Die Professur für Botanik der TU Dresden erforscht seit über 20 Jahren intensiv die Pflanzenfamilie der Pfeifenwinden (Aristolochiaceae). Die Dresdner Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehören zu den wenigen Spezialisten für diese Pflanzen weltweit und haben maßgebliche Arbeiten zur Evolution und Biologie dieser Gruppe publiziert. Mit der Erforschung der Pflanzenfamilie wollen die Botaniker helfen, Schutzmaßnahmen für besonders bedrohte Arten zu entwickeln.
Dazu haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Verlauf der Zeit eine Spezialsammlung der Pflanzenfamilie im Botanischen Garten der TU Dresden zusammengetragen, auf die sie für ihre Forschungen zurückgreifen können. „Mit etwa 150 Arten besitzen wir eine der weltweit größten Sammlungen von Pfeifenwindengewächsen“, erklärt Christoph Neinhuis, Professor für Botanik und Direktor des Botanischen Gartens. Außer für die Wissenschaft ist diese Sammlung auch für den Artenschutz von großer Bedeutung: Einige der gesammelten Arten sind in der Natur inzwischen nur noch in sehr kleinen Individuenzahlen bekannt oder gar ausgestorben. Erst vor wenigen Wochen erblühte hier mit der Aristolochia impudica erstmals eine sehr seltene Art aus Mexiko, die, soweit bekannt, nur in Dresden in Kultur ist.
In Französisch-Guyana hat ein Wissenschaftlerteam aus Brasilien, Kolumbien und vom Musée d‘Histoire Naturelle in Paris nun eine neue Aristolochia-Art entdeckt. Es handelt sich um eine Kletterpflanze aus den tropischen Regenwäldern des Amazonasbeckens mit einer außergewöhnlichen Blütenform, welche für die Aristolochia-Arten allgemein charakteristisch ist. In Anerkennung seiner Verdienste um die Erforschung der Gattung Aristolochia wurde die neu entdeckte Art nach Prof. Dr. Stefan Wanke vom Institut für Botanik der TU Dresden benannt: Aristolochia wankeana. Damit ist Wanke der zweite Dresdner Namensgeber für eine Pfeifenwindenart, denn bereits 2017 wurde eine neue Art aus Vietnam nach Prof. Neinhuis benannt.
Prof Wanke fühlt sich überaus geehrt über diese Form der Anerkennung und schreibt diese vor allem den engen internationalen Kooperationen auf diesem Gebiet zu:
„Neue Arten in den entlegensten Ecken der Welt selbst zu entdecken, ist das eine, wenn jedoch eine neue Art nach einem benannt wird, ist dies eine besondere Anerkennung. In diesem Fall waren die südamerikanischen Entdecker der neuen Art 2019 im Rahmen einer Kooperation zu den Pfeifenwinden zu Besuch an der TU Dresden. Scheinbar hat sie unsere Forschungsarbeit überzeugt. Wir pflegen auf diesem, aber auch auf anderen Gebieten, intensive Kontakte zu zahlreichen Universitäten weltweit.“
Universität Dresden
Originalpublikation:
Joelcio Freitas, Favio González, Odile Poncy, Christian Feuillet, Anderson Alves-Araújo: Floral geometric morphometrics unveils a new cauliflorous species of Aristolochia (Aristolochiaceae) from the Guiana Shield. Phytotaxa 2020.