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Wann kommt ein gefährlicher El Niño?

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Folgenreiches Wetterphänomen: Forschende aus Gießen und Potsdam entwickeln Methode zur Früherkennung von El-Niño-Ereignissen mit großem Gefährdungspotenzial

Dieses „Christkind“ kommt glücklicherweise nicht alle Jahre wieder: In unregelmäßigen Abständen tritt im Pazifik ein folgenreiches Wetterphänomen auf, das El Niño genannt wird (spanisch für Christkind). Dann schwappt das ursprünglich durch die Passatwinde getriebene warme Oberflächenwasser vor den Küsten Indonesiens und Ostaustraliens zurück nach Osten, was verheerende Folgen haben kann. Dem Physiker Prof. Dr. Armin Bunde von der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) ist es gemeinsam mit Dr. Josef Ludescher und Prof. Dr. John Schellnhuber vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) erstmals gelungen, ein Verfahren zu entwickeln, mit dem sich bereits ein Jahr vorher mit hoher Wahrscheinlichkeit prognostizieren lässt, wie gefährlich ein kommender El Niño sein wird. Ihre Ergebnisse wurden nun in der Fachzeitschrift „npj Climate and Atmospheric Science“ veröffentlicht.

Bei dem Wetterphänomen unterscheidet man zwei Ausprägungen: Oft gelangt das zurückschwappende warme Oberflächenwasser nur in die Mitte des Pazifiks, in diesem Fall spricht man von einem zentralpazifischen El Niño. In etlichen Fällen gelangt das warme Wasser aber bis in den Ostpazifik hinein, der sich dann deutlich erwärmt – dies ist der ostpazifische El Niño. Beide Typen können Auswirkungen auf das Klima haben, deutlich gefährlicher ist aber der ostpazifische El Niño, der ausgeprägte Dürren aber auch Starkregen und Überschwemmungen in vielen Teilen der Welt zu Folge haben kann. Zudem sorgen die hohen Wassertemperaturen vor der Küste von Peru und Chile dafür, dass ein Großteil der Fische sich in kühlere Gefilde zurückzieht, die Fischernetze also leer bleiben.

Das Verfahren, mit dem die Physiker aus Gießen und Potsdam den Typ eines El Niño vorhersagen, beruht auf der Analyse der Wassertemperaturen im West- und Zentralpazifik seit 1950. Bisher konnten die Forscher mit Hilfe eines von ihnen eingeführten Klimanetzwerkes etwa ein Jahr im Voraus nur den Beginn eines El Niño prognostizieren. Mit dem neuen Verfahren lassen sich jedoch auch sein Typ und damit sein Gefährdungspotenzial abschätzen.

„Wir können nun mit einer Wahrscheinlichkeit von 86 Prozent den Typ eines kommenden El Niño korrekt voraussagen“, so Dr. Ludescher, Erstautor der Studie und ehemaliger Doktorand von Prof. Bunde. „Das heißt, wenn wir am Ende eines Jahres von unserem Klimanetzwerk die Prognose erhalten, dass ein El Niño im Anmarsch ist und unsere neue Methode einen zentralpazifischen El Niño anzeigt, dann können wir bereits im Dezember eine gewisse Entwarnung für den kommenden Herbst und Winter geben. Deutet die Methode jedoch auf einen ostpazifischen El Niño hin, ist größte Vorsicht geboten. Die große Vorlaufzeit gepaart mit der hohen Treffsicherheit ist wichtig, um in den betroffenen Gegenden frühzeitig geeignete Anpassungsmaßnahmen einleiten zu können und so möglichen Katastrophen vorzubeugen und Menschenleben zu schützen.“

Die hohe Qualität der neuen El-Niño-Prognosemöglichkeit hebt auch Prof. Bunde hervor: „Unser Frühwarnsystem ist selbst den Klimamodellen der neuesten Generation bezüglich Vorwarnzeit und Treffsicherheit deutlich überlegen. Mit unserer Methode hatten wir den diesjährigen ostpazifischen El Niño bereits im Dezember 2022 vorhergesagt.“

Justus-Liebig-Universität Gießen


Originalpublikation:

Ludescher, J., Bunde, A. & Schellnhuber, H.J. Forecasting the El Niño type well before the spring predictability barrier. npj Clim Atmos Sci6, 196 (2023). doi.org/10.1038/s41612-023-00519-8