Preisträger Holger Schielzeth hat innovative Lehrformate entwickelt, die übertragbare Schlüsselqualifikationen vermitteln. Seine Veranstaltungen fördern insbesondere die Eigenverantwortung und Selbstständigkeit der Studierenden. Individuelle Zielsetzungen sowie lernprozessorientiertes Feedback tragen dabei erheblich zur Motivation der Studierenden bei. Die interaktiven Kurse von Holger Schielzeth greifen die Heterogenität der Studierenden auf und bieten Raum für kollegiales Lernen. Sie fördern dabei die Fähigkeiten zu kritisch-konstruktivem Denken, Problemlösungskompetenz und Datenverständnis. Die Lehre des Preisträgers fügt sich dabei perfekt ein in das Ziel der Universität Jena, die Datenkompetenz der Studierenden zu fördern.
In der Übung Evolutionsbiologie führt Holger Schielzethdie Studierenden anhand von Simulationsmodellen spielerisch an zentrale Elemente des wissenschaftlichen Arbeitens heran. Die Studierenden lernen mit Hilfe eines graphischen Computerprogramms, Beobachtungen zu machen, Arbeitshypothesen zu formulieren und Hypothesen zu testen. Das Einüben dieser grundlegenden Fähigkeiten bereits in einer frühen Phase des Bachelorstudiums legt wichtige Grundlagen für das gesamte weitere Studium. In der Veranstaltung entdecken die Studierenden wichtige populationsgenetische Prozesse, was viel nachhaltigeres Lernen bewirkt, als es durch Lehrbücher oder Vorlesungen zu erreichen wäre.
Die Förderung von Datenverständnis steht im Fokus des von Holger Schielzeth konzipierten und umgesetzten Grundpraktikums Ökologie. Die Studierenden arbeiten hier mit großen Datensätzen von Vogelbeobachtungen aus dem bürgerwissenschaftlichen Onlineportal ornitho.de. Die Studierenden entwickeln eigene Fragestellungen, erkunden die Daten, bereiten sie für die Darstellung auf und erstellen daraus kleine Präsentationen. Mit diesen stellen sie ihre wichtigsten Erkenntnisse sowie die Herausforderungen im Datenmanagement vor. Es gibt keine vorgefertigten Lösungswege, sondern die Studierenden entwickeln ihre eigenen Lösungsstrategien. Dabei zeigt sich immer wieder, dass es viele (teils sehr kreative) Lösungswege gibt. Im Arbeitsprozess lernen die Studierenden viel von anderen Studierenden – und auch aus eigenen Fehlern. „Problemlösungskompetenz trainiert man nicht, indem Lösungen vorgeben werden“, erläutert der Preisträger. „Ich muss sagen, dass ich wirklich begeistert bin, wie viel Potential in den Studierenden steckt, wenn man sie machen lässt“, so Holger Schielzeth weiter.
Darüber hinaus lehrt Holger Schielzeth das Mastermodul Science Communication. In diesem Modul üben die Studierenden projektbasiert das wissenschaftliche Schreiben und effiziente Vortragen. Außerdem erhalten sie Einblick in die Qualitätssicherungsmechanismen der Wissenschaft. So lernen die Studierenden den Reviewprozess kennen und begutachten ein aktuelles Manuskript einer Fachzeitschrift. Sie üben dabei die kritische, aber konstruktive Diskussion über wissenschaftliche Themen. Darüber hinaus reflektieren sie moderne Ansätze zur Förderung von Transparenz, Offenheit und Reproduzierbarkeit in der Wissenschaft.
Alle Veranstaltungen des Preisträgers zeichnen sich aus durch den Kontakt mit, und ein enges Feedback von den Studierenden. So können Fehlerquellen und Lernhindernisse erkannt und Potenziale problemorientierten Lernens genutzt werden. Der Preisträger legt dabei besonderen Wert darauf, wissenschaftliche Herangehensweisen und den Forschungsprozess als solchen zu vermitteln: Evidenzen beurteilen, Hypothesen entwickeln, Vorhersagen ableiten, Erkenntnisse formulieren. „Ich bin überzeugt, dass die Studierenden mehr an Begeisterung für die Wissenschaft mitnehmen, wenn sie mehr von diesem Prozess mitbekommen“ erläutert Schielzeth.
(VBIO)