VBIO

#onlineLEERE

Rückkehr zu mehr sozialen Kontakten an den Universitäten durch Teilpräsenzformate und digitale Kooperation – auch bei einem weiteren Lockdown

Mittlerweile im dritten Lockdown-Semester versuchen die Studierenden aus ihren heimischen Arbeitszimmern mit Initiativen wie onlineLEERE die Aufmerksamkeit auf ihre besondere Problemlage zu richten. In einem offenen Brief an Bundesbildungsministerin Anja Karliczek und die Kultusministerkonferenz sprechen sie die vielen Einschränkungen, unter denen sie derzeit leiden, deutlich an und fordern einen Stufenplan zur Rückkehr in geordnete Präsenz- und Teilpräsenzformate – wie an den Schulen auch.

Der Erziehungswissenschaftliche Fakultätentag (EWFT) unterstützt die Anliegen der Studierenden. Sie benötigen wieder mehr soziale Kontakte sowohl mit den Lehrenden als auch mit den Mitstudierenden. Dies trägt nicht allein zur akademischen Sozialisation wesentlich bei, sondern auch zur Persönlichkeitsentwicklung und zum Aufbau eines sozialen Umfeldes.

Mehr Präsenzkontakte sind auch ohne Rückkehr zum offenen Normalbetrieb durch Teilpräsenzformate möglich. Dazu wurden an einzelnen Universitäten bereits Konzepte erstellt und teilweise auch schon praktiziert. Doch zeigen die Initiativen der Studierenden, dass dies noch flächendeckend umgesetzt werden müsste. Auch bei erneuten Kontaktbeschränkungen ist Präsenz in zeitlichen Abständen dann realisierbar, wenn sie jeweils wechselnden Gruppen ermöglicht wird:

  • Vorlesungen: Eine Vorlesung kann mit Videokonferenzsoftware zeitsynchron durchgeführt werden, je nach verwendeter Software auch Großveranstaltungen mit 1500 Studierenden. Die dadurch freibleibenden Vorlesungssäle sollten im Wintersemester von vornherein für den Seminarbetrieb eingeplant werden.
  • Seminare und Laborlehre: Hier bietet es sich an, Rotationsformen zu entwickeln, bei denen Präsenz- mit Digitalelementen abwechselnd kombiniert werden – bei mehreren Lehrveranstaltungen im Stundenplan kann so die Universität in regelmäßigen Abständen aufgesucht werden.
  • Mensa- und Cafeteriabetrieb, Bibliotheksöffnungen: Da beim Teilpräsenzkonzept jeweils nur ein Teil der Studierenden an der Universität ist, sind Öffnungen leichter möglich und damit auch direkte Begegnungen der Studierenden – selbst unter Abstandsregelungen.

Ergänzend können die digitalen Medien so genutzt werden, dass mehr Gelegenheiten für Kommunikation unter den Studierenden geschaffen werden:

  • Individuelle digitale Kontakte: Die Studierenden selbst haben durch ihre Isolation kaum Möglichkeiten, mit ihren Kommilitonen und Kommilitoninnen in Kontakt zu treten, da sie diese nicht kennen und ohne Adressen auch nicht ansprechen können. Die Universitäten können bei der Vernetzung unterstützen. Hier bietet es sich auch an, mit den Studierendenvertretungen zu kooperieren und deren Erfahrungen aus den sozialen Plattformen zu nutzen.
  • Studienbezogene Online-Kommunikation: Eine solche kann gefördert werden, wenn z. B. bei synchronen Videokonferenz-Lehrveranstaltungen Kleingruppen eingeteilt werden, in denen kollaborativ gelernt wird; Lehrende können den Aufbau von Lerngruppen unterstützen, indem sie stärker auf selbstgesteuerte Studienanteile mit Gruppenarbeit setzen und, z. B. beim aktuell vieldiskutierten Konzept des inverted classroom, virtuelle Arbeitsgruppen einteilen.

Dazu ist es erforderlich, dass den Lehrenden die Durchführung der neuen didaktischen Formate mit digitalen Medien unter Anrechnung des vollen Deputates je Lehrveranstaltung gestattet wird. Die Umsetzung sollte bereits jetzt mit Blick auf einen eventuell erneuten (Teil-)Lockdown vorgenommen werden, um den Studierenden weitere „Online-Leere“ zu ersparen.

Erziehungswissenschaftlicher Fakultätentag