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Biologische Vielfalt: Fortschrittsbericht der Kommission über EU-Maßnahmen zum Schutz von Bestäubern zeigt dringenden Handlungsbedarf

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Die Kommission veröffentlicht einen Bericht über die Umsetzung der ersten EU-Initiative für Bestäuber, die die Kommission 2018 angenommen hatte, um gegen den Rückgang wildlebender Bestäuberinsekten vorzugehen. Bestäubende Insekten sind für das Funktionieren von Ökosystemen, unsere Ernährungssicherheit, Medikamente und unser Wohlergehen von entscheidender Bedeutung. Allerdings ist jede zehnte Bienen- und Schmetterlingsart in Europa vom Aussterben bedroht und bei einem Drittel schrumpft der Bestand. Die heute veröffentlichte Bewertung zeigt, dass bei der Umsetzung der Maßnahmen der Initiative erhebliche Fortschritte erzielt wurden, sich die Bekämpfung der verschiedenen Ursachen des Rückgangs aber nach wie vor schwierig gestaltet.

Der Bericht zeigt, dass die Initiative ein nützliches politisches Instrument bleibt, das es der EU, den Mitgliedstaaten und den Interessenträgern ermöglicht, dem Rückgang der Bestäuber entgegenzuwirken. Bis Ende 2020 wurden mehr als dreißig Maßnahmen in drei Schwerpunktbereichen durchgeführt, nämlich Verbesserung der Kenntnisse über den Rückgang der Bestäuber, Bekämpfung der Ursachen des Bestäuberrückgangs, Einbeziehung der Öffentlichkeit und Förderung der Zusammenarbeit, um dem Rückgang Einhalt zu gebieten. So hat die Kommission etwa den „Park der Bestäuber“ ins Leben gerufen, ein interaktives digitales Instrument, um für den gefährlichen Rückgang von Bestäubern zu sensibilisieren und globale Gegenmaßnahmen anzustoßen. Der Park der Bestäuber ist eine virtuelle Welt im Jahr 2050, in der bestäubende Insekten vollständig verschwunden sind. Die vielfältigen Maßnahmen auf lokaler, regionaler, nationaler und EU-Ebene haben gezeigt, dass die Öffentlichkeit das Problem anerkennt und bereit ist, tätig zu werden.

Im Rahmen der EU-Initiative für Bestäuber wurde ein EU-weites System zur Überwachung der Arten von Bestäubern entwickelt, um den Zustand der Populationen und die Ursachen ihres Rückgangs besser nachvollziehen zu können. Bald wird es überall in der EU eingesetzt werden. Die Kommission hat ein spezielles Informationssystem zu Bestäubern eingerichtet und eine Reihe maßgeschneiderter Forschungsinitiativen gestartet.

Die Anstrengungen müssen jedoch verstärkt werden, um insbesondere den Verlust von Lebensräumen in Agrarlandschaften und die Auswirkungen von Pestiziden anzugehen. In der EU-Biodiversitätsstrategie für 2030, der EU-Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ und dem Null-Schadstoff-Aktionsplan der EU sind spezifische Ziele festgelegt, um diese Herausforderungen anzugehen, indem etwa Schutzgebiete ausgeweitet und Ökosysteme wiederhergestellt, die ökologische/biologische Landwirtschaft gefördert, Landschaftselemente mit großer Vielfalt auf landwirtschaftlichen Flächen wiederhergestellt und die Auswirkungen von Pestiziden und anderen Umweltschadstoffen, die für Bestäuber schädlich sind, verringert werden. Die neue EU-Strategie zur Anpassung an den Klimawandel und die verstärkten Bemühungen um Klimaneutralität werden dazu beitragen, die Auswirkungen des Klimawandels auf Bestäuber abzufedern. 

Äußerungen aus dem Kommissionskollegium:

Der für Umwelt, Meere und Fischerei zuständige EU-Kommissar Virginijus Sinkevičius erklärte: „Der besorgniserregende Rückgang von Insekten, die Acker- und Wildpflanzen bestäuben, gefährdet die Ernährungssicherheit und bedroht unser Überleben und das Fortbestehen der Natur insgesamt. Die EU hat spezifische politische Instrumente eingeführt, um diesen Rückgang aufzuhalten, sektorübergreifende Maßnahmen angestoßen und erhebliche Fortschritte bei der Überwachung von Bestäubern erzielt. Der heute vorgelegte Bericht zeigt, dass wir eindeutig mehr tun müssen, um die Hauptursachen ihres dramatischen Rückgangs anzugehen. Dabei wird vor allem eine weitere Einbeziehung der Erhaltung von Bestäubern in alle Bereiche der Gemeinsamen Agrarpolitik und den Rechtsrahmen für Pestizide einen entscheidenden Beitrag leisten.“

Die für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit zuständige Kommissarin Stella Kyriakides sagte: Auch im Rahmen des europäischen Grünen Deals wird der Schutz der Bestäuber weiterverfolgt und wird zur Verwirklichung der Ziele der Strategie ,Vom Hof auf den Tisch‘ wie etwa der Verringerung des Risikos und der Reduzierung des Einsatzes chemischer Pestizide um 50 % beitragen. Wenn ein Wirkstoff für ein Pflanzenschutzmittel genehmigt oder vom Markt genommen wird, ist ein umfassender Schutz von Bienen und anderen Bestäubern stets ein wichtiges Kriterium.“

Der Kommissar für Landwirtschaft, Janusz Wojciechowski, führte aus: „Landwirtschaft und Ernährungssicherheit sind in hohem Maße von Bestäubern abhängig, weshalb ihr besorgniserregender Rückgang aufgehalten werden muss. Wie der heute vorgelegte Bericht zeigt, müssen mehr Anstrengungen unternommen werden, um den Verlust von Lebensräumen in Agrarlandschaften und die Auswirkungen von Pestiziden anzugehen. Die künftige Gemeinsame Agrarpolitik wird im Einklang mit den Zielen des Grünen Deals mit ehrgeizigeren Umwelt- und Klimaschutzzielen einen wichtigen Beitrag dazu leisten. So werden Landwirtinnen und Landwirte beispielsweise landwirtschaftliche Flächen für den Schutz der biologischen Vielfalt ausweisen müssen, wenn sie Fördermittel erhalten wollen. Zudem wird im Bereich Forschung und Innovation schwerpunktmäßig nach Alternativen zu Pestiziden geforscht.“

Nächste Schritte

In der zweiten Hälfte des Jahres 2021 wird die Kommission Konsultationen einleiten, um die Ansichten sowie umfassendere Fakten von Sachverständigen, Interessenträgern sowie Bürgerinnen und Bürgern im Hinblick auf eine mögliche Verbesserung der Initiative einzuholen und weitere Maßnahmen für die Umsetzung ihrer langfristigen Ziele zu ermitteln. Die Kommission wird die eingegangenen Rückmeldungen berücksichtigen und prüfen, inwieweit die EU-Initiative für Bestäuber überarbeitet werden muss.

EU-Kommission


Weitere Informationen:

Bericht: Fortschritte bei der Umsetzung der EU-Initiative für Bestäuber

Website der EU-Initiative für Bestäuber