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Mehr Gewinn trotz weniger Dünger und Herbiziden

Ölpalmenplantage
Ölpalmenplantage in der Provinz Jambi, Sumatra (Indonesien) Oliver van Straaten

Ölpalmen sind die produktivste Ölpflanze und die weltweite Nachfrage nach ihnen steigt. Ihre Produktivität ist jedoch auf konventionelle Bewirtschaftungsmethoden der Ölpalmplantagen zurückzuführen, mit einem hohen Einsatz an Düngemitteln und Herbiziden und schweren Folgen für die Umwelt. Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung der Universität Göttingen hat nun gezeigt, dass eine Umstellung auf mechanische Unkrautbekämpfung und ein reduzierter Düngemitteleinsatz sowohl die Multifunktionalität des Ökosystems als auch den Gewinn der Plantage erheblich steigern.

Größter Palmölproduzent der Welt ist Indonesien, und dort geht die steigende Palmölproduktion zunehmend auf Kosten des Waldes – den sozioökonomischen Vorteilen stehen Umweltprobleme wie der Verlust der biologischen Vielfalt, Nitratauswaschung und Treibhausgasemissionen gegenüber. Das Forschungsteam untersuchte ab 2016 Plantagen in Jambi, die mindestens 16 Jahre alt waren, mit dem Ziel, eine reduzierte Bewirtschaftung im Vergleich zu konventionellen Praktiken zu testen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler betrachteten die Auswirkungen eines reduzierten Düngemitteleinsatzes, um die Menge an Nährstoffen zu kompensieren, die mit der Ernte der Ölpalmenfrüchte entnommen wird, sowie die mechanische Unkrautbekämpfung mit einem Freischneider. Über einen Zeitraum von vier Jahren sammelten sie Daten zu Ölpalmenerträgen, Material- und Arbeitskosten, Tieren im Boden und an der Oberfläche, Vielfalt der Bodenvegetation, Treibhausgasemissionen, Bodenfruchtbarkeit und Nährstoffauswaschung.

„Trotz des geringeren Düngemitteleinsatzes sind die Ölpalmenerträge ähnlich hoch wie bei der konventionellen Bewirtschaftung“, sagt Erstautor Dr. Najeeb Al-Amin Iddris von der Universität Göttingen. „Gleichzeitig steigt der Gewinn aufgrund der geringeren Düngemittelkosten deutlich an. Auch die Artenvielfalt verbessert sich deutlich, was auf die Zunahme der Bodenvegetation durch mechanische Unkrautbekämpfung zurückzuführen ist.“ Da die Funktionen eines Ökosystems in der Regel miteinander verbunden sind, spricht man von „Multifunktionalität“, und die Forschenden analysierten und verglichen demnach mehrere Ökosystemfunktionen. „Die mechanische Unkrautbekämpfung weist beispielsweise eine deutlich höhere Ökosystem-Multifunktionalität auf als die Anwendung von Herbiziden“, so Iddris. „Sie fördert die rasche Erholung der Bodenvegetation und erhöht ihre Artenvielfalt, was die Wiederverwertung von Nährstoffen über die Wurzelaufnahme verbessern kann, und in Kombination mit einem geringeren Düngemitteleinsatz verringert sie die Auswaschung und erhöht die Nährstoffbindung im Boden.“

„Die Studie ergab allerdings keine Verringerung der Treibhausgasemissionen durch reduzierten Düngemitteleinsatz und mechanische Unkrautbekämpfung während der vierjährigen Laufzeit des Experiments“, erklärt die Hauptautorin Dr. Marife Corre von der Universität Göttingen. „Die Folgen von mehr als 15 Jahren konventioneller Bewirtschaftung vor Beginn des Experiments könnten die Auswirkungen der reduzierten Bewirtschaftung ein wenig gedämpft haben.“ Die positiven Auswirkungen der mechanischen Unkrautbekämpfung auf die Multifunktionalität des Ökosystems und den Ertrag zeigen aber nach Ansicht der Forschenden, dass solche Praktiken auch über einen kurzen Zeitraum Vorteile bringen können. „Diese Bewirtschaftungspraktiken lassen sich in der Praxis leicht anwenden und sollten als eins der Kriterien für die Produktion von nachhaltigem Palmöl aufgenommen werden, wie es der Runde Tisch für nachhaltiges Palmöl, eine Organisation von Ölpalmenproduzenten, -verarbeitern, -herstellern, Investoren, Umweltgruppen und Interessenvertretern der sozialen Entwicklung, vorgibt“, so Corre.
 

Universität Göttingen


Originalpublikation:

Iddris, N.AA., Formaglio, G., Paul, C. et al. Mechanical weeding enhances ecosystem multifunctionality and profit in industrial oil palm. Nat Sustain (2023). https://doi.org/10.1038/s41893-023-01076-x