Der Preisträger lehrt hauptsächlich in den Studiengängen B.Sc. „Landschaftsökologie und Naturschutz“, M.Sc. „Landscape Ecology and Nature Conservation“, M.Sc. „Biodiversität und Ökologie“ und M.Sc. „Nachhaltigkeitswissenschaften“. Dort steht er einer polyvalenten Zuhörerschaft mit unterschiedlichem Vorwissen und unterschiedlichen Lerngeschwindigkeiten gegenüber. Um dieser Schwierigkeit zu begegnen, setzt Wilmking auf die Aktivierung der Studierenden und hat alle Vorlesungen in interaktive Kurse umgewandelt.
Um der Herausforderung verschiedener Lerntempi anzugehen gestaltet Martin Wilmking z.B. eine Vorlesungsreihe als „flippedclassroom“. Er hat dazu ca. 15-20 minütige Lernvideos produziert, die den Studierenden zusammen mit einem Verständnistest vor der Vorlesung online zur Verfügung stehen. Die eigentliche Vorlesungs- oder besser Kontaktzeit nutzt Wilmking dann für die Entwicklung eines tiefergehenden Stoffverständnisses. Dabei spielt die Entwicklung von Forschungskompetenzen eine große Rolle, beispielsweise durch die Einbeziehung aktueller wissenschaftlicher Debatten oder semesterbegleitende Projekte aus der Forschung. Diese Projekte begleiten Studierendengruppen durch das ganze Semester und werden am Ende des Semesters bei einer hochschulöffentlichen Posterkonferenz präsentiert, die die Modulprüfung ersetzt. Dass die Posterkonferenz sehr forschungsnah und aktuell konzipiert ist, schafft bei den Studierenden bereits in einer sehr frühen Studienphase zusätzliche Motivation.
Um unterschiedlichen Wissensständen gerade in der Anfangsphase des Studiums besser gerecht zu werden, lernen Studierende in den Veranstaltungen des Preisträgers grundsätzlich in Peergroups, die in den B.Sc. Studiengängen sogar das gesamte Semester zusammenbleiben und auch die Modulprüfung gemeinsam ablegen.
Jenseits der regelmäßigen Evaluationen legt Martin Wilmking großen Wert auf zeitnahes Feedback. Dazu nutzt er seit kurzem den Dienst „Tweedback“, bei dem die Studierenden schon während der Veranstaltung direktes Feedback zum Vortrag (Sprechtempo, Lautstärke etc.) geben können. Auch Fragen und Anmerkungen der Zuhörer können direkt an den Vortragenden übermittelt werden.Umgekehrt kann auch der Preisträger mit diesem Tool kurze Fragen an seine Zuhörer stellen. So erhält er direkt anonymisierte Rückmeldungen zum Wissensstand der Zuhörerinnen und Zuhörer und kann sofort auf unterschiedliches Vorwissen oder Wissensdefizite eingehen.
Martin Wilmking sieht sich denn auch weniger in der Rolle als Lehrender, sondern als Lernbegleiter, der den Prozess des Lernens anstößt und moderiert. Konsequenterweise verzichtet er auf deshalb auf die klassischen Frontalvorlesungen. Sein Ziel ist es, Studierenden die fachlichen Qualifikationen und kommunikativen bzw. sozialen Schlüsselkompetenzen zu vermitteln, die diese auf dem nationalen und internationalen Arbeitsmarkt wettbewerbsfähig machen. „Darüber hinaus möchte ich die Studierenden in die Lage versetzen, unterschiedliche Positionen und Ansätze kritisch zu reflektieren“ so der Preisträger. „Nur so können diese ihrer gesellschaftlichen Verantwortung als wissenschaftsbasiert handelnde Entscheidungsträger gerecht werden“.
Mittlerweile haben bereits andere Dozierende der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät begonnen ihre Veranstaltungen nach dem Vorbild von Martin Wilmking umzustrukturieren.
Besonders beeindruckt zeigte sich die Jury vom umfassenden Bildungsansatz sowie von der großen Bandbreite innovativer Lehrideen, die der diesjährige Preisträger des Ars legendi-Preises in der Kategorie Biowissenschaften, Martin Wilmking, in seinen Lehrveranstaltungen umgesetzt hat.
Die ursprünglich für April geplante Verleihung des Ars legendi-Fakultätenpreis Mathematik und Naturwissenschaften 2020 an Prof. Martin Wilmking wird aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.
Über den Ars legendi-Fakultätenpreis Mathematik und Naturwissenschaften
Der Ars legendi-Fakultätenpreis Mathematik und Naturwissenschaften zeichnet hervorragende Leistungen in Lehre, Prüfung, Beratung und Betreuung aus. Er wird gemeinsam vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, dem Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland, der Gesellschaft Deutscher Chemiker, der deutschen Mathematiker-Vereinigung und der Deutschen Physikalischen Gesellschaft ausgelobt. Der Preis wird seit 2014 in den Kategorien Biologie, Chemie, Mathematik und Physik vergeben und ist mit jeweils 5.000 Euro dotiert.
(VBIO)