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Ars legendi-Fakultätenpreis Biowissenschaften 2021 geht an Katrin Meyer aus Göttingen - Theorie erleben!

Dr. rer. nat. Katrin Meyer von der Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie der Georg-August-Universität Göttingen erhält den diesjährigen Ars legendi-Fakultätenpreis in der Kategorie Biowissenschaften. Foto: Nina Heymann

Dr. rer. nat. Katrin Meyer von der Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie der Georg-August-Universität Göttingen erhält den diesjährigen Ars legendi-Fakultätenpreis für exzellente Hochschullehre in der Kategorie Biowissenschaften. Sie konnte die Jury mit ihrem Konzept „Theorie erleben“ überzeugen. Bereits vor der Corona-Pandemie hat sie ein attraktives Online-Lehrangebot entwickelt, das die – oft nur kursorisch behandelten – theoretischen Grundlagen der Ökologie ganz bewusst in den Mittelpunkt stellt. Ihre interaktiven „Theorie-Erlebnisse“ vermitteln sowohl Methodenkompetenz als auch Fach- und Sozialkompetenzen.

Theoretische Ansätze werden – nicht nur in der Ökologie – von der Mehrzahl der Studierenden als trocken, sperrig und sogar „nicht verstehbar“ wahrgenommen. Theorie für Studierende erlebbar, anschlussfähig, zugänglich und verständlich zu machen, ist das Ziel von Dr. Katrin Meyer, die als wissenschaftliche Assistentin an der Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie der Georg-August-Universität Göttingen im Bereich der Ökosystemmodellierung arbeitet. Ihr Konzept der Theorie-Erlebnisse bereichert Lehrveranstaltungen in sämtlichen an der Forst-Fakultät oder fächerübergreifend angebotenen Bachelor- sowie in weiteren Master- und Promotionsstudiengängen.

In ihren Veranstaltungen schafft Katrin Meyer spielerische, interaktive und aktivierende Theorie-Erlebnisse. Eine besondere Herausforderung ist dabei die Umsetzung von Theorie-Erlebnissen im digitalen Lehr-/Lernkontext, weil viele typische Bestandteile von traditionellen spielerischen Methoden im digitalen Raum kaum anwendbar sind, darunter haptische Ansätze, Augenkontakt, Bewegen in einem gemeinsamen Raum und Körpersprache. Digitale Werkzeuge müssen daher gut durchdacht kombiniert werden, um ein Höchstmaß an Aktivierung, Interaktion und Begeisterung zu erreichen.

Beispiel Inseltheorie im Seminar Biodiversitätstheorien: Nach dem „flipped classroom“-Prinzip erschließen sich die Studierenden zunächst im Selbststudium von Katrin Meyer erstellte Lernmaterialien zur Theorie der Inselbiogeographie. Bei einem digitalen Live-Termin spielen dann Gruppen von jeweils drei Studierenden die Inseltheorie an einem virtuellen Whiteboard nach und bestimmen die Artenzahl auf einer Insel. Die Ergebnisse werden im Plenum mit den entsprechenden Vorhersagen der Inseltheorie verglichen und diskutiert. „Der Vergleich der eigenen Ergebnisse aus dem Theorie-Erlebnis mit den Vorhersagen der Theorie stärkt die analytischen und Problemlöse-Kompetenzen der Studierenden und beugt dem reinen Konsumieren von theoretischen Inhalten vor“, so die Preisträgerin.

In einer fortgeschrittenen Variante wird das Spiel zur Inseltheorie von den Studierenden an andere Theorien angepasst, erweitert, die Erweiterung von anderen Studierenden durchgespielt und weiter verbessert. Dieses fördert das aktive, kreative und eigenverantwortliche Lernhandeln und macht schwierige Theorien fassbar und verständlich.

„Theorie erleben, das motiviert dazu, über sich selbst hinauszuwachsen und auch schwierige Theorien verstehen zu wollen und zu können. Die Studierenden haben durch die Verknüpfung der Theorie mit den emotionalen Theorie-Erlebnissen nachhaltige Lernerfolge und letztlich einfach Spaß am Lernen“, beobachtet Katrin Meyer.

Das zweite Hauptziel von Katrin Meyer ist die Vermittlung von Schlüsselkompetenzen. Hier setzt sie unter anderem auf das Meta-Team-Konzept. Dabei werden in wöchentlichem Wechsel je zwei Studierendentteams zu einem Meta-Team kombiniert, innerhalb dessen die entstandenen Texte gegenseitig begutachtet werden. So wird der Austausch zwischen Studierenden mit unterschiedlichen Erfahrungsniveaus befördert und damit auch die Kommunikations- und Kooperationsfähigkeiten trainiert. Die Preisträgerin bringt dabei  Anwendungsbeispiele aus vielen verschiedenen Disziplinen ein, was Studierende aus unterschiedlichen Fachgebieten auch jenseits der Forstwissenschaften anzieht und damit die Interdisziplinarität fördert.

Die Jury des Ars legendi-Fakultätenpreises Mathematik und Naturwissenschaften zeigt sich von ihrem sehr interaktiven Ansatz, dem Meta-Team-Konzept und auch der Differenzierung der Aufgaben nach Leistungsniveaus beeindruckt. Sie hebt außerdem das hohe Maß an Interaktionsreichtum und Studierendenmotivierung hervor, die ein wünschenswertes Gegengewicht zum digitalen Automatismus des passiven Konsumierens von Inhalten darstelle.

Die Verleihung des Ars legendi-Fakultätenpreises Mathematik und Naturwissenschaften fand am 10. Juni - pandemiebedingt - als online-Veranstaltung statt.