Die beiden Preisträgerinnen wenden sich mit ihrem Erstsemester-Programm an die jährlich etwa 150 Einsteigerinnen und Einsteiger in die internationalen molekularbiologischen Masterstudiengänge der Fakultät für Biologie. Die Herausforderung für die Studierenden und Lehrenden sind die anfangs außerordentlich ungleichentheoretischen und praktischen Vorkenntnisse. Zudem fehlt insbesondere Studierenden aus dem Ausland anfangs oft die Orientierung und soziale Einbettung. Dagmar Hann und Daniela Meilinger holen die Studierenden in dieser Situation mit vielfältigen Angeboten ab, schaffen Orientierung, regen zum Lernen und Weiterdenken an und fördern das soziale Miteinander. Das Angebot trägt dazu bei, die Studierenden auf einen theoretisch und praktisch vergleichbaren Wissensstand zu bringen.
Das Einführungsprogramm besteht aus vier Modulen. Das Modul „Master Welcome Event“ dient der Orientierung und dem Kennenlernen und findet bereits vor Semesterbeginn mit Unterstützung von Studierenden aus höheren Semestern statt. Hinzu kommen die Pflichtkurse „Computational Biology“ und „Lab Methods“, die inhaltlich und zeitlich eng miteinander verzahnt sind. Ein weiteres Modul, die Vorlesung „Methods in Molecular Biology“ begleitet, unterstützt und vertieft die Kurse inhaltlich und bereitet zudem auf nachfolgende Kurse vor.
Die beiden Pflichtkurse sowie die Vorlesung decken einen Großteil der gängigen molekularbiologischen Methoden ab, die in fast allen biologischen Fachdisziplinen Anwendung finden. Der „Lab Methods“ Kurs greift dabei vier verschiedene Modellsysteme und Organismen auf und besteht aus einem umfassenden Versuch, welcher mit der Klonierung eines Proteins beginnt und anschließend dessen Funktion und Lokalisierung untersucht. Im „Computational Biology“-Kurs werden Computertools, Datenbanken und quantitative Analyseverfahren nahegebracht, die heute weitgehend zu den Grundkenntnissen nahezu aller biologischer Fachgebiete gehören. Beide Kurse werden mithilfe von Lehrenden aus unterschiedlichen Fachbereichen umgesetzt. Die gemeinsame Durchführung und Expertise der einzelnen Fachbereiche garantieren die notwendige Interdisziplinarität.
Innerhalb des Master Biology Entry Programme werden verschiedene Lernumgebungen wie Plenum, Einzel-, Team- und Gruppenarbeit geschaffen. Dabei kommt eine Vielzahl didaktischer Methoden zum Einsatz, die aufeinander abgestimmt sind und sich am AVIVA Schema orientieren. Dabei werde die Studierenden etwa durch kurze Teaser oder Erwartungsabfragen ausgerichtet (A), durch Quiz-Fragen das Vorwissen (V) abgefragt, durch interaktive Videos (I) und bereitgestellte Materialien informiert, durch Quiz-Fragen, Übungsaufgaben und Gruppenarbeiten das Gelernte verarbeitet (V) sowie das Erlernte durch Lernzielkontrollen und ausführliches Feedback ausgewertet (A).
Die Preisträgerinnen verwenden einen vielfältigen Instrumentenmix, der neben den bekannten online-Kommunikationskanälen unter anderem auch einen Comic-Clip Designer, eigene Videos und verschiedene Moodle-basierte Formate wie interaktive Videos, Skripte, Foren, Chats, Quiz-Fragen und Übungsaufgaben zur Lernzielkontrolle umfasst. Ein Pad-Caster liefert Aufzeichnungen von Laborversuchen mit eingebauten Fehlern, die zum „Trouble Shooting“ herausfordern.
Die Preisträgerinnen überzeugten die Jury des Ars legendi-Fakultätenpreises nicht zuletzt durch die Vielzahl der klug aufeinander abgestimmten und miteinander verzahnten Instrumente, mit denen es nicht nur in hervorragender Weise gelingt, heterogenes Vorwissen der Erstsemester anzugleichen, sondern zugleich auch Orientierung jenseits der Fachinhalte zu liefern. Die Jury erkennt darin ein beispielgebendes Lehrkonzept, das auch an anderen Fachbereichen aufgegriffen werden könnte.
Über den Ars legendi Fakultätenpreis Mathematik und Naturwissenschaften
Der Ars legendi-Fakultätenpreis Mathematik und Naturwissenschaften zeichnet herausragende, innovative und beispielgebende Leistungen in der Hochschullehre aus. Er wird gemeinsam vom VBIO, dem Stifterverband, der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh), der Deutschen Mathematiker-Vereinigung (DMV) und der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) vergeben. Der Preis wird jährlich in den Kategorien Biologie, Chemie, Mathematik und Physik vergeben und ist mit je 5.000 Euro dotiert.