Charakteristisch für die zur Familie der Baumwanzen (Pentatomidae) oder „Stinkwanzen“ gehörenden, etwa 6,5 bis 8,5 Millimeter langen Insekten sind ihre deutlich sichtbaren dornigen Auswüchse an Hinterleib und am Halsschild. “Wir haben sowohl aus der Grube Messel bei Darmstadt als auch aus der Green River Formation im nordamerikanischen Colorado zwei neue fossile Arten dieser bizarr aussehenden Baumwanzen beschrieben“, erklärt Dr. Sonja Wedmann vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt und fährt fort: „Ihre ‚Dornen‘ dienten wahrscheinlich vor allem zur Tarnung, weil sie den Körperumriss auflösen. Doch wissen wir beispielsweise von bedornten Grillen, dass solche Strukturen auch Beutegreifern die Jagd erschweren können, wenn die stacheligen Insekten ihnen quasi im Hals stecken bleiben”. Zusammen mit den Stinkdrüsen halfen die Stacheln den Insekten also vermutlich auch zur besseren Abwehr kleiner Wirbeltiere, wie Vögel oder Reptilien.
Ungewöhnlich sind nicht nur die Körperformen der Wanzen, sondern auch die weit voneinander entfernten Fundorte: Die beiden neuen Arten (Eospinosus peterkulkai und Eospinosus greenriverensis), die sich sehr ähnlich sehen, wurden in etwa 8000 Kilometer Entfernung voneinander gefunden. Studienleiterin Wedmann erläutert: „Im Eozän, der Zeit vor etwa 56 bis 33,9 Millionen Jahren vor heute, scheint der Bauplan dieser Baumwanzen so erfolgreich gewesen zu sein, dass er über die gesamte Nordhalbkugel verbreitet war. Heutzutage sind ähnlich aussehende Wanzen nur in Madagaskar und in Südamerika verbreitet.”
Das aus Messel beschriebene Exemplar wurde als Dank nach Peter Kulka benannt, der als Architekt für den jüngsten Umbau des Senckenberg Forschungsinstituts in Frankfurt verantwortlich war.
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum
Originalpublikation:
S. Wedmann, P. Kment, .LA. Campos, T. Hörnschemeyer (2021): Bizarre morphology in extinct Eocene bugs (Heteroptera: Pentatomidae). R. Soc. Open Sci. 8: 211466. https://doi.org/10.1098/rsos.211466