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Lokale Nahrungsproduktion spart Kosten und Kohlenstoff

Trocknen von Wandersaibling
Trocknen von Wandersaibling zur Herstellung von Piffi, einer herzhaften Würzmischung, in der Nähe von Uluhaktok, Sommer 2007. Lokale Nahrungsmittel wie Wandersaibling sind für die Ernährungssicherheit der Inuit von entscheidender Bedeutung. Bild: Peter Collings

Die Konzentration auf lokale Nahrungsproduktion statt auf importierte Ersatzprodukte kann zu erheblichen Kosten- und Kohlenstoffeinsparungen führen, wie Daten aus dem Siedlungsgebiet der Inuvialuit in der kanadischen Arktis zeigen. Eine neue Studie des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie und der Inuvialuit Regional Corporation zeigt, dass jährlich mehr als 3,1 Millionen kanadische Dollar und etwa die Hälfte der Kohlenstoffemissionen eingespart werden können, wenn lokale Lebensmittel anstelle von importierten verwendet werden. Die Studie unterstreicht daher die Bedeutung von Klimaschutzmaßnahmen, die lokale Nahrungsmittelkreisläufe berücksichtigen.

Lokale “informelle” Nahrungsmittelökonomien sind für die Ernährungssicherheit und Gesundheit der indigenen Bevölkerung weltweit von entscheidender Bedeutung, bleiben aber in offiziellen Wirtschaftsstatistiken oft unsichtbar. Daher besteht die Gefahr, dass sie bei der Entwicklung politischer Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels übersehen werden. Beispielsweise betreiben indigene Gemeinschaften in der nordamerikanischen Arktis Mischwirtschaften und gehen neben formeller Lohnarbeit auch Tätigkeiten wie Jagen, Fischen, Sammeln und Fallenstellen nach. Aufgrund sozialer, wirtschaftlicher und klimatischer Veränderungen befindet sich die Region in einem raschen Wandel. In Kanada wirkt sich zudem die Einführung einer Kohlenstoffsteuer auf die Treibstoffkosten der lokalen Nahrungsmittelproduktion aus.

Um den Einfluss von Kohlenstoffsteuern auf arktische Nahrungskreisläufe besser zu verstehen, haben Forschende des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Zusammenarbeit mit der Inuvialuit Regional Corporation, der Interessenvertretung der lokalen indigenen Bevölkerung (Inuvialuit bzw. westkanadische Inuit), die ökonomische und ökologische Bedeutung der lokalen Nahrungsmittelproduktion im Siedlungsgebiet der Inuvialuit in der kanadischen Westarktis abgeschätzt. Dazu nutzten die Forschenden Daten einer regionalen Studie aus dem Jahr 2018 und berechneten das gesamte essbare Gewicht der Nahrungsmittel, die die Inuit in einem Jahr beispielsweise durch Jagen oder Fischen erwirtschaften.

Reduzierung der CO2-Emissionen erfordert lokal angepasste Politik

Anschließend berechneten die Autoren die Kosten für den Ersatz dieser Nahrungsmittel durch importierte Produkte wie Rind, Schwein, Huhn oder Zuchtfisch. Dann sammelten sie Daten aus der Landwirtschaft und dem Transportwesen, um die Kohlenstoffemissionen abzuschätzen, die mit der Produktion und dem Transport der Ersatzprodukte in die Arktis verbunden sind. Schließlich verwendeten sie Daten aus einer Inuit-Studie, die von einer Gemeinschaft im Siedlungsgebiet der Inuvialuit (Ulukhaktok) durchgeführt wurde, um den gesamten Treibstoffverbrauch für die lokale Nahrungsmittelproduktion in der Region zu ermitteln.

Daraus resultierende Schätzungen zeigen, dass unter plausiblen Szenarien der Ersatz der im Siedlungsgebiet der Inuvialuit produzierten Nahrungsmittel durch importierte Marktersatzprodukte mehr als 3,1 Millionen kanadische Dollar pro Jahr kosten und mehr als 1.000 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr emittieren würde. Im Vergleich dazu beläuft sich der Anteil der Treibstoffkosten an den lokalen “Ernte”-Kosten auf etwa 295.000 kanadische Dollar und verursacht Emissionen von 317 bis 496 Tonnen – also weniger als die Hälfte der Emissionen, die durch den Import von Marktersatzprodukten verursacht werden. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass die lokale Nahrungsmittelproduktion wirtschaftlich effizienter und weniger kohlenstoffintensiv ist als die industrielle Nahrungsmittelproduktion – selbst wenn sie wie in den arktischen Gemeinschaften Kanadas auf fossilen Brennstoffen basiert", sagt Erstautorin Elspeth Ready, Wissenschaftlerin am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie. "Die lokale Nahrungsmittelproduktion verringert auch die Abhängigkeit von Lieferketten, die anfällig für Störungen durch den Klimawandel sind.”

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Klimaschutzmaßnahmen, die die lokale Nahrungsmittelproduktion nicht berücksichtigen, die Emissionsziele untergraben und negative Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit und Gesundheit von Gemeinschaften in abgelegenen Regionen haben könnten, die im Vergleich zu dichter besiedelten Regionen größeren wirtschaftlichen und logistischen Zwängen unterliegen. Voraussetzung für eine erfolgreiche Emissionsminderung ist daher eine an die lokalen Gegebenheiten angepasste Politik. Der im Rahmen dieser Studie entwickelte statistische Modellierungsansatz bildet die Grundlage für ähnliche Studien in anderen Regionen.

Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie


Originalpublikation:

Elspeth Ready, Cody T. Ross, Bret Beheim, and Jenn Parrott: Indigenous food production in a carbon economy, PNAS, 29 July 2024, https://doi.org/10.1073/pnas.2317686121