Das Team analysierte Daten von mehr als 300.000 Arten an Gefäßpflanzen, also Pflanzen, die im Gegensatz zu Moosen ein Gefäßsystem für den Wasser- und Nährstofftransport haben. Diese Gruppe macht den größten Teil der Pflanzenarten auf der Erde aus. Die Forschenden fanden heraus, dass mehr als ein Drittel der Arten auf Inseln heimisch ist, also auf einer oder mehreren Inseln natürlich vorkommt. Außerdem sind 21 Prozent der weltweiten Pflanzenarten auf Inseln endemisch, was bedeutet, dass sie nirgendwo sonst auf der Welt vorkommen. Das Team hat eine Liste aller Gefäßpflanzen erstellt, die auf Inseln vorkommen, und ihre Verbreitung sowie Gefährdung dokumentiert. Bedrohungen sind zum Beispiel schwindende Lebensräume, der Klimawandel oder vom Menschen eingebrachte (also invasive) Arten.
„Das ist das erste Mal, dass wir ein so umfassendes Verständnis davon haben, welche Arten wo auf der Welt vorkommen“, so Dr. Julian Schrader von der Macquarie University. „Wir können nun die Gefährdung einiger der seltensten Pflanzenarten untersuchen und Strategien zu ihrer Erhaltung entwickeln.“ Prof. Dr. Holger Kreft, Leiter der Abteilung Biodiversität, Makroökologie und Biogeographie der Universität Göttingen und Letztautor der Studie, fügt hinzu: „Unsere Ergebnisse unterstreichen die herausragende Bedeutung von Inseln für den Erhalt der globalen Artenvielfalt. Leider stellen wir fest, dass Inselarten in alarmierendem Tempo aussterben.“
Die Forschenden verglichen die Ergebnisse mit dem Ziel der Vereinten Nationen, bis 2030 30 Prozent der Land- und Meeresgebiete zu schützen. Sie fanden heraus, dass 94 Prozent der endemischen Pflanzenarten auf Inseln vorkommen, die zu weniger als 30 Prozent geschützt sind. Kreft betont: „Um Ökosysteme auf Inseln besser zu schützen, brauchen wir eine Ausweitung von Nationalparks, aber auch die Bekämpfung von invasiven Arten und Wiederherstellung einheimischer Lebensräume.“
Universität Göttingen
Originalpublikation:
Julian Schrader et al. Islands are key to protect the world’s plant endemism. Nature 2024. Doi: https://doi.org/10.1038/s41586-024-08036-1