auf den Verzehr solcher Raupen spezialisiert und breiten sich in der Folge ebenfalls aus. Vor allem in Nordbayerns Laubwäldern sind die beiden Arten aus der Gattung Calosoma wieder recht verbreitet. Dagegen lagen die letzten Nachweise südlich der Donau schon über 100 Jahre zurück, konkret stammten sie aus dem Jahr 1906. 

Der Große Puppenräuber folgt den „Massenvermehrungen“
Die Chance des Großen Puppenräubers: Er ist ein besonders starker Flieger, wie Dr. Stefan Müller-Kroehling, Laufkäfer-Experte und Fachmann für Waldnaturschutz an der LWF erläutert. „Exemplare überfliegen regelmäßig Alpen und Ärmelkanal. Entscheidend für seine Verbreitung ist, dass er seinen extremen Hunger auf Raupen befriedigen kann.“ Deswegen folgt er den Insektenmassenvermehrungen von Eichenprozessionsspinner, Schwammspinner oder ähnlichen großen Schmetterlingen, auch wenn er Massenvermehrungen nicht aufhalten kann.

Was ist mit dem Kleinen Puppenräuber?
Obwohl davon auszugehen ist, dass auch der Kleine Puppenräuber (Calosoma inquisitor) vom Klimawandel profitiert, blieben in Südbayern Sichtungen und Meldungen dieser Art noch recht spärlich. Lediglich im Donautal an der Grenze zu Österreich liegen einige historische Nachweise vor. „Wir vermuten, dass diese Art nie ausgestorben ist, sondern einfach nur übersehen worden ist. Denn im Gegensatz zum Großen Puppenräuber, dem „Katastrophentouristen“ ist der Kleine Puppenräuber eher ein „Dauercamper“. Er begnügt sich auch mit geringeren Nahrungsmengen und kleineren Raupen“ meint der Laufkäferexperte der LWF.

Erfolgreiches Citizen Science Projekt geht weiter! Meldungen erwünscht!
Der Große wie der Kleine Puppenräuber gelten weiterhin als gefährdet bzw. stark gefährdet und sind dabei äußerst nützlich. „Die Meldungen der aufmerksamen Bürgerinnen und Bürger sind für uns als Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft unglaublich wertvoll. Nur so können wir uns einen Überblick verschaffen, wo die beiden Puppenräuber tatsächlich vorkommen“, so der Präsident der Landesanstalt, Dr. Peter Pröbstle. „Bitte melden Sie uns daher Sichtungen oder Verdachtsbeobachtungen dieser beiden Laufkäfer. Wichtig dabei ist gutes Bildmaterial und insbesondere der genaue Fundort. Beides schicken Sie gerne an:
puppenraeuber@lwf.bayern.de.“

Erkennungsmerkmale und Lebensraum
Die Aktivitätszeit liegt bei beiden Arten streng begrenzt auf das Frühjahr, mit einem Maximum im Mai bis Juni. Gerade in dieser und den nächsten Wochen treten sie noch in Wäldern und urbanen Grünflächen auf.
Großer Puppenräuber: durch seinen goldglänzend metallischen Panzer und das blaumetallische Halsschild fast unverwechselbar
Kleiner Puppenräuber: kleiner, stumpfer metallisch gefärbt, durch den typischen Laufkäfer-Habitus mit ovalem Halsschild ebenfalls sicher bestimmbar
Beiden Käfern gemeinsam ist das querovale Halsschild - und damit das wichtigste Unterscheidungsmerkmal gegenüber den ansonsten sehr ähnlich gefärbten Rosenkäfern und den Großlaufkäfern der Gattung Carabus.

(Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft)