VBIO

Blaualgen in der Ostsee auf der Spur

Sommerblüten von Blaualgen sind maßgeblich an der Eutrophierung und der damit verbundenen Sauerstoffarmut in der Ostsee beteiligt. Laut einer Studie von Kieler Forschenden haben die ausgedehnten Blaualgenblüten ihren Ursprung in der offenen Ostsee, wie oftmals angenommen, nahe der Küste. Die Forschenden nutzen Daten aus Modellen, Beobachtungen und Satelliten. Die Blaualgenblüten stehen im Verdacht, durch die Klimaerwärmung häufiger aufzutreten und damit die Wasserqualität der Ostsee stark zu gefährden.

Spätsommerblüte von Algen in der zentralen Ostsee

Die Satellitenaufnahme der European Space Agency (ESA) zeigt eine typische Spätsommerblüte von Algen in der zentralen Ostsee vor Gotland. © Contains modified Copernicus Sentinel data (2019), processed by ESA, Licence CC BY-SA IGO 3.0

Sommerblüten von Blaualgen sind in der Ostsee ein wiederkehrendes Problem für Mensch und Umwelt, da sie die Wasserqualität erheblich beeinträchtigen können. Besonders problematisch ist in diesem Zusammenhang, dass Blaualgenblüten Nährstoffe einbringen (Eutrophierung) und infolgedessen die Sauerstoffarmut in der Ostsee verstärken. Zwei Forschende der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) haben in einer neuen Studie, die am 27. Juni im Journal Nature Scientific Reports veröffentlicht wurde, herausgefunden, dass sich die Blüten in der offenen Ostsee statt, wie oftmals angenommen, nahe der Küste bilden. Die Arbeiten zur Studie wurden am Institut für Informatik in der Arbeitsgruppe Archäoinformatik - Data Science von Professor Matthias Renz, Mitglied im Forschungsschwerpunkt Kiel Marine Science (KMS) der Universität Kiel, durchgeführt.

Blaualgenblüten: Komplex in der Entstehung

Für die Studie wurden erstmalig hochaufgelöste Modellergebnisse der Ostsee mit Satellitendaten und Nährstoffmessungen in Wasserproben zusammengeführt. „Mithilfe von hochaufgelösten simulierten Strömungen konnten wir die Bedingungen, die zu Blüten führen, im Detail analysieren.“, sagt Erstautorin Dr. Ulrike Löptien, die gemeinsam mit ihrem Kollegen Dr. Heiner Dietze die Studie konzipiert und durchgeführt hat.

Dadurch ließ sich der Ursprung der Blüten zurückverfolgen und ableiten welche Parameter für die Entstehung einer Blüte relevant sind. „Es ist überraschend, dass die Ergebnisse so eindeutig darauf hinweisen, dass sich die Blüten in der offenen Ostsee bilden“, so Löptien. Zusätzlich wurden die entsprechenden Eigenschaften der Wassermassen statistisch analysiert. Alle Ergebnisse deuten darauf hin, dass komplexe Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Arten von Phytoplankton eine wichtige Rolle für die Entstehung der Blaualgenblüten spielen. Dagegen seien Hypothesen über sehr einfache direkte Zusammenhänge zwischen Nährstoffzusammensetzung des Meerwassers und Blaualgenblüten eher skeptisch zu bewerten.

Die Studie zeigt das Potenzial von interdisziplinärer Forschung an der Schnittstelle zwischen den Geowissenschaften und der Informatik und liefert einen wichtigen Beitrag für zukünftige Vorhersagen von Blaualgenblüten. Diese stehen im Verdacht, durch die Klimaerwärmung in ihrer Häufigkeit wahrscheinlicher zu werden und damit die Wasserqualität der Ostsee stark zu gefährden.

CAU


Originalpublikation:
Löptien, U. and H. Dietze (2022). Retracing cyanobacteria blooms in the Baltic Sea, Nature Scientific Reports, 12, 4243–4264. DOI: https://doi.org/10.1038/s41598-022-14880-w

Die subcaudalen Dornen sorgen für Stabilität beim Verharren auf glatter Baumrinde.

Afrikanische Dornschwanzhörnchen nutzen ihren geschuppten Schwanz, um sich sicher auf der glatten Baumrinde ihres heimischen Regenwalds fortzubewegen.…

Weiterlesen

Der Fortbestand biowissenschaftlicher Datenbanken ist in Gefahr. Hintergrund sind kurzfristige Streichungen von Fördermitteln durch das US National…

Weiterlesen
Die Pazifische Auster breitet sich seit 1980 im Wattenmeer aus

Die Biodiversität im Wattenmeer hat sich seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts merklich umorganisiert, so das Ergebnis einer neuen Studie, die ein…

Weiterlesen