VBIO

Gemeinsam für die Biowissenschaften

Werden Sie Mitglied im VBIO und machen Sie mit!

Vielfältiges Leben in einem urzeitlichen See

Fossilien aus dem Atacama See
Ausgewählte fossile Überreste, die im Rahmen dieser Studie geborgen wurden und die sowohl die bemerkenswerte Vielfalt als auch die außergewöhnliche Erhaltung sichtbar machen. Foto: Diego Volosky (Universität Jena)

Eine ungewöhnlich reiche Fossillagerstätte hat ein internationales Forschungsteam in der Atacama-Wüste im Norden Chiles entdeckt und beschrieben. Unter Leitung von Diego Volosky von der Friedrich-Schiller-Universität Jena untersucht die Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Chile, Deutschland und Argentinien eine Vielzahl von Fossilien, darunter Pflanzen, Insekten, Süßwasserkrebse, Weichtiere, Fische und Haie.

»Solche vollständigen und vielfältigen Fossilgemeinschaften sind selten, insbesondere angesichts des Alters der Fossilien«, sagt Diego Volosky. Datiert werden die Funde auf die Trias, die erdgeschichtliche Periode vor etwa 252 bis 201 Millionen Jahren. Damals existierte der riesige Südkontinent Gondwana noch, der Südamerika, Afrika, Australien und die Antarktis umfasste. Die Forschungsgruppe hat ihre Ergebnisse jetzt in der Fachzeitschrift »Paleogeography, Paleoclimatology, Paleoecology« veröffentlicht.

Ungewöhnlich gut erhaltene Fossilien gefunden

Die Fossilfunde zeigen ein komplexes und in großen Teilen überliefertes Nahrungsnetz aus einem Süßwassersee. »Damit bietet diese Entdeckung einen seltenen Einblick in ein Paläoökosystem der südlichen Hemisphäre«, sagt Diego Volosky. Einige Tiergruppen, wie die erhaltenen Insekten und Fische, stellten sogar Neufunde für die Region dar. Bemerkenswert sei zudem der außergewöhnlich gut erhaltene Zustand der Fossilien, ein Hinweis auf die ruhigen Ablagerungsbedingungen in den tieferen Teilen des ehemaligen Sees.

Feinkörnige Sedimente und die sauerstoffarmen Bedingungen am Gewässergrund schützten die empfindlichen Überreste vor raschem Zerfall und Aasfressern. »So blieben Insekten vollständig erhalten, außerdem Fischskelette mit Hautabdrücken und die Fortpflanzungsorgane von Landpflanzen«, sagt Volosky. Die Fossilfundstelle enthalte Dokumente des Lebens sowohl im See als auch vom umliegenden Land, mit denen sich ein detailliertes Bild des gesamten Ökosystems rekonstruieren lässt.

Als eine unglaubliche Gelegenheit bezeichnet Dr. Olga Schmitz ihre Mitarbeit in dem multidisziplinären Forschungsteam, das sich mittlerweile auf mehr als zehn Institutionen in den drei beteiligten Ländern ausgeweitet hat. Schmitz forscht als Mikropaläontologin an der Universität Jena und am Max-Planck-Institut für Geoanthropologie in Jena. »Mit meinem Fachwissen in der Präparation von Mikrofossilien konnte ich dabei helfen, Ostrakoden aus den Gesteinsproben zu extrahieren, die wir in einer weiteren Studie genauer untersuchen wollen.« Ostrakoden sind Muschelkrebse, die in nahezu allen aquatischen Lebensräumen vorkommen und meist kleiner als 1 mm sind.

Wie reagiert das Leben auf große globale Umweltveränderungen?

Als einen Glücksfall für die Jenaer Arbeitsgruppe bezeichnet es apl. Prof. Dr. Peter Frenzel, dass sich Diego Volosky dem Team angeschlossen hat. Frenzel leitet die Arbeitsgruppe Paläontologie am Institut für Geowissenschaften der Universität Jena. Er betont, die jetzt veröffentlichten Ergebnisse seien nur der Auftakt eines größeren Forschungsprojekts. Das Team werde sich als nächstes darauf konzentrieren, die paläoökologischen Rekonstruktionen zu verfeinern sowie die gefundenen Fossilien weiter zu beschreiben und zu bestimmen.

Eine der Forschungsfragen lautet, wie das Leben damals auf große globale Umweltveränderungen reagierte. Folgte die Trias doch auf das größte dokumentierte Massenaussterben der Erdgeschichte am Ende des Paläozoikums. Die Auswertung der Funde in der Atacama-Wüste kann helfen, langfristige Muster der Erholung von Ökosystemen zu verstehen.

Friedrich-Schiller-Universität Jena


Originalpublikation:

Diego Volosky, Philippe Moisan, María Belén Lara, Joerg W. Schneider, Frank Scholze, Mauricio Espinoza, Olga Schmitz, Maite Aguilar, Daniela Morales, Marcelo Flores, Javier Contreras, Peter Frenzel: A Late Triassic biota from a rift-lake system in southwestern Gondwana (Atacama Desert, Northern Chile). Paleogeography, Paleoclimatology, Paleoecology, Dezember 2025, https://doi.org/10.1016/j.palaeo.2025.113328

weitere VBIO News
Lachse in einem Fluss

Schwierige Lebensbedingungen für den Lachs in der Elbe und Mulde sind historisch bedingt

Weiterlesen
Im Inneren des Mauls dieser Sardelle werden Planktonpartikel durch das Kiemenreusensystem zurückgehalten.

Mikroplastik-Filter nach dem Vorbild von Fischmäulern

Weiterlesen

DFG begrüßt EU-Übereinkunft zu neuen Züchtungstechniken

Weiterlesen