Seit mehr als hundert Jahren erforschen Wissenschafter*innen die Beziehungen zwischen den Tieren und die meiste Zeit über gingen sie dabei davon aus, dass der Vorfahre der Schwämme vor mehr als 700 Millionen Jahren vom Vorfahren aller anderen Tiere abzweigte und damit im Lebensbaum eine Geschwistergruppe zu allen anderen Tieren bildete. Vor 15 Jahren gelang es Forscher*innen jedoch, mithilfe neuer DNA-Sequenzierungstechnologien erste Hinweise dafür zu finden, dass Rippenquallen und nicht Schwämme diese Position einnehmen, doch eine endgültige Antwort blieb im Dunkeln.
"Wir haben eine neue Methode entwickelt, um einen der tiefsten Einblicke in die Ursprünge des tierischen Lebens zu erhalten. Die Fingerabdrücke dieses uralten evolutionären Ereignisses sind auch noch Hunderte von Millionen Jahren später in den Genomen der Tiere zu finden", so Darrin Schultz, Erstautor und PostDoc an der Universität Wien.
In der Vergangenheit verglichen Forscher*innen die Gensequenzen, die für Schlüsselproteine kodieren, um Rückschlüsse auf die Verwandtschaft von Organismengruppen zu ziehen. Da sich im Laufe von hunderten Millionen Jahren die Sequenz der einzelnen Gene aber stark änderte, lässt diese Technik keine zuverlässigen Rückschlüsse auf dieses älteste Abspaltungsereignis mehr zu. In der nun in Nature erschienen Studie zeigen die Entwicklungsbiolog*innen aber, dass eine bemerkenswert große Anzahl von Genen in diesen sehr unterschiedlichen Tiergruppen nach wie vor an dieselben Chromosomen gebunden ist. Nur das Muster bei Kammquallen unterschied sich stark von den Mustern in anderen Tieren.
"Diese Forschung trägt dazu bei, die Grundlage unseres Verständnisses der Genetik des tierischen Lebens zu stärken. Sie gibt uns einen Kontext für das Verständnis dessen, was Tiere zu Tieren macht. Diese Arbeit wird uns helfen, die grundlegenden Funktionen zu verstehen, die alle Tiere gemeinsam haben, z. B. wie sie ihre Umgebung wahrnehmen, wie sie essen und wie sie sich fortbewegen", so Schultz.
Universität Wien
Originalpublikation:
Schultz, D.T., Haddock, S.H.D., Bredeson, J.V. et al. Ancient gene linkages support ctenophores as sister to other animals. Nature (2023). doi.org/10.1038/s41586-023-05936-6