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Hochschulen und Corona-Pandemie: Nachteile vor allem für Studierende und Nachwuchskräfte begrenzen, Forschung weiterführen

Angesichts der inzwischen von allen Bundesländern beschlossenen Verschiebungen der Vorlesungszeiten sowie der Ungewissheit über die notwendige Dauer dieser Maßnahmen fordert die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) für das Sommersemester 2020 ein differenziertes Vorgehen, um Nachteile insbesondere für Studierende und wissenschaftliche Nachwuchskräfte zu begrenzen. Die Forschung wird in größtmöglichem Umfang weitergehen.

HRK-Präsident Prof. Dr. Peter-André Alt: „Die seit Montag geltende bundesweite Verschärfung der Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung der Corona-Krise zeigt die Dynamik der gegenwärtigen Situation. Immer mehr Hochschulen müssen seit der vergangenen Woche auf Notbetrieb umschalten. Die Hochschulen messen trotz dieser schwierigen Umstände der Aufrechterhaltung des Wissenschaftsbetriebs auch im Sommersemester 2020 hohe Bedeutung bei. Allen Hochschulangehörigen, die sich in der gegebenen Lage nach Kräften um Lehre und Forschung bemühen, gilt unser herzlicher Dank und unsere Anerkennung!“

Zugleich, so der HRK-Präsident weiter, liege in der Krise auch eine Chance. Alt: „Die Hochschulen werden ihre Verantwortung wahrnehmen. Die Wissenschaft ist darauf ausgerichtet, Probleme zu lösen, und wird deshalb so weit wie möglich auch die Handlungsmöglichkeiten nutzen, die sich durch die Digitalisierung bieten.“

HRK-Vizepräsident Prof. Dr. Ulrich Radtke: „Prüfungs- und Abschlussmöglichkeiten wollen wir so umfassend wie möglich eröffnen und rechtssicher gestalten. Wir müssen aber unbedingt der Tatsache Rechnung tragen, dass viele Prüflinge sich derzeit nur unter erschwerten Bedingungen vorbereiten können und dass Präsenzlehrveranstaltungen und Prüfungen trotz aller Anstrengungen nur zum Teil durch digitale Formate ersetzt werden können. Dies darf den Betroffenen nicht zum Nachteil gereichen. Ein Nachteilsausgleich, etwa durch Nicht-Anrechnung des Semesters auf die Regelstudienzeit oder durch die Verschiebung von Prüfungszeitpunkten, ist für alle Studierenden, besonders aber für sozial schwächere oder durch Pflege und Erziehung gebundene Studierende überaus wichtig. Wir müssen auch an die Medizin-Studierenden denken, die jetzt die Kliniken unterstützen. Die Bundesregierung hat dankenswerterweise bereits eine entsprechende Regelung für das BAföG getroffen.“

Grundsätzlich müsse das Sommersemester 2020 aber unbedingt als regulärer Teil des Studiums oder der Qualifizierung anerkannt werden. Radtke: „Im Sinne der Studierenden, Lehrenden und Forschenden darf dies kein verschenktes Semester sein. Alle Anstrengungen der Hochschulen zielen darauf ab, den Wissenschaftsbetrieb möglichst umfassend fortzuführen. Das heißt, für Studierende muss diese Zeit als Studienzeit gelten, wenn sie dies wollen. Und für Lehrende und Forschende dürfen in ihrer Biografie keine Lücken bei Lehrerfahrung oder Forschungsleistung entstehen.“

HRK


Corona-Krise: DAAD unterstützt HRK-Vorschläge und regt Überbrückungs-Fonds für internationale Studierende an

Die HRK hat heute mit Blick auf die Verschiebungen der Vorlesungszeiten sowie der Ungewissheit über die Dauer der umfassenden Maßnahmen zur Verlangsamung der Ausbreitung des Coronavirus ein differenziertes Vorgehen für das Sommersemester 2020 gefordert, um Nachteile gerade für Studierende und wissenschaftliche Nachwuchskräfte möglichst gering zu halten.

„Wir begrüßen die Überlegungen der HRK nachdrücklich“, sagte DAAD-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee. „Wir alle gemeinsam müssen in diesen schwierigen Zeiten dafür Sorge tragen, dass deutschen und internationalen Studierenden kein Nachteil aus den Verschiebungen und Absagen von Lehrveranstaltungen und Prüfungen im Zusammenhang mit Corona entsteht. Wir würden die aktuellen Vorschläge zudem als ‚Optionssemester‘ benennen wollen, das im Gegensatz zum obligatorischen Regelsemester vielfältige Möglichkeiten bietet, digitale Lehr- und Prüfungsformate zu erproben und bereits vorhandene Formate auszubauen.“ Dabei sei aber auch zu berücksichtigen, dass diese alternativen Formen die Präsenzlehre und einen normalen Lehrbetrieb nicht ersetzen könnten.

Darüber hinaus regte der DAAD-Präsident an, internationale Studierende und ihre soziale Lage in der Corona-Krise stärker in den Blick zu nehmen. Die Situation stelle für viele der rund 300.000 Bildungsausländer im Land eine große Herausforderung dar, insbesondere wenn die Hochschulen als sozialer Dreh- und Angelpunkt in Notbetrieb gingen. Auch finanziell sei die Lage für viele schwierig: „Rund 100.000 internationale Studierende im Land sind auf Einnahmen aus Nebenjobs für ihren Lebensunterhalt dringend angewiesen“, so Joybrato Mukherjee. Die Arbeitsmöglichkeiten neben dem Studium, insbesondere an den Hochschulen, würden aber nun massiv zurückgehen. Dies habe zum Teil starke Auswirkungen auf die finanzielle Situation der internationalen Studierenden und könne ihren Studienerfolg bedrohen.

„Wir sehen, dass finanzielle Notlagen entstehen, die dazu führen können, dass eine Vielzahl internationaler Studierender sich ihr Studium und ihren Lebensunterhalt in Deutschland nicht mehr leisten können“, so DAAD-Generalsekretärin Dr. Dorothea Rüland. Dies gelte es zu verhindern. Der DAAD schlage daher vor, die Hochschulen mit entsprechenden Mitteln auszustatten, die es ihnen erlaubten, entlang klarer Richtlinien besonders betroffene Studierende mit einem Überbrückungsgeld auszustatten. „Unser Ziel ist es, finanzielle Notlagen zu vermeiden und so den Studienerfolg der internationalen Studierenden in Deutschland zu sichern“, so Dr. Dorothea Rüland. Man sei dazu mit den Geldgebern intensiv in Gesprächen.

DAAD