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Klimawandel: Schnelltest für Korallen

Um die Lebensräume der Korallenriffe effektiv zu schützen, ist es wichtig zu identifizieren, welche der Korallen resistenter sind und somit eine höhere Überlebenschance haben.
Um die Lebensräume der Korallenriffe effektiv zu schützen, ist es wichtig zu identifizieren, welche der Korallen resistenter sind und somit eine höhere Überlebenschance haben. Bild: Anna Roik

Beitrag zur Korallenrettung: Ein mobiler Schnelltest zur Überprüfung der Hitzebeständigkeit von Korallen wurde in internationaler Zusammenarbeit mit der Universität Konstanz entwickelt.

Ein weltweites Korallensterben findet augenblicklich in den Ozeanen statt, bedingt durch den Klimawandel. Korallen können sich nur schwer an die Erwärmung der Ozeane anpassen, bereits eine Erwärmung um nur ein Grad führt in manchen Regionen zu einem Massensterben der empfindlichen Organismen. Einige der Korallen sind jedoch resistenter gegen Temperaturerhöhungen. Um die Lebensräume der Korallenriffe effektiv zu schützen, ist es wichtig zu identifizieren, welche der Korallen resistenter sind und somit eine höhere Überlebenschance haben.

Ein Forschungsteam um den Konstanzer Biologen Prof. Dr. Christian Voolstra entwickelte zu diesem Zweck einen Schnelltest zur Überprüfung der Hitzeresistenz von Korallen. Das Verfahren CBASS („Coral Bleaching Automated Stress System“) macht es möglich, Korallen mittels einer Testbox binnen eines Tages und vor Ort auf ihre Hitzebeständigkeit zu testen – anstelle von mehreren Wochen im bisherigen Labortest. Das Testverfahren wurde im Wissenschaftsjournal Global Change Biology vorgestellt.
Das Testsystem ist leicht transportierbar, direkt auf Booten einsetzbar und in seiner Handhabung sehr einfach: Korallen werden vor Ort in Testboxen gelegt, in denen ein Hitzetest bei unterschiedlichen Temperaturen stattfindet – eine Art Stresstest für die Korallen. Über ein genormtes Verfahren wird anhand von Vergleichswerten analysiert, wie die Korallen auf die Temperaturen reagieren.

„Wir haben uns darauf konzentriert, die Testboxen aus Materialien zu bauen, die fast alle im Baumarkt oder Aquariengeschäft gekauft werden können. Wir möchten, dass die Testboxen breit genutzt werden, und stellen alle Bauanleitungen sowie erhobene Datensets und Auswerteroutinen zur Verfügung“, schildert Christian Voolstra und verweist auf das Online-Archiv unter https://github.com/reefgenomics/CBASSvsCLASSIC.

Globale Karte des Zustands der Korallenriffe

Gerade die einfache Verfügbarkeit des Testsystems soll einen Beitrag dazu leisten, eine globale Karte des Zustands der Korallenriffe zu schaffen. Diese globale Übersicht der Korallenresistenz könnte eine wichtige Grundlage für Maßnahmen zur Rettung der gefährdeten Spezies schaffen: „Wir werden leider nicht alle Korallen retten können“, bedauert Voolstra, „In unserer ‚50 Reefs‘-Initiative möchten wir die Kapazitäten auf diejenigen Korallenriffe konzentrieren, die die größte Wahrscheinlichkeit haben, den Klimawandel zu überstehen“, erläutert Voolstra.

Universität Konstanz


Originalpublikation:

Voolstra CR, Buitrago-López C, Perna G, et al. Standardized short-term acute heat stress assays resolve historical differences in coral thermotolerance across microhabitat reef sites . Glob Change Biol . 2020 ; 00 :1 – 16 .

https://doi.org/10.1111/gcb.15148