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Globale Ungerechtigkeit – Forschung zu wasserbezogenen Naturgefahren erfordert mehr Investitionen in armen Ländern

Überschwemmungen, Dürren und Erdrutsche gefährden jedes Jahr Millionen von Menschen.
Überschwemmungen, Dürren und Erdrutsche gefährden jedes Jahr Millionen von Menschen. USGS, Don Becker/Mark Reid

Forschungsbemühungen zu Hochwasser, Dürren und Erdrutschen sind global nicht gerecht verteilt. Zwar nimmt die Forschung in Gebieten, wo diese Katastrophen auftreten, zu. Dennoch müssen in den am wenigsten entwickelten Ländern ca. 100 Mal so viele Personen von wasserbezogenen Naturgefahren betroffen sein, um ein vergleichbares Forschungsinteresse zu generieren wie in entwickelten Ländern. Der im Journal „Earth’s Future“ veröffentlichte Artikel von Forschenden der Universität Potsdam, IBM Research und GFZ macht auf diese Ungleichheit aufmerksam.

Wasserbezogene Naturgefahren wie Überschwemmungen, Dürren und Erdrutsche gefährden jedes Jahr Millionen von Menschen und werden weltweit erforscht, um Wege zu finden, ihre negativen Auswirkungen auf die Gesellschaft zu reduzieren. „Um beurteilen zu können, wie zielführend diese Forschungsanstrengungen sind, benötigen wir einen globalen Überblick darüber, wo diese Gefahren untersucht werden und ob betroffene Regionen berücksichtigt werden“, sagt Lina Stein, PhD, Erstautorin und Wissenschaftlerin an der Alexander von Humboldt-Professur für „Analyse hydrologischer Systeme“ an der Universität Potsdam.

Mit dem zukunftsträchtigen methodischen Ansatz „text-as-data“ erstellte das Team eine globale Karte der Forschungsaktivitäten zu Hochwasser, Dürren und Erdrutschen, aus der hervorgeht, ob die veröffentlichten Ergebnisse gleichmäßig verteilt sind. In Kooperation mit IBM Research wurden knapp 300.000 wissenschaftliche Abstracts analysiert, um aussagekräftige Informationen und Muster zu extrahieren. „Wir stellten fest, dass in Regionen, in denen viele Menschen leben, in wohlhabenden Regionen und dort, wo sich in der Vergangenheit Katastrophen ereignet haben, mehr Forschung betrieben wird“, fasst Lina Stein zusammen. Obwohl in Ländern mit niedrigem Einkommen wesentlich mehr Menschen von Naturkatastrophen betroffen sind, gibt es deutlich mehr Forschungsergebnisse aus den wohlhabenden Ländern.

Die Studie macht zum einen auf diese Ungleichheit nach dem Motto „Reichtum vor Notlage“ aufmerksam und schlägt zum anderen direkt vor, in welchen Gebieten mehr Forschungsgelder und -aktivitäten nötig sind, um eine faire Wissensverteilung anzustreben. „Wir müssen diese Verzerrungen in der Wissensbasis dringend abbauen und eine gerechte Verteilung der Forschung erreichen – und zwar durch eine gezielte Erforschung von Wassergefahren in stark betroffenen und zu wenig untersuchten Regionen“, fordert die Hydrologin. „Nur durch gerecht verteiltes, regionales Wissen, lassen sich zukünftige Katastrophen verhindern.“

Universität Potsdam


Originalpublikation:

Lina Stein, S. Karthik Mukkavilli, Birgit M. Pfitzmann, Peter W. J. Staar, Ugur Ozturk, Cesar Berrospi, Thomas Brunschwiler, Thorsten Wagener, 2024, Wealth over Woe: global biases in hydro-hazard research, Earth’s Future, https://doi.org/10.1029/2024EF004590