„Diese Perspektive hat für den MINT-Bereich eine besondere Bedeutung, nicht zuletzt, weil der Nachwuchsmangel in den MINT-Fächern die Weiterentwicklung des Arbeitsplatzes Schule anmahnt, um für zukünftige Lehrkräfte attraktiv zu sein", sagt Dr. Gerd Hanekamp, Leiter Arbeitsgruppe MINT-Personal des NMF und Leiter Programme der Deutsche Telekom Stiftung. „Das Positionspapier richtet sich vor allem an die Bildungs- und Wissenschaftspolitik, die jetzt die Rahmenbedingungen für die notwendigen Veränderungen schaffen muss" sagt Dr. Ekkehard Winter, NMF-Co-Sprecher. In zwölf Forderungen zeigt das Positionspapier die Schritte hin zu einer förderlichen Umgebung für erfolgreiches MINT-Lehren und -Lernen auf:
KULTUR DER KOOPERATION
1. Kooperation ist ein zentrales Element der Schulkultur. Sie muss alle Bereiche
schulischer Arbeit durchdringen und selbstverständlicher Bestandteil des „Mindsets“ von Lehrkräften werden.
2. Lehrkräfte müssen Zeit für die gemeinsame Arbeit haben, z.B. für Unterrichtsentwicklung im Team.
3. Kooperation muss einen Platz im Schulalltag bekommen – neben regelmäßigen Zeiten sollten auch Orte gemeinsamen Lernens geschaffen werden.
LEHRKRÄFTEPROFESSIONALISIERUNG UND -GEWINNUNG
4. Ein flexibles System der Lehrkräfteprofessionalisierung sollte verschiedene gleichwertige Zugangswege zum Lehramt beinhalten und Sonderprogramme und -maßnahmen für den Quer- und Seiteneinstieg ersetzen.
5. Es sollte grundsätzlich die Möglichkeit geschaffen werden, die Tätigkeit im Schuldienst mit nur einem Fach zu beginnen. Ein „fehlendes“ zweites Fach darf kein Hindernis sein.
6. Die aktuellen Kapazitäten der Fachdidaktiken und lehramtsbezogenen Bildungswissenschaften an den Hochschulen reichen insbesondere in den MINT-Fächern für eine angemessene Beteiligung an der 2. und 3. Phase der Lehrerbildung nicht aus. Diese Kapazitäten müssen langfristig aufgebaut werden.
DIE ROLLE DER SCHULLEITUNGEN
7. Schulleitungen sind die Organisationszentren schulischer Arbeit und müssen sie mit
übergreifenden Zielen und lokalen Rahmenbedingungen in Einklang bringen. Sie sollten ermutigt und befähigt werden, die bestehenden Gestaltungsfreiräume zu nutzen.
8. Die Kapazitäten und Kompetenzen der Schulleitungen für Personalplanung und -entwicklung sollten ausgebaut und alle leitungsbezogenen Aufgaben in die Schulleitung integriert werden.
9. Schulleitungen sollten systematisch administrativ und betriebswirtschaftlich qualifiziert oder um entsprechendes qualifiziertes Personal ergänzt werden, in größeren Schulen z.B. durch eine Geschäftsführung.
ARBEIT IN MULTIPROFESSIONELLEN TEAMS
10. Die Arbeit in multiprofessionellen Teams hat sich im Bereich des Ganztags vielerorts bewährt. Sie birgt großes Potential für den MINT-Bereich.
11. Zusätzliche Personalkategorien im pädagogischen wie im nicht-pädagogischen Bereich können die Vermittlung von MINT-Kompetenzen effektiver und effizienter machen: Kooperationskoordinatoren, Technikerinnen, MINT-Assistenten, Verwaltungsleitungen, pädagogisch-digitale Fachkräfte. Ihr Einsatz sollte in wissenschaftlich begleiteten Projekten erprobt und möglichst flächendeckend integriert werden.
12. Damit der Arbeitsplatz Schule für zukünftige Generationen attraktiv ist, muss er sich wandeln – das gilt vor allem für den MINT-Bereich, in dem Fachkräfte auch in der freien Wirtschaft gesucht sind.
Kooperationskultur, Personalentwicklung und die damit verbundene Rolle der Schulleitung sind Themen, die Schule und Bildungspolitik aktuell bereits auf der Agenda haben, aber mit deutlich höherer Priorität bearbeiten sollten. Die Arbeitsgruppe MINT-Personal will perspektivisch ein Thema anschließen, das die Schulkultur und die Schulorganisation noch viel weitgehender verändern könnte: die Arbeit in multiprofessionellen Teams als Standardmodell schulischen Arbeitens.
(Nationales MINT Forum - NMF)
Das gesamte Positionspapier finden Sie hier.