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Studie zur Reproduzierbarkeit von Verhaltensexperimenten mit Insekten erschienen

Manche Ergebnisse von Verhaltensexperimenten mit Insekten lassen sich nicht vollständig reproduzieren. Hinweise darauf liefert eine aktuelle Studie von Forscherinnen und Forschern aus Münster, Bielefeld und Jena. Bisher wurden mögliche Reproduzierbarkeitsprobleme in diesem Kontext wenig thematisiert. 

Ein Gemeiner Grashüpfer (Pseudochorthippus parallelus)

Ein Gemeiner Grashüpfer (Pseudochorthippus parallelus) – diese Art ist in fast ganz Europa verbreitet und wird häufig als Modellorganismus in der Evolutionsbiologie verwendet. Holger Schielzeth/CC BY 4.0; Bild nicht verändert (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/)

Wird ein Experiment unter ähnlichen Bedingungen wiederholt, sollten gleiche Ergebnisse herauskommen. Tatsächlich sieht die Realität oft anders aus – Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sprechen von einer „Reproduzierbarkeitskrise“, die unterschiedliche Disziplinen betrifft. Eine aktuelle Studie eines elfköpfigen Forschungsteams der Universitäten Münster, Bielefeld und Jena liefert Hinweise darauf, dass sich auch manche Ergebnisse von Verhaltensexperimenten mit Insekten nicht vollständig reproduzieren lassen. Immerhin: In den verschiedenen Experimenten klappte es mindestens bei der Hälfte der Befunde. Die Spanne der Abweichungen lag je nach unterschiedlicher Definition und Berechnung von Reproduzierbarkeit bei 17 bis 42 Prozent.

In der biomedizinischen Forschung und in der Verhaltensforschung an Säugetieren wird die Reproduzierbarkeit intensiv untersucht. Vergleichbare systematische Untersuchungen an Insekten fehlen jedoch. Das Team um die Verhaltensbiologin Prof. Dr. Helene Richter von der Universität Münster nutzte nun einen Multi-Labor-Ansatz, um die Reproduzierbarkeit von ökologischen Insektenstudien zu testen. Es führte dazu drei verschiedene Verhaltensexperimente durch. Für jedes Experiment setzten die Forscherinnen und Forscher eine andere Insektenart ein (Rübsen-Blattwespe, Gemeiner Grashüpfer und Rotbrauner Reismehlkäfer). Alle drei Untersuchungen führten sie jeweils in Laboren an den Standorten Münster, Bielefeld und Jena durch und verglichen die Ergebnisse. Die Versuche betrafen Auswirkungen von Futtermangel auf Abwehrreaktionen bei Larven der Blattwespe, den Zusammenhang zwischen der Körperfarbe und der bevorzugten Umgebungsfarbe bei Grashüpfern sowie die Wahl des Lebensraums bei Reismehlkäfern.

Die Studie ist nach Kenntnis des Forschungsteams die erste, mit der man systematisch nachweisen konnte, dass teilweise auch Verhaltensstudien an Insekten von schlechter Reproduzierbarkeit betroffen sind. Das sei besonders überraschend, da Insektenstudien in der Regel vergleichsweise hohe Stichprobengrößen einsetzen und daher robustere Ergebnisse liefern könnten. Allerdings war die Reproduzierbarkeit im Vergleich zu anderen systematischen Replikationsstudien, die nicht an Insekten durchgeführt wurden, höher. Dies deute darauf hin, dass Reproduzierbarkeitsprobleme in Insektenstudien weniger ausgeprägt sind als in anderen Bereichen der Wissenschaft.

Die Ergebnisse sind insbesondere für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Verhaltensbiologie und -ökologie von Interesse, aber auch für alle anderen Disziplinen, in denen Verhaltensexperimente mit Tieren durchgeführt werden. Die gezielte Einführung systematischer Variationen könnte die Reproduzierbarkeit in Studien mit lebenden Organismen verbessern, so ein Fazit des Forschungsteams.

Universität Münster


Originalpublikation:

Mundinger C., Schulz N., Singh P. et al. (2025): Testing the reproducibility of ecological studies on insect behavior in a multi-laboratory setting identifies opportunities for improving experimental rigor. PLOS Biology; DOI: https://doi.org/10.1371/journal.pbio.3003019

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