BfN-Präsidentin Prof. Dr. Beate Jessel: „Um Warane zu schützen, müssen die verschiedenen Arten eindeutig identifiziert werden können. Denn weltweit gibt es derzeit 82 beschriebene Waran-Arten, die alle durch CITES, das Washingtoner Artenschutzübereinkommen, geschützt sind. Als BfN setzen wir uns nicht nur für den Schutz von Arten ein, sondern sehen uns auch in der Verantwortung, eine adäquate Umsetzung der internationalen CITES-Konvention zu gewährleisten. Die neue visuelle Bestimmungshilfe liefert jetzt die wissen-schaftlichen Grundlagen für eine bessere Kontrolle des internationalen Handels mit Waranen durch den Zoll und die Behörden des Artenschutzvollzugs.“
„Umweltkriminalität bedeutet einen großen Schaden für die Umwelt und für die Lebenswelt der Menschen. Es ist absolut notwendig, dass durch die Kooperation zwischen Wissenschaft, Zivilgesellschaft und staatlichen Einrichtungen und auch dem Ehrenamt dafür Sorge getragen wird, dass schnell und sicher gerechte Entscheidungen gefällt werden können, In diesem Fall ist die taxonomische Expertise des ZFMKs ein gutes Beispiel für eine in diesem Sinne erfolgreiche Zusammenarbeit“, erläutert Prof. Dr. Bernhard Misof, Direktor des ZFMK.
Der unkontrollierte Handel mit lebenden Waranen für den Heimtiermarkt sowie mit ihren Häuten für die Lederindustrie stellt eine große Bedrohung für viele dieser Arten dar. Tausende Warane und Waranhäute werden jährlich für den Heimtiermarkt und für die Lederindustrie auch nach Deutschland eingeführt. Leider lassen sich die 82 wissenschaftlich beschriebenen Arten der urtümlichen Echsen oftmals nur sehr schwer voneinander unterscheiden. Dies stellt die Artenschutzbehörden und den Zoll vor eine große Herausforderung, etwa bei Be-schlagnahmungen. Dabei ist die Artbestimmung entscheidend für die Feststellung des Strafmaßes oder die Festlegung des weiteren Verbleibs der Tiere und mögliche Integration in Erhaltungszucht- oder Wiederauswilderungsprojekte. Deshalb beauftragte das BfN Experten des ZFMK damit, erstmals eine umfassende visuelle Bestimmungshilfe für die bislang bekannten Waran-Arten der Welt zu erstellen. Die beiden Autoren Dr. Mark Auliya und Dr. André Koch sind Biologen am ZFMK und Vorsitzende der Expertengruppe für Warane der Weltnaturschutzunion (IUCN). Sie haben selbst neue Waran-Arten entdeckt und erforscht.
Deutschland und die Mitgliedstaaten der Europäischen Union zählen weltweit zu den Haupt-einführern lebender Reptilien, sowie ihrer Teile und Produkte. Zwischen 2005 und 2014 wur-den rund eine Million Warane und ihre Häute für den Heimtiermarkt und die Lederindustrie in der EU gehandelt. Deutschland ist zudem in der EU ein zentraler Umschlagspunkt für den Reptilienhandel und trägt daher eine besondere Verantwortung für den Schutz der gehandel-ten Arten in ihren Ursprungsländern.
Kleinere, seltene oder auffällig gefärbte Waran-Arten sind auf dem Heimtiermarkt besonders stark gefragt. Innerhalb der vergangenen Jahre wurden eine Reihe neuer Arten entdeckt, die sich vor allem anhand von genetischen Merkmalen unterscheiden. Die steigende Anzahl von neu beschriebenen Waranen stellt die Vollzugsbehörden weltweit zunehmend vor die Schwierigkeit der Artidentifizierung, die für den Schutz der einzelnen Arten jedoch ganz ent-scheidend ist. Die Bestimmungshilfe unterstützt nun die Arbeit der nationalen Artenschutz-behörden und des Zolls. Eine englische Version wird auch den CITES-Behörden der Mit-gliedstaaten der EU und den internationalen Vertragsstaaten des Washingtoner Arten-schutzübereinkommens bereitgestellt. Neben den relevanten Informationen zur Artbestim-mung beinhaltet die Handreichung Informationen über die Verbreitung, den Schutzstatus und die Reproduktionseigenschaften der einzelnen Arten, welche u.a. relevant für die Plausibili-tätsprüfung der Zucht gehandelter Arten sind oder auch für Wissenschaftler, zoologische Einrichtungen oder interessierte Privatleute von Bedeutung sein können.
ZFMK und Bundesamt für Naturschutz
Die vollständige „Visuelle Bestimmungshilfe für die Waranarten der Welt (Gattung Varanus)“ ist in deutsche Sprache abrufbar unter https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/service/Dokumente/skripten/Skript554.pdf und in englischer Sprache unter https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/service/Dokumente/skripten/Skript552.pdf.