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Die Quappe kehrt zurück

Die Quappe
Die Quappe war einst deutschlandweit verbreitet. (© B. Stemmer)

Quappe oder Trüsche, Ruppe, Aalrutte oder Quappaal ‒ der einzige dorschartige Knochenfisch heimischer Fließgewässer hat viele Namen. Doch egal, wie er regional genannt wird, seine Bestände sind in mehreren Bundesländern gefährdet, in Nordrhein-Westfalen ist die Art sogar vom Aussterben bedroht. Aus diesem Grund hat die Wasserlauf-Stiftung für Gewässerschutz & Wanderfische NRW e.V. das Projekt „Die Quappe im Rheingebiet – ein verborgener Fisch kehrt in Fluss und Stillwasser zurück“ gestartet. Mit dem Vorhaben im Bundesprogramm Biologische Vielfalt soll ein Erhaltungsprogramm für die Quappe erarbeitet werden, an dem alle vier Bundesländer am deutschen Abschnitt des Rheins beteiligt sind. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) fördert das Projekt bis Dezember 2027 mit rund 877.000 Euro aus Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze: „Die Quappe ist auf saubere und strukturreiche Flüsse und intakte Auen angewiesen. Mehr als die Hälfte der Flussauen in Deutschland aber sind durch Flussbegradigungen, Deichbau und intensive Nutzung stark verändert, das zeigt unser aktueller Auenzustandsbericht. Im Projekt werden die Grundlagen für die Erarbeitung eines bundesweiten Erhaltungszuchtprogramms für die Quappe geschaffen, um ihre Bestände in den geeigneten Gewässern zu sichern.“

BfN-Präsidentin Prof. Dr. Beate Jessel: „Erfolgreiche Naturschutzprojekte zeichnen sich dadurch aus, dass sie möglichst zahlreiche Akteurinnen und Akteure mit ins Boot holen und miteinander vernetzen. Zum effektiven Schutz der Quappe setzt das Projektteam deshalb auf die Vernetzung vieler: An der Projektumsetzung beteiligen sich sowohl der Rheinische Fischereiverband e.V. als auch die Rheinfischereigenossenschaft NRW und mit örtlichen Angelvereinen und Gewässerwarten auch die Bevölkerung vor Ort. Die Internationale Kommission zum Schutze des Rheins (IKSR) unterstützt das Projekt als Kooperationspartnerin.“

Die Quappe (Lota lota L.) ist ein Süßwasserfisch, der einst deutschlandweit in Fließ- und Stillgewässern verbreitet war und in Flüssen auf intakte angrenzende Auen angewiesen ist. Im deutschen Rheingebiet sind nur wenige Quappenpopulationen erhalten, wasserbauliche Restriktionen behindern zudem eine natürliche Ausbreitung. Im Projekt werden daher auch Pilotmaßnahmen zur Ausbreitung und Absicherung des Genpools der Quappe in NRW umgesetzt. Der Fokus der Maßnahmen liegt auf den Habitaten des Rheinhauptstroms mit wiederhergestellten Auenbereichen sowie großen renaturierten Abgrabungsseen und Talsperren als Ersatzbiotop. Das Überleben der Jungfische und die Reproduktion werden durch Erfolgskontrollen überprüft.

Im Projekt werden auch abgeschlossene Stillgewässer einbezogen, da große Baggerseen und Talsperren in Bezug auf klimatische Faktoren (z.B. sommerkühle Temperaturzonen in tieferen Wasserschichten) und grobschotterige Uferstrukturen gute Voraussetzungen für die Quappe bieten.

An ausgewählten Orten werden zudem kleine Habitat-Verbesserungsmaßnahmen durchgeführt, um die Strukturvielfalt für die Jungfische von Quappe und auch anderen Arten (z.B. Nase, Barbe, Gründling) zu erhöhen. Die Umsetzung dieser Maßnahmen ist zum Teil mit Beteiligung von Freiwilligen und Schulen geplant. Maßnahmen der Umweltbildung inklusive Workshops am Gewässer und Patenschaften für Schulklassen sollen Wissen zur Biologie der Quappe vermitteln und das gesellschaftliche Bewusstsein für die biologische Vielfalt am Fließgewässer stärken. Besonders im Fokus steht dabei die Vernetzung und Bedeutung von Auen in Zeiten des Klimawandels.

Mittelfristig soll ein bundesweites Erhaltungsprogramm für die Quappe erarbeitet werden, an dem alle vier Bundesländer am deutschen Abschnitt des Rheins beteiligt sind. Hierzu werden im Projekt regelmäßige Fachtreffen der vier Rhein-Bundesländer zum Thema Quappe durchgeführt.

BfN und BMU


Mehr: biologischevielfalt.bfn.de/bundesprogramm/projekte/projektbeschreibungen/die-quappe-im-rheingebiet.html