In ihrer Studie präsentierten die Wissenschaftler:innen den 24 teilnehmenden Personen Videos von schönen Landschaftsaufnahmen. Mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) maßen sie die Gehirnaktivität der Studienteilnehmer:innen, während diese die Videos betrachteten und bewerteten. Die Studienergebnisse wurden kürzlich in der Open-Access-Fachzeitschrift Frontiers in Human Neuroscience veröffentlicht.
A. Ilkay Isik, die Erstautorin der Studie, berichtet: „Wir hätten erwartet, dass sich die ästhetischen Signale auf die Belohnungssysteme des Gehirns beschränken würden, aber überraschenderweise fanden wir sie bereits in den visuellen Regionen. Die Aktivierungen fanden direkt neben Bereichen im Gehirn statt, die für die Identifizierung physikalischer Eigenschaften in Filmen zuständig sind, wie beispielsweise das Layout einer Szene oder das Vorhandensein von Bewegung.“
Seniorautor Edward Vessel vermutet, dass diese Signale eine frühe, elementare Form des Schönheitsempfindens widerspiegeln könnten: „Wenn wir etwas sehen, das unsere Erwartungen übersteigt, erzeugen lokale Bereiche des Gehirns kleine ‚Atome‘ eines positiven Affekts. Die Kombination vieler solcher Überraschungssignale im gesamten visuellen System summiert sich dann zu einer ästhetisch ansprechenden Erfahrung.“
Mit diesen Erkenntnissen leistet die Studie nicht nur einen Beitrag zu unserem Verständnis von Schönheit, sondern könnte auch erklären, wie Interaktionen mit der natürlichen Umgebung unser Wohlbefinden beeinflussen können. Dies könnte für eine Vielzahl von Bereichen relevant sein, in denen die Verbindung von Wahrnehmung und Emotion wichtig ist, wie beispielsweise die klinische Gesundheitsversorgung oder die künstliche Intelligenz.
(Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik)
Originalpublikation:
Isik, A.I. und Vessel, E.A. (2021). From Visual Perception to Aesthetic Appeal: Brain Responses to Aesthetically Appealing Natural Landscape Movies. Front. Hum. Neurosci. 15:676032. https://doi.org/10.3389/fnhum.2021.676032