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Zauneidechsen fühlen sich an Bahngleisen wohl

Männliche Zauneidechse
Männliche Zauneidechse (c) Alina Janssen

Als streng geschützte Art sind Zauneidechsen auf den Erhalt ihrer Lebensräume angewiesen – gerade angesichts rückläufiger Bestände in Deutschland. Zauneidechsen finden an Bahnstrecken teils ideale Lebensbedingungen – das zeigt eine neue Studie des Museums für Naturkunde Berlin. Rund 80 Tiere wurden an einer Bahnstrecke in Brandenburg besendert und über mehrere Jahreszeiten hinweg beobachtet. Die Ergebnisse belegen: Die Tiere bewegen sich oft nur auf kleinstem Raum, da sie hier alles finden, was sie benötigen – Nahrung, Sonnenplätze, Verstecke und Eiablageorte. Die Erkenntnisse helfen nun dabei, Schutzmaßnahmen bei Bahnprojekten gezielter zu planen.

Das Ziel einer Studie von Forschenden des Museums für Naturkunde war es herauszufinden, wie Zauneidechsen ihre Lebensräume an Bahnstrecken genau nutzen. Dafür statteten sie knapp 80 Zauneidechsen an einer Bahnstrecke südlich von Frankfurt (Oder) mit kleinen Sendern aus und beobachteten sie während verschiedener Jahreszeiten in ihrem Lebensraum. „Es war gar nicht so einfach eine Besenderungsmethode für Zauneidechsen zu finden, bei der die Tiere sich weiter ohne Einschränkung bewegen können“, berichtet Alina Janssen vom Museum für Naturkunde Berlin. „Die Sender dürfen zum Beispiel nicht über die Zauneidechse hinausragen, da sich die Tiere dann leicht damit in der dichten Vegetation verfangen.“ Schließlich habe die Forschenden eine Methode gefunden, bei der der Sender vorsichtig am Schwanz befestigt werden kann und dann für bis zu drei Wochen den Aufenthaltsort der Eidechse verrät, bevor er von alleine abfällt.
 
 „Die Aktionsräume der Zauneidechse waren im Vergleich zu Studien aus anderen Lebensräumen sehr klein. Manche Eidechsen bewegten sich wirklich nur wenige Meter entlang des Bahndamms“, berichtet Mark-Oliver Rödel, Reptilienexperte am Museum für Naturkunde Berlin. „Das zeigt, dass Zauneidechsen an Bahnstrecken sehr gute Bedingungen vorfinden, da sie auf kleinem Raum alles haben, was sie über das Jahr hinweg benötigen: genügend Insekten als Nahrungsgrundlage, Versteck- und Schlafplätze, Orte zum Sonnen und Möglichkeiten für die Eiablage. Sie können also Energie sparen und müssen sich nicht über weite Strecken bewegen. Dadurch sind sie auch weniger Gefahren durch Fressfeinde ausgesetzt“. Im Sommer, wenn der Bahnschotter sich durch die Sonneneinstrahlung stark erwärmt, nutzen Zauneidechsen den Schotter bevorzugt als Schlafplatz, da die Steine nachts am längsten die Wärme halten.
 
Für die Zauneidechse, deren Bestände gerade deutschlandweit zurück gehen, ist der sorgsame Umgang mit den verbleibenden Populationen von besonderer Bedeutung. Die genaue Kenntnis der Bewegungsmuster der Zauneidechsen kann nun dabei helfen, Schutzmaßnahmen bei Bauprojekten der Bahn noch besser zu planen.

Museum für Naturkunde, Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung



Originalpublikation: Janssen, Alina, Staab, Michael & Mark-Oliver Rödel (2025): Home ranges of Sand Lizards, Lacerta agilis (Squamata: Sauria: Lacertidae), along railway tracks. – SALAMANDRA 61(2): 240–255, www.salamandra-journal.com/index.php/contents/2025-vol-61/2183-janssen,-a-,-m-staab-m-o-r%C3%B6del/file