Der Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland (VBIO e. V.) begrüßt in seiner aktuellen Einschätzung den hohen strategischen Anspruch der EU-Life-Science-Strategie. „Doch die Strategie kann nur so gut sein wie ihre Umsetzung und die Rahmenbedingungen unter denen diese stattfindet“, so Prof. Dr. Markus Engstler, Präsident des VBIO. „Entscheidend wird sein, ob es gelingt, zentrale Themen wie regulatorische Vereinfachung, nachhaltige Dateninfrastrukturen und die Einbindung wissenschaftlicher Grundlagenforschung in die nächsten Schritte konkret und vor allem kohärent zu übersetzen.“
Folgende Herausforderungen müssen laut VBIO vorrangig angegangen werden:
Stärke der europäischen Forschung sichern
Europa verfügt über eine ausgesprochen leistungsfähige biowissenschaftliche Grundlagenforschung. Doch ohne verlässliche und zeitgemäße Strukturen ist diese Exzellenz langfristig gefährdet.
Beispiel Datenbankinfrastrukturen: Wenn Europa handlungsfähig bleiben will, muss es verbindliche rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen schaffen, die offene Datenräume und internationale Kooperationen ermöglichen.
Vereinfachte Regeln müssen auch im Hochschulalltag ankommen
Die Life-Science-Strategie der EU-Kommission bekennt sich zur Notwendigkeit von Vereinfachung und Modernisierung. Dabei muss die Entbürokratisierung auch in der alltäglichen Forschungsrealität an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen ankommen – etwa wenn es um gentechnisches Arbeiten mit gängigen, nachweislich sicheren Modellorganismen geht.
Translation als umfassenden Prozess verstehen
Translation basiert auf grundlegender, forschungsoffener Finanzierung, setzt verlässliche rechtliche Rahmenbedingungen voraus und verlangt institutionelle (d. h. auch universitäre) Anschlussfähigkeit. Allerdings fehlen dauerhaft finanzierte und europaweit synchronisierte Strukturen. Nur so lässt sich ein europäisches Innovationsökosystem wirksam aufbauen.
Systemdenken bei transsektoralen Themen stärken
Die Life-Science-Strategie der EU-Kommission nimmt ausdrücklich Bezug auf ganzheitliche Ansätze wie beispielsweise One Health. Damit erkennt sie an, dass die Biowissenschaften längst keine sektorale Disziplin mehr sind, sondern Gesundheit, Umwelt, Ernährung und Technologie gleichermaßen betreffen. Diesen transsektoralen Ansatz gilt es zu stärken.
Offene Fragen zur Steuerungsgruppe klären
Zusammensetzung, Legitimation und Anbindung der vorgeschlagenen Steuerungsgruppe sind derzeit offen. Eine glaubwürdige Umsetzung der Strategie erfordert hier viel Transparenz, Beteiligung und wissenschaftsgeleitete Steuerung.
„Die Biowissenschaften können in Europa viel bewegen – und die Life-Science-Strategie der EU-Kommission ist ein starkes Signal“, ist VBIO-Präsident Markus Engstler sicher. „Forschung, Industrie, Gesellschaft und Politik stehen nun gleichermaßen in der Verantwortung, diesen Impuls aufzugreifen und in ein belastbares Instrumentarium zu überführen“.
Die Stellungnahme des VBIO im Wortlaut finden Sie hier
Die Life-Science-Strategie der EU-Kommission finden Sie hier
Kontakt
Für Rückfragen und Interviews steht Ihnen Prof. Markus Engstler gerne zur Verfügung E-Mail: markus.engstler@uni-wuerzburg.de.
Weitere Informationen erhalten Sie auch bei Dr. Kerstin Elbing (Ressort Kommunikation), Geschäftsstelle Berlin des VBIO, Tel. 030-287891918, E-Mail: elbing@vbio.de
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Über den VBIO
Der VBIO e. V. ist das gemeinsame Dach für alle, die im Bereich Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin studieren oder tätig sind – egal ob in Hochschule, Schule, Industrie, Verwaltung, Selbstständigkeit oder Forschung.
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