Privatgärten als Rettungsinseln für Tiere und Pflanzen
Private Gärten können Lebensraum für Pflanzen, Insekten, Vögel und andere Tiere bieten – wenn sie biodiversitätsfreundlich gestaltet sind. Mit naturnahen Elementen wie Teichen, Wildblumenwiesen, Sträuchern oder Totholz tragen sie entscheidend zum Erhalt der Artenvielfalt bei und verbessern außerdem das Stadtklima. Da der Verlust geeigneter Flächen ein Hauptproblem für viele Pflanzen- und Tierarten darstellt, können Gärten wertvolle Ersatz-Refugien bieten – und auch wenn ein einzelner Garten klein wirkt, bilden viele zusammen eine große, vernetzte Fläche, in der die einzelnen Gärten wie Trittsteine funktionieren.
Von der Wissenschaft in die Praxis
Inwieweit der eigene Garten zur Biodiversität beiträgt, können Gartenbesitzerinnen und -besitzer nun mittels des Biodiversitätsindexes testen. „Das ist der erste Test, der wissenschaftliche Erkenntnisse für einen simplen Selbsttest nutzt und von Gartenbesitzerinnen und -besitzern direkt angewendet werden kann“, erklärt Esther Felgentreff. Die Ökologin forscht gemeinsam mit Markus Bernhardt-Römermann an der Uni Jena sowie dem Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig und dem Senckenberg Institut für Pflanzenvielfalt Jena (SIP). „Der Gartenbiodiversitäts-Index wurde so gestaltet, dass auch Laien ihn eigenständig durchführen können – ohne Fachwissen, nur durch Sichtkontrolle des eigenen Gartens.“
Der von den Forschenden entwickelte Index bewertet 15 klar definierte, leicht erkennbare Gartenmerkmale – von Hecken bis zu offenen Sandflächen – und gewichtet sie nach ihrem Beitrag zur Biodiversität. Daraus resultiert der „Biodiversitäts-Score“. Zugleich bietet der Test konkrete Hinweise, wie sich Flächen ökologisch aufwerten lassen. Der Test ist kostenlos online verfügbar und Teil der Materialien des Projekts „gARTENreich“.
Die meisten Gärten mit mittleren Biodiversitätswerten
Für die Studie hat das Forschungsteam zunächst 28 private Gärten in Nordwestdeutschland detailliert untersucht. Dabei wurden sowohl Pflanzenarten als auch Gartenstrukturen erfasst. Für jedes Merkmal wurde ermittelt, wie stark es mit einer höheren Pflanzenartenvielfalt zusammenhängt und daraus ein Punktesystem abgeleitet. Im Test können so maximal 45 Punkte erreicht werden. Abschließend wurde der Test auf 2.000 Gärten einer bundesweiten Umfrage angewendet. Das Ergebnis: Die meisten untersuchten Gärten in Deutschland liegen im mittleren Bereich der möglichen Biodiversitätswerte, aber bereits kleine Maßnahmen können große Wirkung entfalten.
Das gARTENreich-Projekt und Materialien zur biodiversitätsfördernden Gartengestaltung
Im interdisziplinären Projekt gARTENreich entwickelten Forschende und Praxispartner Strategien und Informationsmaterialien zur Gestaltung naturnaher Gärten. Das Projekt wurde gemeinsam mit dem Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), dem NABU (Naturschutzbund Deutschland) e.V., dem NaturGarten e.V., der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin sowie der Stadt Gütersloh und der Gemeinde Aumühle durchgeführt. Die Förderung erfolgte durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA). Im Projekt wurde eine ganze Reihe an Materialien entwickelt, die Gartenbesitzerinnen und -besitzern nun frei zur Verfügung stehen, außerdem können Kommunen sie auf ihren Webseiten einbinden.
Universität Jena
https://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/verbraucher-tipps/240627-nabu-gart... - Zum Selbsttest
Originalpublikation:
Felgentreff, E.S., Jakubka, D., Knapp, S., Bernhardt-Römermann, M. (2025): The garden biodiversity index: A self-assessment tool for evaluating biodiversity in private gardens. Landscape and Urban Planning, 263, 105449. https://doi.org/10.1016/j.landurbplan.2025.105449