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AK Gesundheit & Biologie im VBIO zum Stellenwert biologischer Bildung in Zeiten der Corona-Pandemie

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Der AK Gesundheit & Biologie im VBIO hat ein Impulspapier  "Der Stellenwert der biologischen Bildung angesichts der Herausforderungen von SARS-CoV-2 und Covid-19" vorgelegt. Da Biologische Bildung für die Auseinandersetzung mit Gesundheitsthemen von zentraler Bedeutung ist, sollte der Biologieunterricht eine prominente Rolle einnehmen. Er sollte sich aus fachlicher Sicht mit aktuellen gesundheitsrelevanten Themen wie der Corona-Pandemie auseinandersetzen und gehört damit – im Gegensatz zur Einschätzung der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina – mit zu den Kernfächern, auf die in dieser Zeit nicht verzichtet werden kann.

Die Corona-Pandemie hat unseren Alltag in kürzester Zeit gravierend verändert. Auch wenn die Maßnahmen zur Verlangsamung der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus (SARS CoV-2) und der damit verbundenen Erkrankung (Covid-19) aktuell zur Diskussion stehen – die Ausnahmesituation wird noch länger fortbestehen.

Es handelt sich um eine weltweite Krise erheblichen Ausmaßes und die Herausforderungen für unsere Gesellschaft sind enorm. Wissenschaftliche Erkenntnisse werden zwar im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, über behördliche Internetplattformen oder über Akteur*innen der Wissenschaft in den sozialen Medien in vielerlei Hinsicht angemessen kommuniziert. Für viele Menschen ist es allerdings auch schwer, Informationen zum neuartigen Coronavirus und der dadurch verursachten Erkrankung zu verstehen und einzuordnen. Dabei sind grundlegende biologische Kenntnisse über virale Infektionen, systemisches Denken, mathematisches Verständnis sowie die Fähigkeit, Informationsquellen einschätzen zu können, wesentlich, um die aus den Perspektiven der Wissenschaften und Politik notwendigen Maßnahmen beurteilen zu können. Gleichzeitig können Maßnahmen dem psychologischen Grundbedürfnis von Menschen, sich mit Anderen zu treffen, sich auszutauschen und sozial eingebunden zu sein, diametral entgegenstehen. Auf allen gesellschaftlichen Ebenen – in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft – liegen bislang keine Lösungen für die aktuelle Situation vor und doch müssen die entstehenden Unsicherheiten ausgehalten und Lösungsansätze auf einer informierten Basis diskutiert werden können.

Biologische Bildung stellt für die Auseinandersetzung mit Gesundheitsthemen, wie sie angesichts der Corona-Pandemie deutlich wird, einen zentralen “Kondensationskeim” dar: Ausgehend vom Verständnis biologischer Kernideen zu Immunbiologie, Virologie und Epidemiologie gilt es, generische Fähigkeiten wie das Denken in Systemen, allgemeine Problemlösefähigkeit, Umgang mit Daten und Wahrscheinlichkeit, Vorläufigkeit von wissenschaftlichen Erkenntnissen und Evidenz oder auch ethische Bewertungen am konkreten Kontext zu entwickeln. Die Verknüpfung dieser Themen- und Handlungsfelder ist eine genuine Aufgabe biologischer Bildung und untrennbar mit der Befähigung zu reflexiven Handlungsentscheidungen verbunden.

Aus diesem Grunde sollte der Biologieunterricht in schulischen Bildungsprozessen eine prominente Rolle einnehmen. Er sollte sich aus fachlicher Sicht mit aktuellen gesundheitsrelevanten Themen wie der Corona-Pandemie auseinandersetzen und gehört damit – im Gegensatz zur Einschätzung der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina – mit zu den Kernfächern, auf die in dieser Zeit nicht verzichtet werden kann.

Der AK Gesundheit und Biologie spricht sich für die Förderung einer reflexiven gesundheitsbezogenen Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit aus, welche explizit im Biologieunterricht gründet und über ein reines Faktenwissen hinausgeht. Dabei sollte ein salutogenetisches Gesundheitsverständnis (also ein Modell, dass den Prozess der Gesundung erklärt) im Zentrum stehen, das die Heranwachsenden unterstützt, ihre individuellen Ressourcen auf- und auszubauen. Die Lernenden sollen befähigt werden, informierte Entscheidungen für die eigene Gesundheit und die Gesundheit Anderer zu treffen. Dies bedeutet auch anzuerkennen, dass Konflikte zwischen individuellen Bedürfnissen und angeratenen Maßnahmen bestehen können und diese entsprechend reflexiv, werteorientiert und faktenbasiert ausgehandelt werden müssen.

(AK Gesundheit & Biologie im VBIO)

Zum Impulspapier des AK Gesundheit & Biologie im VBIO (pdf)