Die Forschenden haben sich deshalb in ihrer nun in „Scientific Reports“ veröffentlichten Studie vor allem zirkuläre RNAs (circRNAs) genauer angesehen, die zu den nicht-kodierende RNA-Spezies gehören. „Wir konnten zeigen, dass genetische Varianten, die mit der Ausprägung des BMI assoziiert sind, häufig auf circRNAs liegen“, erklärt Prof. Dr. Anke Hinney. „Spannend ist, dass wir tatsächlich ein erhöhtes Level einer circRNA bei Personen feststellen konnten, die eine BMI-erhöhende Genvariante tragen“, erläutert die naturwissenschaftliche Doktorandin Luisa Rajcsanyi, die auch Erstautorin der Studie ist. Dieser Effekt ist aber nicht der direkten Wirkung der circRNAs zuzuschreiben. Der Weg läuft vermutlich über eine Zwischenstation: die mircoRNAs. CircRNAs sind in der Lage, miRNAs zu binden. Diese miRNAs können die Ablesehäufigkeit eines Gens regulieren. Indem circRNAs an miRNAs binden, blockieren sie diese regulative Funktion.
Auch genetische Varianten für weitere Störungen wie z.B. Autismus Spektrum Störung, chronisches Nierenversagen und die Essstörung Anorexia nervosa scheinen überdurchschnittlich häufig auf circRNAs vorzukommen. „Viele dieser Erkrankungen scheinen also nicht nur durch ein abgelesenes Gen verursacht zu sein, sondern vielmehr auch dadurch, dass die circRNA die Expression, also die Ablesehäufigkeit des Gens beeinflusst“, so die Studienautor:innen.
(Universitätsklinikum Essen)
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Rajcsanyi LS, Diebels I, Pastoors L, Kanber D, Peters T, Volckmar AL, Zheng Y, Grosse M, Dieterich C, Hebebrand J, Kaiser FJ, Horsthemke B, Hinney A. Evidence for correlations between BMI-associated SNPs and circRNAs. Sci Rep. 2022 Jul 25;12(1):12643. doi: 10.1038/s41598-022-16495-7. PMID: 35879369; PMCID: PMC9314347.