VBIO

Vertragen sich Eichhörnchen und Schlafmäuse?

Kommen Tierarten, die in Baumkronen leben, miteinander aus? Wälder, in denen verschiedene Arten von Laub- und Nadelbäumen kombiniert werden, begünstigen das Zusammenleben von Eichhörnchen und Schlafmäusen, auch Bilche genannt. Mithilfe von Kameras in Baumkronen fand ein Forschungsteam der Universität Göttingen heraus, dass rote Eichhörnchen Nadelwälder bevorzugen, während Schlafmäuse, wie etwa der Siebenschläfer oder die Haselmaus, eher in Buchenwäldern zu finden sind. In Wäldern mit einer Kombination aus beiden Baumarten kamen jedoch beide Tierarten vor, was darauf hindeutet, dass Mischwälder zur Förderung der Artenvielfalt beitragen können. 

Ein rotes Eichhörnchen in der Baumkrone einer Douglasie.

Ein rotes Eichhörnchen in der Baumkrone einer Douglasie. Copyright: Pedro Mittelman/ Universität Göttingen

Die Studie wurde in Norddeutschland durchgeführt und umfasste 80 Kameras, die in unterschiedlichen Höhen an Bäumen angebracht waren: Von 2 Metern über dem Boden bis hin zu 30 Metern Höhe. Dazu mussten die Forschenden mit Hilfe professioneller Baumkletterer auf jeden Baum klettern, um die Kameras in den Baumkronen zu installieren, zu inspizieren und zu bergen. Die Kameras zeichneten Tiere automatisch auf und wurden durch Bewegung und Wärme aktiviert, wenn Tiere ihr Sichtfeld passierten. Während der siebenmonatiger Beobachtungszeit wurden in 20 verschiedenen Wäldern 468 Sichtungen von Eichhörnchen und 446 von Schlafmäusen registriert. Unter den Sichtungen der Schlafmäuse waren es 249 Siebenschläfer und 197 Haselmäuse. Anhand dieser Daten konnten die Forscher die Wahrscheinlichkeit des Vorkommens der einzelnen Arten im Zusammenhang mit der Anzahl der Buchen und der Präsenz anderer Baumsäugetierarten berechnen.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Schlafmäuse und Eichhörnchen einander nicht aus dem Weg gehen. Sie können in Mischwäldern sogar recht gut zusammenleben“, so Erstautor Pedro Mittelman, Doktorand in der Abteilung Wildtierwissenschaften der Universität Göttingen. „Das ist eine großartige Nachricht, denn sie zeigt, dass forstwirtschaftliche Praktiken, die Baumarten kombinieren, der Tierwelt zugute kommen können“. Das Forschungsteam unterstreicht die Bedeutung von Mischwäldern in der Forstwirtschaft als eine Möglichkeit, die biologische Vielfalt auch in einem Umfeld der Holzproduktion zu erhalten.

Die Forschung im Graduiertenkolleg „Der Einfluss funktionaler Eigenschaften beigemischter Koniferen auf die Funktionsweise von Rotbuchenökosystemen“ (EnriCo) an der Universität Göttingen wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert und ist Teil der laufenden Bemühungen, die Funktionsweise von reinen und gemischten Waldökosystemen besser zu verstehen.

Universität Göttingen


Originalpublikation:

Mittelman P, Pineda M, Balkenhol N (2025): Mixed broadleaf-conifer forests promote coexistence of red squirrels and doormice. European Journal of Wildlife Research, 71:67. DOI: 10.1007/s10344-025-01947-y

Versiegelte Serumflasche mit Clostridium thermocellum, welches mit Filterpapier als Kohlenstoffquelle wächst.

Die Aufklärung der Struktur und Herkunft der so genannten „Yellow Affinity Substance“ (YAS, „Gelbe Affinitätssubstanz“) liefert neue Erkenntnisse über…

Weiterlesen
Herz einer Maus im späten Embryonalstadium

Der Ionenkanal PIEZO2 verarbeitet nicht nur Berührungsreize. Wie ein Team um Annette Hammes vom Max Delbrück Center in Nature Cardiovascular Research…

Weiterlesen

Der aktuelle VBIO-Jahresbericht 2024 ist jetzt online verfügbar und bietet einen Einblick in die Aktivitäten und Positionen des VBIO. Unsere neuen…

Weiterlesen