Selten: immunogener Zelltod
90 Prozent aller Menschen, die an Krebs sterben, sterben an Metastasen. Johannes Karges ist daher mit seinem Team auf der Suche nach Möglichkeiten, das Immunsystem gezielt auf die Beseitigung von Krebszellen zu trainieren. Gelungen ist das nun mit einem Wirkstoff, der die Zellen auf raffinierte Art tötet. „Der Gallium-Komplex, den wir entwickelt haben, dringt in die Zellen ein und sorgt dank seiner speziellen Eigenschaften dafür, dass in einem bestimmten Zellorganell, dem endoplasmatischen Retikulum, oxidativer Stress entsteht“, erklärt Johannes Karges. „Die Zellen sterben dann den sogenannten immunogenen Zelltod – das ist nur bei ganz wenigen Wirkstoffen der Fall.“
Immunsystem lernt Krebszellen erkennen
Durch diese Art des Zelltods gelangen Proteine aus dem endoplasmatischen Retikulum und dem Zellkern nach außen und wirken vor Ort für das Immunsystem als starkes Warnsignal: Hier stimmt etwas nicht, diese Zellen sind schädlich. So lernt das Immunsystem, die Krebszellen als feindlich zu erkennen und sie im ganzen Körper zu beseitigen. Damit sollten auch Metastasen zugrunde gehen.
Die beiden Teams von Johannes Karges und Carlos Plaza-Sirvent haben den Wirkstoff an Zelllinien von Gebärmutterhalskrebs erfolgreich getestet. Im nächsten Schritt geht es darum, ihn so zu verpacken, dass er sich spezifisch in Krebszellen anreichert und nur dort wirkt, und nicht in allen Körperzellen. Dafür hat die Arbeitsgruppe von Johannes Karges bereits verschiedene Methoden entwickelt, bei denen Wirkstoffe zum Beispiel durch ein äußeres Signal wie Ultraschall oder Licht aktiviert werden.
Ruhr-Universität Bochum
Originalpublikation:
Zisis Papadopoulos, Yassin Antar, Irma-Sofie Dieter, Frank Peeters, Carlos Plaza-Sirvent, Johannes Karges: Gallium(III) Complex Induces Immunogenic Cell Death Hallmarks for Chemoimmunotherapy, Journal of Medicinal Chemistry, 2025, DOI: 10.1021/acs.jmedchem.5c00969, http://dx.doi.org/10.1021/acs.jmedchem.5c00969